Hpa-An & Ngapali

Nachdem wir in Nyaungshwe am Inle Lake pünktlich von der Busgesellschaft im Hotel abgeholt wurden, warteten wir auf Plastikstühlen vor dem Office der Busgesellschaft auf das Eintreffen des Busses, welcher uns innerhalb von 14 Stunden und über Nacht in den Süden, nach Hpa-An bringen sollte. Mit Verspätung traf dieser ein, unser Gepäck wurde eingeladen und wir durften im Innern Platz nehmen. Da wir von Jeannine und Adi, welche wenige Monate zuvor genau diese Strecke gefahren sind, vorgewarnt wurden, nahmen wir unsere extra für solche Zwecke mitgenommenen, leichten Schlafsäcke aus dem Gepäck. Unsere beiden Freunde nannten diesen Bus nämlich Gefrierschrank Bus.

 

Zuerst ging aber mal gar nix, denn draussen aufgestapelt waren Duzende von Säcken mit Gemüse, welches verladen werden musste. Irgendwann sah es aber so aus, als ob noch nicht mal die Hälfte der Säcke Platz hätte, das Einladen wurde gestoppt und ein in einen merkwürdigen, wie ein Pyjama wirkenden Anzug gekleideter Herr fuchtelte aufgeregt herum und begann zu telefonieren. Nach rund einer halben Stunde fuhren wir endlich los, kamen aber nur auf die andere Strassenseite, wo der Bus erneut geparkt wurde. Keiner wusste warum und auch keiner warum es nicht los ging. Dann, nach rund 2 Stunden, des Rätsels Lösung: der Bus wäre überladen gewesen mit all den Gemüsesäcken, also haben sie einen modernen, etwas grösseren Bus organisiert und wir alle durften umsteigen, das Gepäck wurde ebenfalls verladen und dann auch im Schneckentempo die Gemüsesäcke. Mit rund 2.5 Stunden Verspätung ging es los. Was dann folgte war kein Gefrierschrank Erlebnis sondern der blanke Horror: Eine Kotzorgie. Asiaten und im speziellen Burmesen scheinen keine Kurve zu ertragen und wir mussten notabene im Dunkeln Bergstrasse fahren. Markus und ich hatten wohlwissentlich bereits Tabletten gegen Reisekrankheit genommen, aber die helfen weder gegen das Geräusch erbrechender Menschen noch gegen den Geruch. Furchtbar. Wir versuchten uns so gut es ging abzuschotten: Mütze bis über die Augen, Mundschutz über Nase und Mund und darunter Tigerbalsam um den fiesen Geruch mit etherischen Ölen fernzuhalten sowie Ohrstöpsel um die Geräusche zu dämpfen. Ich hoffte einfach, dass der hinter mir den Plastiksack trifft und versuchte so gut es ging zu schlafen. Um 9 Uhr in der Früh kamen wir dann in der Ortschaft Hpa-An an und die schreckliche Fahrt nahm ein Ende.

 

Zum Glück waren genügend Zimmer in unserer Unterkunft frei, so dass wir unser Zimmer bereits um 9 Uhr am Morgen beziehen, duschen und anschliessend etwas nachschlafen konnten. Das Zimmer war sicher das unattraktivste auf unserer Reise, aber im obersten Stockwerk und mit Fenster ausgestattet, welches wir öffnen konnten. Leider kam auch hier nicht unbedingt frische Luft ins Zimmer, der bekannte Geruch von Kohlefeuer und Feinstaub drang auch hier ins Zimmer. Was solls, wir waren ja hier um die spezielle Landschaft der Region zu erkunden. Die Ortschaft liegt an einem Fluss, etwa 50km vom Meer entfernt am Fusse des Zwegabin Hill. Die Umgebung wirkt gepflegt, die Landschaft ist hügelig mit Reisfeldern in der Ebene. Besonders bemerkenswert sind die bizarren allein stehenden Felsnadeln, auf deren Spitzen häufig eine Pagode gebaut ist. Wir mieten uns ein Moped und erkunden die Gegend vom motorisierten Zweirad aus.

