Bagan & Inle Lake

Bagan hat rund 3000 Einwohner und liegt am Ostufer des Flusses Ayeyarwady in Zentralmyanmar. Von Yangon aus fahren wir erst wieder lange der 4-spurigen, gut ausgebauten Autobahn entlang, welche Yangon mit Mandalay verbindet. Super Strasse und kaum ein Auto. Lustig ist ja auch, dass fast alle Fahrzeuge rechts gesteuert sind (also für den Linksverkehr gebaut wurden), in Myanmar aber wie bei uns Rechtsverkehr herrscht. Nach einer guten 8-stündigen Busfahrt, welche uns durch trockene aber schöne Savannenlandschaft führte, kommen wir in diesem staubtrockenen Winkel des Landes an. Noch immer etwas angeschlagen, ist es umso wichtiger uns vor dem unglaublich feinen Sand (man kann es auch beim Namen nennen: Feinstaub) zu schützen, der da die Luft verdichtet.

 

Nach einer kurzen Verhandlung mit einigen Taxifahrer, war dann doch einer bereit uns zum staatlich festgelegten (grosses Plakat) Preis zum Hotel zu fahren. Während wir die Bevölkerung als äusserst freundlich kennen lernen, scheinen die Taxifahrer bereits erkannt zu haben, dass man mit Touristen Geld machen kann. Erst nennen sie einen völlig überrissenen, unrealistischen Preis, verneint man, kommt die Frage, was man den bereit sei zu zahlen, nennt man den Preis, von dem man weiss, dass er angemessen ist, verdrehen die ihrerseits wieder die Augen, doch wenn man dann demonstrativ losmarschiert kommen sie doch hinterher und bieten einen Preis der zwar immer noch höher als erwartet, aber dennoch akzeptabel ist. Wie auf dem Bazar. Grab (das asiatische Uber) funktioniert nur in den Grossstädten.

 

Unser Hotel liegt etwas ausserhalb von Nyaung U (ungefähr auf halber Strecke zwischen Busbahnhof/Flughafen und Bagan). Wir bekommen ein süsses kleines, neuwertiges und liebevoll eingerichtetes Zimmer zugeteilt. Auf der Dachterrasse wird sowohl das Frühstück, als auch das Abendessen serviert. Wir bestellen uns Pasta und die schmecken wirklich gut, irgendwie haben unsere Mägen noch keine Lust auf einheimische Kost. Der Blick über die Trockenbuschlandschaft ist schön, doch die Luft ist so voller Staub, dass die Sicht recht begrenzt ist, dafür wird dadurch die untergehende Sonne zu einem roten Ball. Man sieht nah und fern viele Rauchfahnen diverser Feuer, wo alles mögliche verbrannt oder schlicht und einfach die Abendmalzeit gekocht wird. Durch das radikale Abholzen während der Königszeit im 11. Jahrhundert ist das Gebiet um Bagan weitgehend versteppt und gehört noch heute zu den trockensten Teilen Myanmars. Das Holz wurde damals verwendet, um die Ziegel für den Tempelbau zu brennen, die landschaftliche Nutzung des Landes ist heute beschränkt auf den Anbau von Erdnüssen, Sesam und Tabak und daher ist auch das Land verhältnismässig dünn besiedelt. Der Blick auf die Ebene vor uns ist friedlich und auch die kommenden Tage spüren wir diese Ruhe, es ist nicht viel los, alles sehr beschaulich. So geniessen wir den ersten Sonnenuntergang in Bagan mit Blick auf die entfernte aber beleuchtete Spitze (Stupa) der Shwezigon Pagode von Nyaung U, verziehen uns dann aber alsbald in unser kleines Zimmer, da wir nicht nur müde sind, sondern die Luftqualität bei uns zu Atembeschwerden bzw. Hustenreiz führt.

