Urlaub 2014

4 Wochen Zeit und ein Ziel: das Nordkap. Auf 71°10‘21‘‘ Nord liegt dieser kahle Fels, nördlicher als man in Alaska fahren kann, auf der Höhe des ewigen Eises Grönlands. Dies im Hinterkopf habend, ist es umso beeindruckender dort zu sein.

Wir sind mit Schiff und Zug via Helsinki nach Rovaniemi gefahren, von dort ging es mit unserer Susi (Suzuki Bandit, einer "Goldwing für Arme", denn das Gepäck war wie ein Sofa, welches mir ermöglichte auf dem Soziussitz sogar einzuschlafen ohne runterzufallen) Richtung Norden. Durch Finnland, via Inari nach Kirkeness in Norwegen, unweit der Russischen Grenze. Während in Finnland noch Sonnenschein und brütende Hitze vorherrschte, welche unsere Lederkleidung zu einer privaten Sauna werden liess, zogen am Nordmeer die ersten Wolken auf und diese Regenwolken begleiteten uns die darauffolgenden 3 Wochen. Einer der Gründe warum wir die Idee, eine Weltreise mit dem Motorrad zu unternehmen, verwarfen: man ist so unflexibel in der Schutzbekleidung, hat kaum Stauraum auf dem Motorrad und ist dem Wetter gnadenlos ausgesetzt.

Bei heftigsten Winden erreichten wir Honningsvag und in der Nacht (in der es nicht dunkel wurde) ertrugen wir heftigen Regen, blieben im Zelt aber trocken und dank Skiunterwäsche (Sommerurlaub!) auch warm. Am darauffolgenden Tag dankten wir dann aber dem Wind, welcher die Wolken für ein paar Stunden verbliess und uns einen herrlichen Blick auf das Nordkap freigab.

Unsere Motorrad Tour führte uns weiter durch den vielleicht schönsten Küstenort im Norden: Alta (seit der Steinzeit bewohnt, wie uralte Malereien bezeugen & mit wunderschönem Hochfjell und Canyon direkt im Hinterland, herrlich zum Wandern) und durch die nördlichste Universitätsstadt: Tromso. Mit Fähren ging es zu den Inseln Senja und Andoya und wenn uns die Sonne hold war, genossen wir Ausblicke auf herrliche Felsformationen, weissen, feinen Sandstrand und kristallklares Wasser. Natürlich konnte ich es mir nicht nehmen lassen, Schwimmen zu gehen. Eine wirkliche Erfrischung - brr - und das zwischen zwei Regengüssen (und zur Freude vieler fotografierender, asiatischen Touristen, welche sich nur grad eben mal getrauten die Füsse ins kalte Wasser zu halten).

Die Lofoten müssen wir wohl nochmals besuchen, denn ihre Schönheit zeigte uns diese Inselgruppe nur in den ersten und letzten Stunden, dazwischen regnete es und die Wolken hingen tief, sehr tief, Nebelsuppe pur. Von dort ging es (bei schönstem Sonnenschein) mit einem Postschiff der Hurtigruten über den Polarkreis nach Trondheim (mit wunderschöner Altstadt) und weiter nach Bergen. In der letzten Woche erkundeten wir den Sognefjord mit der Stabkirche Vikoyri, wurden von der modernen Hardangerbrua (eine Sehenswürdigkeit, wie wir später erfuhren: man fährt erst durch einen bunt beleuchteten Tunnel und dann ist man plötzlich auf dem Fjord, für die Fahrradfahrer gibt es sogar eine eigene Spur) überrascht und liessen uns (trotz beissender Kälte im Sommer) von der kargen Schönheit der Hardanger Vidda zwischen Eidfjord und Geilo faszinieren. Die Rückreise traten wir per Schiff (Fähre) und Zug (Autoverlad) ab Oslo an.

Wir möchten diesen Urlaub nicht missen. Auch wenn das Wetter im "Jahrhundertsommer Skandinaviens" auf unserer Route nicht so mitgespielt hat, so haben wir uns dennoch in Skandinavien verliebt, und trotz, oder gerade wegen, manchmal widrigen äusseren Umständen ist auch unsere Liebe gewachsen und gefestigt worden. Die Bilder geben hoffentlich einen kleinen Einblick in die herbe Schönheit Nordeuropas.