 

Die drei Hauptregionen Myanmars sind das tropische Niedermyanmar, das grösste Reisanbaugebiet der Welt, das kühlere, trockene Obermyanmar, wo Baumwolle und Gemüse angebaut wird und das für Touristen nach wie vor nicht zugängliche Hochland entlang der Landesgrenzen, wo bis zu fünfeinhalbtausend Meter hohe Berge, reissende Gebirgsströme und undurchdringlicher Dschungel vorherrschen. Hpa-An liegt im Südosten und somit in Niedermyanmar. Wir sind froh hier in der kühleren Jahreszeit (hier nennen sie das Winter) zu sein, denn auch jetzt liegen die Temperaturen bei über 30 Grad. Klimatisch gibt es hier drei Jahreszeiten: Monsun, Winter und Sommer. Wie bereits in einem vorangehenden Reisetagebuch Eintrag erwähnt, verlor Myanmar seine Unabhängigkeit 1886 und wurde eine Provinz Britisch-Indiens. Erst 1943 wurde es formell wieder unabhängig und die Unabhängigkeitsverfassung legte fest, dass einige Minderheitenstaaten, die zur Zeit der Unabhängigkeit existierten, nach 10 Jahren das Recht haben würden, sich von der Union of Burma zu trennen. Leider fand dies nie statt und so kam es immer wieder zu Aufständen. Dadurch verschlechterte sich auch die wirtschaftliche Situation und in den 80er Jahren wurde Myanmar auf die Liste der am wenigsten entwickelten Staaten der Welt aufgenommen. Davon merkt man heute aber nicht mehr so viel, an der Infrastruktur wurde gearbeitet und auch hier hat das Smart Phone die meisten Bevölkerungsschichten erreicht. Ein international bekanntes Gesicht hat Aung San Suu Kyi, sie ist die Tochter des Generals, welcher den Widerstand gegen die britischen Kolonialherren angeführt hatte und selbst Inhaberin des Friedensnobelpreises. Nach jahrelangem Hausarrest ist sie nun in beratender Funktion an der Regierung beteiligt. Damit befindet sie sich aber auf einer Gratwanderung, aus internationaler Sicht setzt sie ihre Stimme zu wenig für die ethnischen Minderheiten im Land ein, gleichzeitig darf sie es nicht mit der derzeitigen Militärregierung verscherzen, damit sie nicht auch noch den letzten politischen Einfluss im Land verliert. Für die Bevölkerung bleibt sie aber eine Hoffnungsträgerin.  

 

Myanmar hat interessanterweise eine der niedrigsten Analphabetenraten von ganz Süd- und Südostasien. Der Grund dafür liegt zum einen in der langen Tradition der buddhistischen Klosterschulen und zum anderen in dem Umstand, dass bereits zur Kolonialzeit ein gut ausgebautes Schulnetz existierte. Natürlich ist das Niveau der Bildung nicht mit westlichen Staaten zu vergleichen, dafür ist mit Ausnahme der Universitäten, Privat- und Oberschulen der Schulbesuch kostenlos und vom 6. bis 10. Lebensjahr besteht Schulpflicht. Kinder gehen hier noch gerne und mit Stolz in die Schule. Viele der jüngeren Generation bringen sich Englisch selber bei und versuchen die erworbenen Kenntnisse wo immer möglich in Gesprächen mit Touristen anzuwenden.