 

Die nächsten drei Tage erfreuen wir uns täglich besserer Gesundheit und langsam kehrt auch die Unternehmenslust wieder zurück. Wir mieten einen Elektro Roller (ca. 25km/h - 8h Batterieleistung) und tragen brav unsere Gesichtsmasken. Wir sind dabei nicht die einzigen, viele der westlichen, einheimischen und asiatischen Verkehrsteilnehmer machen dies ebenfalls und genauso viele haben auch einen unschönen Husten. Abgesehen von der Luftqualität hat uns diese Gegend aber sehr gefallen. Die Leute leben hier noch sehr ursprünglich und ihren Traditionen verbunden, sind gastfreundlich, offen aber nicht aufdringlich. Bagan zählt zu den grössten archäologischen Stätten Asiens. 1975 ereignete sich ein grosses Erdbeben und viele der kleineren Tempel wurden zerstört, grössere bekamen Risse. Auf einer Fläche von 36km2 sind über 5000 Ruinen zu besichtigen, von denen ein paar Dutzend im alten Stil wiederhergestellt wurden. Ständig kommen weitere dazu, von Gläubigen gespendet. 1990 befahl die Militärregierung den Abbruch des Dorfes Bagan (heute bekannt als Alt Bagan) und innert weniger Wochen wurden die Bewohner aufgefordert ihre Häuser zu verlassen und 5km südlich wieder aufzubauen (heute Neu Bagan oder eben Bagan). Hier finden sich nebst Nyaung U auch die meisten Hotels. Drei Strassen verbinden heute wie ein Dreieck die Orte Nyaung U mit Alt und Neu Bagan, doch das Verkehrsaufkommen auf diesen ausgezeichneten Strassen ist gering.

 

Bagan wurde im 2. Jahrhundert nach Christus gegründet und im Jahre 849 besass Bagan (unter dem 34. König) eine Stadtmauer mit 12 Toren und einem Wassergraben. Der Fluss Ayeyarwady verband Bagan mit dem Meer und öffnete das Land dem Handel im indischen Ozean. Es bestanden enge Kontakte zu den Nachbarländern und Sri Lanka. Schon im 1. Jahrhundert nach Christus fand der Buddhismus seinen Weg in dieses Land und zwischen 1044 und 1077 erklärte der König Anawrahta den Theravada Buddhismus zur Staatsreligion. Neben dem Buddhismus existierte damals eine Volksreligion, die Verehrung von Nats. Nats sind Naturgeister, aber auch Geister von Personen, die eines gewaltsamen oder tragischen Todes gestorben waren. Sie haben alle ihren Wohnsitz am Mount Popa, 70km von Bagan entfernt. Der Mount Popa ist ein erloschener Vulkan, die Nat Kultur ist aber sehr lebendig. In vielen Pagoden und Tempeln und in den Dörfern sieht man ein Nat-Sin, ein Schrein für die Nats mit Figuren, die mit Stoff und buntem Tüll bekleidet sind. Ihnen werden Blumen, Wasser und Reis geopfert. Der tolerante Buddhismus hat diesen Relikten des Animismus bis heute einen Platz in der religiösen Welt eingeräumt. Gebildete Buddhisten distanzieren sich jedoch von diesen Ritualen. Monatsanfang in Myanmar ist übrigens immer der erste Tag des Vollmondes, auch hat Myanmar seine eigene Zeitrechnung. So haben viele Birmanen drei Kalender auf ihrem Smartphone: den burmesischen, den buddhistischen und den westlichen, wobei der westliche im Geschäfts- und Alltagsleben massgebend ist.

 

Mit wenigen Ausnahmen stammen die meisten Bauwerke in Bagan aus der Zeit von König Anawrahta. Tempel und Pagoden wurden mit Holz und Ziegel gebaut, doch die hölzernen Tempel wurden später zerstört und so blieben nur die Ziegel Pagoden stehen. Die rege Bautätigkeit zehrte an den finanziellen Kräften des Staates und führten zu einer inneren Schwäche. Bald schon mussten einige der Bauwerke wieder abgerissen und das Material für Wälle und Befestigungsbauten zum Schutze gegen die Mongolen verwendet werden. Doch die reine Anzahl noch stehender Pagoden und Stupas ist überwältigend, und heute der Grund warum Touristen hier einige Tage verbringen und seit neustem auch gerne in einem Heissluftballon am frühen Morgen über die Tempel hinwegschweben. Wir geniessen die Besichtigungen zu Fuss und mit dem Elektro Roller, der uns auch problemlos über die kleinen Feldwege und Staubstrassen zwischen den einzelnen Pagoden und Tempeln bringt. Schöne Farbkontraste setzen neben den blühenden Büschen auch die birmanischen Marionetten Puppen, welche an vielen Verkaufsständen und von den Ästen der wenigen Bäume hängen. Die Figuren sind aus Holz geschnitzt, rund 30-60cm gross und werden mit mindestens neun, manchmal auch über zwanzig Fäden bewegt. Das birmanische Marionettentheater hat sich relativ unabhängig von kulturellen Einflüssen anderer Länder entwickelt und verdiente Puppenspieler wurden geadelt und reich beschenkt.