 

Das Birmanische hat mit den Sprachen der Nachbarvölker keine Gemeinsamkeiten und auch die Dialekte der jeweiligen Ethnien unterscheiden sich gewaltig. So ist Burmesisch die einzige gemeinsame Sprache. Myanmar ist ein Vielvölkerstaat und hat ungefähr 60 Millionen Einwohner, davon sind 50% jünger als 20 Jahre und rund 75% leben auf dem Land. Die drei grössten Volksgruppen (es gibt mehrere Duzend) sind die Birmanen, die Karen und die Shan. Die Birmanen machen zwei Drittel der Gesamtbevölkerung von Myanmar aus und sie leben vor allem vom Nassreisanbau. Heute dominieren sie kulturell und politisch das Land. Die Karen (rund 6% der Bevölkerung) leben in den weniger fruchtbaren Bergregionen im Osten, wo sie mehrheitlich vom Ackerbau leben. Die Shan (rund 10% der Bevölkerung) wiederum sind eng mit den Thais verwandt und können auf eine jahrtausendalte Geschichte zurückblicken. Die Shan besitzen mehrheitlich einen höheren Zivilisationsstand, da viele von ihnen an englischen Schulen ausgebildet worden sind. Den Frauen sagt man nach, besonders emanzipiert zu sein.

 

Wir erleben die Birmanen als gläubige Menschen, welche sich an die fünf Gebote für Laien halten (Schonung des Lebens, Nicht stehlen, Meiden des Ehebruchs, Wahrhaftigkeit, Meiden von Alkohol). Wir fühlen uns durchwegs sehr sicher in diesem Land, auch wenn es zugegebener Weise nerven kann, wenn man um 4:30 Uhr vom Gebets-Singsang des nahegelegenen Klosters geweckt wird, welches stark an einen Muezzin erinnert , aber eine volle Stunde in Kirchenglockenlautstärke erschallt. Heute gehören in Myanmar 89% der Bevölkerung dem Theravada Buddhismus an und der Buddhismus prägt die gesamte Kultur und das alltägliche Leben . Er ist mehr als eine Religion, er verkörpert eine eigene Lebensform. Viele Dörfer haben eigene kleine Klöster mit Klosterschulen. Die Ablehnung des Kastensystems durch den Buddhismus bewirkte, dass sich in Myanmar ein sozialer Austausch zwischen der grossen Mehrheit der Bevölkerung, den Bauern und der kleinen Oberschicht vollzog. Ein Kloster ist übrigens grundsätzlich einstöckig weil nach dem Gesetz niemand über einem anderen sein kann, der Kopf soll das Heiligste und Oberste eines Menschen bleiben.

 

Uns begegnen viele Mönche, aber auch Nonnen. Es ist bis heute Brauch, dass ein Knabe für einige Zeit in ein Kloster eintritt. Er kann jederzeit auch als Erwachsener, ins Kloster zurückkehren. Dort ist der Novize der Diener der Mönche. Der Mönch gelobt Zölibat und Armut. Etwas befremdlich jedoch ist die Tatsache, dass sich der Mönch nicht für die Geschenke die er von Gläubigen erhält bedankt, vielmehr muss der Gebende dankbar sein, dass er mit seiner Grosszügigkeit gegenüber den Mönchen etwas für sein Seelenheil tun konnte. Daher nehmen die Mönche im öffentlichen Leben eine herausgehobene Stellung ein. Ein Mönch bekommt immer den besten Platz zugeteilt und kann die Verkehrsmittel häufig umsonst benutzen. So beobachten wir auch wie Mönche fliegen, Übergepäck gratis einchecken können und ihre Marken Sonnenbrillen genau wie luxuriöse Uhren spazieren führen. Natürlich haben sie auch Smartphones und ein bisschen Eitelkeit darf nicht fehlen, auch unter den Mönchen ist die Selfie Manie ausgebrochen. Nur die Mönchsrobe scheint gleichbleibend schlicht zu bleiben. Die Nonnen leben im Vergleich sehr viel einfacher und sind oft Analphabetinnen. Sie tragen rötlichgelbe oder rosarote Gewänder und auch ihr Kopfhaar ist geschoren. Sie stehen aber in der religiösen Hierarchie und in der gesellschaftlichen Reputation weit unter den Mönchen.

 

Während der Eintritt ins Koster eines der wichtigsten Ereignisse im Leben eines Jungen ist und mit grossem Fest begangen wird, so ist das Ohrloch Stechen für Mädchen ein bedeutsamer Tag. Durch diese Zeremonie wird das Mädchen offiziell als Frau in die Gesellschaft eingeführt, der Tag wird wie bei den Jungs von einem Astrologen bestimmt und erfolgt mit rund 13 Jahren. Die Einehe ist die Regel, obwohl der Buddhismus die Polygamie nicht verbietet. Die Ehe in Myanmar gründet sich auf die Gleichberechtigung beider Partner und ist zivil, nicht religiös. Die Frau behält nach der Heirat ihren Namen und nach der Hochzeit zieht der Ehemann in das Haus seiner Schwiegereltern und arbeitet für diese. Erst wenn das Paar ein Kind erwartet, nimmt sich das Paar eine eigene Wohnung. Rechtlich ist die Frau dem Mann gleichgestellt, nicht aber in religiöser Hinsicht. So wird mir der Buddhismus zunehmend unsympathischer, die Benachteiligung der Frau scheint in allen grossen Weltreligionen Tradition zu haben. Die Frauen in Myanmar gelten aber rechtlich gesehen als die freisten in Asien und werden auch heute noch als Rückgrat des Landes bezeichnet. Die meisten Kleinhändler in Myanmar sind Frauen und die Tochter erbt in gleichem Umfang wie ihre Brüder.

 

Auf unseren Erkundungsfahrten in die Umgebung von Hpa-An sehen wir Reisfelder, auf welchen grüne Schösslinge spriessen und gelegentlich sogar Wasserbüffel grasen bzw. durch Wasserkanäle waten. Wir besuchen das Kyauk Ka Lat Kloster, welches idyllisch auf einer spitzen Felsnadel in einem künstlichen See thront. Erst umrunden wir den See und begeben uns dann über die Brücke auf die Insel. Der See ist umgeben von Reisfeldern und majestätischen Karstfelsen und der Blick von der Terrasse der Stupa ist wirklich schön. Leider meint es aber das Schicksal nicht so gut mit uns und so werden wir just als wir oben angelangt sind von einem Schwarm Tauben verschissen. Ja man kann es anders nicht sagen. Markus Bein konnte ich mit feuchten Waschlappen reinigen, mein alter verfärbter Schal, welcher das Schlimmste Übel von meinem Rucksack abgehalten hatte, konnte ich nach dieser Attacke gleich wegwerfen. Trotz allem wollten wir uns die Laune nicht verderben lassen und so erkundeten wir als nächstes die Saddan Höhle. In der Umgebung von Hpa-An gibt es unzählige Höhlen zu besichtigen, viele haben auch Aussichtsplattformen und sind gleichzeitig religiöse Stätten oder mit Pagoden kombiniert. So zum Beispiel auch die Kaw Ka Taung Höhle.

 

Die Fahrt über die staubige Erdstrasse und durch spriessende Reisfelder zur Saddan Höhle war sehr schön. Der Höhleneingang befindet sich auf der Vorderseite des Berges und man betritt die heilige Höhle (notabene mal wieder barfuss) durch einen grossen natürlichen Felsbogen. Licht dringt hier noch weit in die Höhle vor, in welcher unzählige Buddha Statuen stehen, aber auch eine Stupa sowie ein mit blinkenden LED Lichtern umgebener liegender Buddha (über Geschmack lässt sich streiten) finden sich unterm natürlichen, sehr hohen Dach der Höhle. Noch immer barfuss (die Schuhe in einem Plastiksack im Rucksack verstaut) geht man durch die teils ausgeleuchtete, rund 1km lange Höhle. In den dunklen Überhängen der enorm hohen Höhlendecke hört man Fledermäuse, ihr Geruch ist nicht zu ignorieren und ihre Hinterlassenschaften auf dem Boden ebenfalls nicht, die Schuhe anziehen darf man deswegen noch lange nicht, man ist ja in einer heiligen Höhle. Auf der anderen Seite kommt man an einen kleinen See und für 1 USD pro Nase wird man über den See, dann durch eine kleine Höhle und zuletzt entlang eines Reisfeld Bewässerungskanales gerudert und ist dann noch rund 500 Meter vom Höhleneingang entfernt. Eine durchaus schöne Sache.