 

Eine andere Tradition, welcher wir hier regelmässig begegnen, ist die Lackkunst. Es ist nicht genau bekannt ab wann Lack in Myanmar verwendet wurde, aber schon Marco Polo berichtete im 13. Jahrhundert über die Verwendung von Lack in der Innenarchitektur und bei der Herstellung vieler Gebrauchsgegenstände in Peking. Aus China soll die Lacktechnik 1058 ihren Weg nach Bagan gefunden haben. Der Lack wird als Saft des in den Bergen wild wachsenden Lackbaumes gewonnen. Alle Lackarbeiten besserer Qualität haben einen Kern aus Pferdehaargeflecht, die einfacheren aus Bambusgeflecht. Das Geflecht wird mit mehreren Schichten Lack überzogen, getrocknet, verfugt und geschliffen. So entsteht ein Gefäss von glänzendem Schwarz. Es wird dann ein Muster aus dickflüssigem Lack aufgetragen, so dass es sich reliefartig abhebt. Nach dem Trocknen wird das ganze Gefäss mit einer Schicht aus rotem Lack überzogen und dabei wird von den erhabenen Ornamenten die rote Schicht weggenommen und der schwarze Untergrund freigelegt. Eine weitere Art farbiger Verzierung entsteht dadurch, dass man mit einem Stichel das gewünschte Muster in die glatte, schwarze Oberfläche des Gefässes eingraviert. Wir beobachten wie das ein Künstler mit seinen Füssen macht, da ihm Arme und Hände fehlen. Wahre Kunst und Kunstfertigkeit.

 

Innerhalb des von Indien massgeblich beeinflussten südostasiatischen Kulturraums erscheint die Baukunst in Myanmar am eigenständigsten. Wir begegnen hier Stupas, Tempeln, Pagoden und Klöstern. Am Anfang ist es etwas verwirrend diese verschiedenen Bauwerke auseinander zu halten, da Stupas auch in Pagoden anzutreffen sind. Doch zum Glück finde ich in meinem Reiseführer eine einfache Erklärung: In der westlichen Literatur wird die Bezeichnung Pagode für die Gesamtheit der Sakralbauten verwendet, bezeichnet aber damit den Stupa. Der Stupa (oder Chedi) ist für die Gläubigen nicht zugänglich, beherbergt eine Reliquienkammer und dient als Erinnerungsmal. Im Unterschied dazu kann man in einen Tempel hineingehen. Der Stupa wird auf einem reich verzierten quadratischen oder polygonalen Stufensockel errichtet und von einem stilisierten Sonnenschirm, einer Bananenknospe oder Windfahne überragt. Stupas werden wie Bildnisse von Buddha im Urzeigersinn umschritten. Es gibt zwiebelförmige und glockenförmige Stupas und der terrassenförmige Unterbau erinnert an die Kosmologie der Inder, den erhabenen Berg Meru symbolisierend. Mit seiner juwelengeschmückten Spitze, die die Sonnenstrahlen reflektiert, sollte der Stupa seine wohltätige Wirkung im ganzen Umkreis verbreiten. Während der drei Tage in der Umgebung von Bagan besuchen wir viele dieser Bauwerke, einige davon waren sehr beeindruckend. Die Verzierungen dieser Bauwerke beschränken sich in der Regel auf Gesimse, Fenster und Türrahmen sowie Pfeiler, sowie kunstvoll durchbrochene, steinerne Fenstergitter. Geometrische Figuren und zwei oder drei Reihen mit Lotus Ornamenten sind dabei am Häufigsten anzutreffen, aber teilweise auch Blumenmotive, schielende Kobolde, Elefanten oder Fratzen, welche die bösen Dämonen abschrecken sollen.