 

Ein weiteres Highlight war der Besuch der Bat Cave. In der Abenddämmerung erreichen wir diesen Felsen am Flussufer auf der anderen Seite von Hpa-An. Auch hier führt eine Metallleiter hoch zu einer Stupa, welche auf einer Kanzel des Karstberges thront. Natürlich macht man auch diesen Aufstieg ohne Schuhe, doch die Aussicht ist schön und wir geniessen das Abendrot. Allerdings sind wir hier wegen eines anderen Spektakels, welches sich kurz nach Sonnenuntergang unterhalb der Metalltreppe ereignet. So ergattern wir uns rechtzeitig einen guten Platz auf der Plattform der unteren Stupa und harren der Dinge die da kommen sollten. Langsam füllt sich der Platz unterhalb der Stupa mit den wenigen westlichen und mehrheitlich einheimischen Touristen und alle schauen gebannt auf den schmalen Höhleneingang. Dann plötzlich kommt die erste Fledermaus raus, dann die zweite, dann mehrere und am Ende ein riesiger nicht mehr enden wollender Schwarm von hunderttausenden kleiner Fledermäuse. Einheimische Pagodenwächter haben sich beim Eingang aufgestellt und schlagen in einem langsamen Rhythmus mit Stangen auf Plastiktonnen. Was das genau soll ist uns nicht klar, aber der Schwarm fliegt jedes mal hoch, bei jedem Schlag. Und noch mehr und noch mehr Fledermäuse fliegen aus der Höhle hinaus. Das Spektakel dauert sicher 20 oder mehr Minuten und wir schauen gebannt auf diesen nicht mehr enden zu wollenden Strom von in die Nacht fliegenden Fledermäusen. Die Luft ist geschwängert vom beissenden Ammoniakgeruch der Fledermäuse. Es ist schon dunkel, als die Anzahl geringer wird und sich die Zuschauer des allabendlich stattfindenden Naturspektakels langsam nach Hause begeben.

 

Am letzten Morgen wollen wir den Zwegabin Hill bezwingen. 3000 steile Treppen führen in rund zwei Stunden auf den 723 Meter hohen Berg, möglichst früh morgens wollen wir wegen der unangenehm drückenden Temperaturen los und hoffen auf eine einigermassen gute Sicht, trotz des Morgendunstes. Leider wird da nix draus, denn in der Nacht wurde mir übel und schwindlig. Ich muss mich zwar nicht übergeben, fühle mich aber extrem schwach, hatte Magenkrämpfe und leichtes Fieber. Was soll das denn nun schon wieder? Markus verwöhnt mich mit frisch geschälten kleinen Apfelstücklein und den Rest des Tages bleiben wir im Bett. Gegen Abend fühle ich mich etwas besser, doch wie sollte es anders sein, mit 24 Stunden Verzögerung zeigen sich bei Markus die gleichen Symptome. Am Morgen schleppt er sich auf schwachen Beinen zur Busstation und legt sich auf der Bank bei der Bushaltestelle gleich wieder hin.

 

Während wir auf den Bus warten, beobachten wir wie das System der lokalen Moped Taxis funktioniert. An einem Baum ist ein Nagelbrett angebracht, an welchem kleine Täfelchen hängen. Einer scheint der Chef der Taxigesellschaft zu sein und macht die Zuteilung. Ausserdem ruft er auch jedes Mal aus "Bus come", um nur kurz danach an uns gewannt zu sagen "not bus you" (wir hatten ihm unser Busticket gezeigt, um sicher zu sein unseren Bus nicht zu verpassen). Wenn ein Moped Taxi Fahrer vorfährt, parkt er sein Moped vorbildlich am Strassenrand, hängt sein Täfelchen auf und meldet sich beim Chef. Sobald ein lokaler Bus vorfährt und Passagiere aussteigen, verhandelt der Chef mit den Passagieren und teilt die Moped Fahrer zu. Der Fahrer nimmt dann wieder sein Täfelchen vom Nagelbrett und steigt auf sein Moped, um es zu stabilisieren, während die Fahrgäste aufsteigen. So beobachten wir auch wie eine Grossmutter, ihre Tochter mit Baby und ein Kleinkind aus dem lokalen Bus kommen und so ein Moped Taxi besteigen. Erst werden die Einkaufstaschen links und rechts an die Lenkstange gehängt, dann steigt die Tochter auf und setzt sich dicht hinter den Fahrer, übernimmt das Baby von der Grossmutter, das Kleinkind steigt vorne zwischen die Beine des Fahrers und hält sich an der Lenkstange fest und die Grossmutter nimmt im Damensattel ganz hinten auf dem Sitz platz, der grosse Einkaufskorb auf dem Schoss und die Handtasche elegant am Arm hängend. Und dann brausen sie davon.  

 

Im bequemen VIP Bus geht es innerhalb von rund 6 Stunden nach Yangon. Zum Glück muss auch Markus sich nicht übergeben, fühlt sich aber ähnlich übel wie ich vor 24 Stunden. Irgendwie scheint diese Reise durch Myanmar gesundheitlich nicht unter einem guten Stern zu stehen. Ursprünglich war ja auch noch ein Zwischenstopp beim Goldenen Felsen (Kyaikhtiyo Pagode) geplant, doch durch die krankheitsbedingte Verzögerung am Anfang unseres Aufenthaltes im Land haben wir diesen aus dem Programm gestrichen. Nach der Ankunft am Busterminal in Yangon, finden wir zum Glück nach kurzen Verhandlungen ein Taxi zu einem annehmbaren Preis. Auf der Taxifahrt vom Busterminal bis ins Hotel hält der Taxifahrer unvermittelt an, da er noch ein Paket ausliefern muss, ich entdecke derweil einen Früchtestand am Strassenrand und renne ebenfalls raus um Äpfel und Bananen zu kaufen. So kann ich nun Markus mit eben diesen im Hotel verpflegen. Das Airport Hotel erweist sich als durchschnittlich, doch das Zimmer ist geräumig und die Betten bequem. Die Rezeptionistin ist kompetent und freundlich und bestätigt unsere Flüge für den nächsten Tag nach Thandwe an der Küste des Golf von Bengalen. Zum Glück dauert die schlimmste Phase der Magen/Darm Verstimmung auch bei Markus nur 24 Stunden an und so fühlt auch er sich am nächsten Morgen bereits besser, die Nachwirkungen dauern aber bei beiden noch einige Tage an und die Lust auf einheimisches Essen ist uns in Folge komplett abhanden gekommen.

 

Der Flug mit Golden Myanmar Air verläuft gut und wir bekommen auf dem knapp einstündigen Flug sogar Tee und ein Gebäck serviert. Der Flughafen von Thandwe ist sehr klein und überschaubar und so finden wir den Welcome Desk unserer Unterkunft sofort. Ab da erleben wir den vollkommenen Service. Wir werden begrüsst, zur Immigration begleitet (da es sich um den Rakhine Staat handelt, müssen sich Touristen registrieren lassen) und ein Angestellter sucht unser Gepäck im Haufen, welcher vor der Ankunftshalle aufgebaut wird. Kurze Zeit später sitzen wir in einem ulkig anmutenden Gefährt, eine Art Holzhäuschen mit Rattansofa auf einem kleinen Lastwagen aufgebaut, und fahren rund 30 Minuten bis zu unserem Hotel, dem Art of Sands. Es sei schon mal vorab genommen: wir können diese Unterkunft vorbehaltslos empfehlen.