 

Sehr gefallen hat uns die Swezigon Pagode von Nyaung U. Der massive, vergoldete Bau ist 60m hoch und die Spitze ist aus purem Gold. Die elegante Glockenform dieser Stupa wurde der Prototyp aller künftigen Pagoden in Myanmar und wurde 1113 fertiggestellt. Der untere Teil der Pagode wurde aus drei grossen, quadratisch zurücktretenden Terrassen gebildet und darauf steht eine achteckige Basis, die die Verbindung zwischen dem quadratischen Unterbau und der runden Kuppel darstellt. Die Glockenform der Kuppel ist mit einem Band aus Girlanden verziert und die konische Spitze erhebt sich direkt über der Kuppel und ist von einem Schirm gekrönt. Auf jeder Aussenseite führen Treppenaufgänge von Terrasse zu Terrasse und zum beiderseitigen Abschluss dienen die Sockel mit überlebensgrossen Löwen als Wächterfiguren. Wir finden diese Pagode macht wirklich was her und glänzt in der Abendsonne besonders schön.

 

Der Ananda Tempel ist einer der schönsten, grössten und am besten erhaltenen Tempel. Dieses Meisterwerk wurde 1090 fertiggestellt und dient auch heute noch dem Kult. Dieses Bauwerk strahlt etwas majestätisches aus, obwohl hier ausser der höchsten Spitze nichts vergoldet ist. Der Grundriss des Tempels bildet ein griechisches Kreuz mit Säulengängen, ausgehend von einem quadratischen Block. Die Gesamtlänge einschliesslich der Vorhallen beträgt 91 Meter, die Höhe 51 Meter, wir sprechen hier also von einem gewaltigen Bauwerk, welches uns vor allem im Innern sehr an eine gotische Kirche erinnerte, obwohl, natürlich mit Buddha Bildnissen und teilweise auch alten, aus Holz geschnitzten Statuen, welche in Nischen hinter Glas zu bewundern sind. Sehr beeindruckend. Neben dem Ananda Tempel steht das Ananda Ok Kyaung, eines der wenigen erhaltenen Klöster in Ziegelbauweise aus dem 18. Jahrhundert. Als wir vor dem Eingang standen, winkte uns eine Frau heran und öffnete die Türe ins Innere, wo wir die vielen sehr gut erhaltenen Wandmalereien im Schein der von dieser Wächterin geliehenen Taschenlampe bewundern konnten. Fotografieren verboten, damit die Farbenpracht erhalten bleibt.

 

Der Thatbinnyu Tempel ist mit 64 Metern Höhe der höchste Tempel, doch leider kann man aus Denkmalschutzgründen auch diesen Tempel nicht mehr besteigen. Die Treppenaufgänge sind verschlossen, wie in allen Tempeln in denen wir waren. Einzig eine kleine Ruine etwas südlich von Alt Bagan (auf Maps.me verzeichnet) hat noch eine begehbare enge Treppe, welche zur Dachterrasse führt, von wo man einen schönen Überblick auf die umliegenden Stupas und Tempel hat. Uns persönlich hat auch der Min O. Chantha Phaya Tempel gefallen, ein weiss gedünkter kleiner Tempel von dessen Sockel man bereits eine leicht erhöhte Position und somit einen guten Blick in die Umgebung hat. Gewaltig war auch der Dhammayangyi Tempel, ein finsterer Steinkoloss. Dies wiederum entspricht vollkommen dem Grundsatz des Tempelbaus, nämlich eine Höhle oder Grotte nachzubilden, in welchem die Mönche und Gläubigen in angenehmer Kühle ungestört meditieren können. Uns gefielen auch die vielen kleinen Anlagen, einige mit wirklich schönen Verzierungen und die meisten schön in die Umgebung eingebettet. Vom Bu Paya aus sieht man perfekt auf das halb ausgetrocknete Flussbett des Ayeyarwaddy (im Deutschen auch Irrawaddy geschrieben) und in einer anderen Tempelanlage werden wir fast von einer Kuhherde überrannt, welche da zwischen den Stupas graste und die schönen Blüten von den ansonsten trockenen Büschen frass.