 

Wir werden mit einem Willkommenssaft begrüsst und dürfen die Registration auf einem bequemen Sofa erledigen, während uns die nette Empfangsdame in bestem Englisch Informationen zum Resort gibt. Anschliessend führt sie uns aufs Zimmer, klassisches und perfektes Rooming und weitere Informationen. Das Zimmer entpuppt sich als Junior Suite mit Teil-Meerblick und ist wunderschön eingerichtet, hat zwei Balkone mit Liegestühlen und ein grosses, bequemes Bett mit perfekt umschliessendem Moskitonetz, ein Sofa und ein Schreibtisch. Das Badezimmer ist ähnlich grosszügig gestaltet und die in Porzellan Flaschen gereichten Pflegeprodukte sind wirklich gut, sogar ein Meersalz Peeling ist dabei. Wir merken schnell, dass hier alles durchdacht ist und Wert aufs Detail gelegt wird. So wird jedem Gast eine Sigg Flasche für den Aufenthalt zur Verfügung gestellt, welche an der eigens im Zimmer aufgestellten, unauffällig verkleideten Wasserstation mit Trinkwasser aufgefüllt werden kann. So soll unnötiger Plastikmüll vermieden werden, unnötig zu erwähnen, dass es für Drinks auch keine Plastik Strohhalme gibt. Wir fühlen uns sofort wohl und freuen uns, dass wir etwas mehr Geld in die Hand genommen haben (160 CHF pro Nacht und Zimmer inklusive sensationellem Frühstücksbuffet) und uns diesen Abschluss unserer Reise gegönnt haben.

 

Die Ortschaft Ngapali liegt am Golf von Bengalen, rund 8km südlich von Thandwe an einem sieben Kilometer langen Strand mit hügeligem Hinterland. Die Strasse führt weiter nach Süden und nach weiteren 8km ist der Fischerort Lone Thar erreicht. Wenig vorher, direkt gegenüber Pearl Island befindet sich unser Resort an einem 5km langen feinsandigen, hellen Sandstrand. Pearl Island bietet angeblich gute Tauch und Schnorchel Reviere, am Strand selbst ist eher weniger los und nur einmal verirrt sich ein bunt gestreifter Fisch in unsere Nähe. Ngapali Beach ist der bekannteste Badeort Myanmars und einige reiche und hochstehende Myanmaren haben hier ihre Ferienhäuser. Ansonsten reihen sich hochpreisige Resort aneinander, aber allesamt flach gebaut und gut in die schöne Umgebung eingefügt. Auch wenn hier also einige Resorts gebaut wurden, so handelt es sich um verhältnismässig kleinere Anlagen und im Verhältnis zur Grösse des Strandes hat man hier auf keinen Fall das Gefühl der Strand sei überlaufen, im Gegenteil. Gelegentlich trifft man auf Einheimische welche den Touristen gegenüber sehr aufgeschlossen sind, Obst verkaufen oder mit ihren kleinen, bunten Fischerbooten aufs Meer hinausfahren. Gerne bieten Sie den Touristen auch eine Überfahrt zur Pearl Island oder einen Schnorchel Ausflug in ihren Booten an. Ansonsten gibt es ein gemächliches Treiben entlang der einzigen Strasse, wo sich auch einige Souvenirshops, kleine Geschäfte und lokale Restaurants angesiedelt haben. Ein Nachtleben fehlt ganz, was aber auch schön ist, denn so ist es herrlich ruhig. Wenn wir des nachts die Fenster öffnen dringt nur eine angenehm kühle Meeresbriese und das Rauschen der Wellen herein.