 

In der Ansiedlung Minnanthu gibt es ebenfalls einen weissen Tempel, den Lemyethna Tempel, in welchem Gläubige im Gebet versunken waren. Wir genossen derweil eine Pause im Schatten der Anlage auf einer Parkbank, bevor wir im Abendlicht noch auf den kleinen, neuen Aussichtswall nebenan gingen, um dort einen letzten Blick über die unzähligen historischen Stupas zu werfen. Unsere Zwischenmahlzeit und gute Fruchtsäfte haben wir in einem kleinen einheimischen und hochgelobten vegetarischen Restaurant eingenommen, am Abend geniessen wir das Essen und die friedliche Ruhe auf dem Dach unseres kleinen Hotels. Die Tatsache, dass wir die Füsse dreimal waschen müssen (man geht ja in jedem Tempel barfuss und nicht all diese Tempel sind wirklich sauber) und sich auch nach dem zweiten Mal duschen auf dem Handtuch noch immer ockerfarbene Staubreste finden, lässt uns Schmunzeln.

 

Bagan ist definitiv ein Highlight. Am nächsten Tag geht es per Minibus weiter zu einem anderen Highlight: dem Inle See. Also 8 Stunden quer von West nach Ost und sogar über einen Pass mit 1000 Höhenmeter. Wir genossen den kurzen Aufenthalt in Kalaw, einem ehemaligen britischen Luftkurort und die kühle Brise die durch den Ort weht. Trotz allem findet man kaum mehr Überbleibsel der Kolonialzeit und die meisten Touristen nächtigen hier nur, wenn sie eine 2-3 tägige, geführte Wanderung zum Inle See machen. Wir fuhren mit dem Minibus direkt nach Nyaungshwe, dem Hauptort am nördlichen Ende des auf 900 Meter über Meer liegenden Inle See. Auch hier zahlen wir am Ortseingang (eine einzige Strasse führt dahin) wieder unsere Tourismusgebühr, mit welcher das Land den Erhalt und Unterhalt des Bio Reserve Inle See finanziert. Auch in Bagan mussten wir eine Gebühr für eine 5-tägige Besucherbewilligung zahlen.

 

Der Inle See ist 22km lang und 10km breit, jedoch höchstens 3 Meter tief. Er wird von 1500 Meter hohen Bergen eingeschlossen und es wohnen rund 10'000 Menschen rund um den See. Er ist gesäumt von einem kilometerbreiten Gürtel aus Wasserhyazinthen und Schilf, in dem die Kanäle für die Boote ständig freigehalten werden müssen, vorallem der Zugang nach Indein ist nur bis Mitte März möglich, danach ist es auch für die flachen Langboote mit den an langen Stangen montierten kleinen Motoren-Rotoren-Blättern nicht mehr möglich die Fischtreppen hochzuhüpfen. Ein zugegebenermassen interessantes Erlebnis mit den Boten so über diese kleinen Stromschnellen zu fahren. Am ersten Tag aber geniessen wir die Vorzüge des Thousand Island Hotels wo wir ein wirklich schönes, grosses Zimmer zu unglaublichen 25 CHF pro Nacht (inklusive Frühstücksbuffet) bekamen. Die Sicht sowie frischen Fruchtsäfte auf der Dachterrasse sind toll, aber auch hier zählen wir mindestens 20 Rauchsäulen in der näheren Umgebung und auch hier ist die Luft Feinstaub belastet.

 

Am ersten Tag unternehmen wir einen langen Spaziergang, vorbei am Kloster Kyauk Phyu Gyi und seiner Pagode. Dann geht es Richtung Hügelzug und zur Red Mountain Estate Winery. Die Aussicht aus den Weinbergen in die Ebene, wo der Inle See liegt ist sehr schön und so wagen wir auch eine nicht all zu teure Weinverkostung. Zugegeben, die Aussicht bleibt schön, aber das war wohl der schlechteste Wein ever. Wir bekamen einen Sauvignon Blanc vorgesetzt und die blumige Beschreibung des Weins klang verlockend, doch schon in der Nase war er merkwürdig und zum Trinken erinnerte er eher an Frostschutzmittel, einzig der Muscat war trinkbar, auch der Pinot Noir und der Syrah waren eher eine Zumutung. Ich glaube in diesen Weinen vereinten sich sämtliche möglichen Fehler der ein Wein haben kann. Trotz allem genossen wir den Spaziergang zurück durch die Hügelzüge, vorbei an einem Wasserreservoir und einem kleinen Aussichtskaffee. In den kleinen Ansiedlungen ausserhalb von Nyaungshwe spielten Kinder begeistert Chinlon auf der staubigen Dorfstrasse, lachten und tollten herum. Chinlon ist der Nationalsport Myanmars. Fünf bis sechs Spieler pro Mannschaft stellen sich in einem Kreis von etwa sechs Metern Durchmesser auf. Die Spieler versuchen einen Rattanball so lange wie möglich in der Luft zu halten, wobei der hohle, geflochtene Ball nur mit den Füssen hin und her gespielt wird.  Abends verköstigten wir uns im Paw Paw Restaurant. Schöne Location, gute lokale Küche, einfach und preiswert aber auch sympathisch und gut. Wir assen noch weitere 2x dort und wurden jedes Mal wieder erkannt und herzlich begrüsst.

 

Am ersten Tag stellte sich uns der Gepäcksträger an der Rezeption auch als Führer vor, erwähnte, dass sein Englisch noch nicht so gut sei, er uns aber gerne auf der Bootstour begleiten würde und das ganz ohne Aufpreis, denn er brauche Übung. Der private Tagesausflug mit Bootsführer und Naing (der nette junge Bursche aus dem Hotel) wurde über das Hotel organisiert und kostete uns am Ende nur 25'000 MMK (rund 17 CHF) und wir stellten uns schon darauf ein, irgend eine Zusatzgebühr zu zahlen, aber nein, es blieb beim vereinbarten Preis und so verdankten wir den tollen Tag mit einem guten Trinkgeld für Naing und den Bootsführer.

  

Berühmt geworden ist der Inle See wegen der Beinruderer, Fischer, die mit den Beinen rudern, eine spezifische, lokale Technik, um die Hände für die Netze freizuhaben. Dabei steht der Ruderer auf einem Bein auf dem Heck des Bootes, während das andere Bein um das Paddel geschlungen ist. Mit dem Fusspaddel wird das Boot schraubenartig vorwärtsbewegt. Es gibt auch alljährliche Feste, bei denen es dann Wettrennen gibt. Wir sehen einige dieser Fischer bei ihrer Arbeit, aber leider haben sich auch einige andere Anwohner angewöhnt (die angeblich gar keine Fischer sind) sich hübsch herausgeputzt zum Fototermin am Zufluss des Sees bereitzuhalten. Dafür wollen sie natürlich Geld, doch unser Guide erklärt uns, dass wir nicht hinfahren brauchen und somit auch nicht bezahlen müssen, wenn wir nicht ein Foto von denen machen wollten. Eine weitere Besonderheit sind die sogenannten schwimmenden Gärten. Auf Matten oder verflochtenem Unkraut wird Schlamm angehäuft und diese kleinen, rund 2 Meter dicken Gartensegmente werden dann mit Stangen im Grund des Sees verankert. Auf ihnen baut man hauptsächlich Tomaten aber auch Bohnen, Gurken und Blumen an. Wir sehen nebst den Fischern auch Dorfbewohner, die Reusen auslegen und Seegras einsammeln. Die Boote sind am Ende zum Bersten voll und die Wasserkante verläuft nur noch knapp unterhalb des Bootsrandes. Das Seegras wird als Dünger auf den schwimmenden Gärten ausgelegt oder als Viehfutter verwendet. Auf Querstangen im Wasser trocknen Kormorane ihre Flügel, wir sehen auch Möwen, Schwalben, Reiher und weitere Wasservögel, sogar einen Eisvogel. Das Wasser bei den schwimmenden Gärten ist erstaunlich klar.