 

Wir erholen uns gut, Tag für Tag geht es unseren Mägen besser und so können wir uns auch an dem sensationellen Frühstücksbuffet erfreuen, welches im Restaurant auf der Terrasse über dem Meer serviert wird. Der Infinity Pool ist wunderschön angelegt, überhaupt ist die ganze Anlage top und ich liebe den Blick ins Grün der hohen Palmen, welche sich malerisch gegen das Blau des Himmels abzeichnen. Bequeme Liegen finden sich auch am Strand unter Sonnenschirmen und wir bekommen langsam eine schöne Sommerbräune. Ich gönne mir im Spa eine Massage sowie Maniküre/Pediküre und wir unternehmen Spaziergänge am Meer. Zudem besuche ich eine Klasse Sunset und Sunrise Yoga im benachbarten Resort und beide lesen wir viel und können herrlich entspannen. Manchmal gehen wir einfach so im Meer schwimmen und manchmal nehmen wir die vom Resort zur Verfügung gestellten LKW Reifenschläuche und gondeln halb im Wasser sitzend herum. Ruhe und Erholung. Am Morgen trübt kein Windchen die spiegelglatte Oberfläche des kaum Brandung aufweisenden Meeres, gegen Mittag frischt der Wind auf, die Oberfläche wird kabbelig und der Wellengang nimmt zu und gegen Abend weht ein recht ordentlicher Wind, der rund eine Stunde nach Sonnenuntergang wieder abflaut. Die Temperaturen sind mit 28 Grad tagsüber angenehm warm und in der Nacht kühlt es auf rund 18 Grad ab, was die Nutzung der Klimaanlage unnötig macht.

 

Die Sonnenuntergänge sind nicht so spektakulär, der rote Ball geht nicht im Meer unter, sondern irgendwo oberhalb im Dunstschleier über dem Horizont, dennoch trübt kein Wölklein das Blau des Himmels. Viel faszinierender ist aber das klare Wasser, mit schönem Türkis und Blau. Der Strand wird im Laufe der Gezeiten mal breiter, mal schmaler, aber wir befinden diesen Strand als einen der schönsten, den wir bisher sahen. Auch wird von den Resorts auf Sauberkeit geachtet, jedes Resort hat sein eigenes Team, welches während der Ebbe Plastik, und anderen Müll der angeschwemmt wird, einsammelt und dadurch werden auch Touristen dazu animiert, es ihnen gleich zu tun. So hat es am Strand nichts was die optische Perfektion stört, nur die speziellen Kunstwerke im Sand, durch die kleinen Krabben geschaffen, können bewundert werden. Herrlich ist auch, dass das Schwimmen im Meer vollkommen ungefährlich ist, quasi Kindersicher, denn der Strand fällt verhältnismässig langsam ab, die Brandung ist moderat und gefährliche Strömungen gibt es nicht.

 

Zu einem wirklichen Traumstrand braucht es aber mehr als nur feinen, weissen Sand und türkisblaues Wasser. Ein paar optische Highlights müssen das Gesamtbild abrunden und am Ngapali Beach blickt man auf die imposanten Palmen im Hintergrund, während auf der Wasserseite die zahlreichen bunten Fischerboote vor der Kulisse einer unbewohnten Insel ein tolles Bild abgeben. Nur gut ist die Anreise aus Europa etwas kompliziert, denn ohne Umsteigen in Bangkok und Yangon kommt man hier nicht hin. Daher hoffen wir, dass sich diese Kleinod am Golf von Bengalen noch lange seine einzigartige Schönheit bewahren kann.

 

Wir haben den Abschluss unserer Südostasien Reise sehr genossen und hoffen, dass sich Myanmar weiterhin auf eine gesunde Weise zu einer nachhaltigen Tourismusdestination entwickeln wird. Den freundlichen Menschen wünschen wir von Herzen nur das Beste und auch, dass ihre Regierung einen für alle gleichermassen guten Weg in die Zukunft findet. Jetzt sind wir für eine letzte Nacht ins Flughafenhotel in Yangon zurückgekehrt und fliegen morgen zurück in die Schweiz. Wir freuen uns auf unsere Heimat, Freunde und Familie. Wir freuen uns aufs Wiedersehen mit Euch allen - bis bald.