 

Die Bewohner leben in Pfahlbauten über dem Wasser in der Nähe ihrer schwimmenden Gärten. Die Dörfer sind von vielen Kanälen durchzogen, als Transportmittel dienen die Langboote. Die Menschen leben vom Gemüseanbau, der Fischerei und dem landestypischen Handwerk, welches sie an die Touristen verkaufen können. Die im ganzen Land getragenen Shan Schultertaschen kommen ursprünglich von hier. Gold- und Silberschmiede, die landestypische Herstellung der Cheroots (Zigarren) sowie und vorallem die Seiden- und Lotuswebereien sind Traditionshandwerk pur. Wir dürfen auf unserem Tagesauflug zusehen wie Cheroots gerollt werden. Diese lokalen Zigarren werden gerne mit Gewürzen (Zimt, Anis etc.) aber auch ab und an mit Betelnüssen angereichert bzw. verfeinert. Nicht unser Ding, wenngleich die Cheroots zum burmesischen Alltag gehören, bzw. fester Bestandteil von Festen bilden.   

 

Wir besuchen eine Silberschmiede, wo uns erklärt wird, wie das Silber aus dem Gestein gewonnen und zu dünnen Plättchen und anschliessend Silberfäden verarbeitet wird, aus welchen schöne Schmuckstücke hergestellt werden und sehen in einer Weberei auch Padaung Frauen in ihrer Tracht, wie sie an Handwebstühlen den Stoff für die berühmten Schultertaschen herstellen. Erst war mir gar nicht klar, dass es dabei an sich um die "Besichtigung" dieser Frauen geht, welche auch als Giraffenhals Frauen bekannt sind, und hatte auf der Toilette des Souvenirshops eine völlig normale Begegnung mit einer älteren Dame dieser Ethnie. Wir nicken uns zu und lächeln uns an, doch die "Besichtigung" ihrer jüngeren Kolleginnen (eine davon eine wahre Schönheit mit toller Frisur und Make-up als wäre sie grad aus dem Schönheitssalon gekommen) beschränken wir auf den Austausch eines freundlichen Lächelns, Fotos verkneife ich mir. Die Padaung sind eine Untergruppe der Kayah und nennen sich selbst "Menschen die auf dem Berg wohnen". Die Frauen dieser Ethnie tragen mehrere, bis zu 9kg schwere Messingringe um den Hals und an den Waden. Den Mädchen zwischen 5 und 9 Jahren wird der erste Messingring um den Hals geschmiedet, die nächsten folgen jährlich, bis sie heiraten. Der Hals kann dann bis zu 20cm lang sein. Mediziner der Universität Yangon erklären dies damit, dass durch das Gewicht der Ringe die Schultern nach unten gedrückt werden und dadurch der Hals verlängert erscheint. Früher nahm man an, dass das Entfernen der Ringe zum Tod durch Genickbruch führte, da die Muskeln geschwächt sind, laut den neusten medizinischen Erkenntnissen jedoch scheinen die Muskeln durchaus entwickelt zu sein und auch die Halswirbel scheinen in röntgenologischen Darstellungen nicht krankhaft verändert zu sein. Die Regierung hat dieses Brauchtum offiziell verboten, aber trotzdem tragen gerade wieder junge Frauen dieser Ethnie die Ringe mit Stolz.

 

Auch besichtigen wir eine Werft, wo die Fischerboote sowie die Touristenboote hergestellt werden. Wir bekommen den Fertigungsprozess erklärt und können beobachten wie die aus Teakholz manuell gefertigten Boote mit einer speziellen, natürlich hergestellten Substanz behandelt werden, um die Ritzen wasserdicht zu machen. Ein Touristenboot wird zu USD 3000 (mit Motor und fixierten Holzstühlen) verkauft, ein Fischerboot kostet aber auch noch stolze USD 500. Das Teakholz kommt aus dem Gebiet südlich des Inle See und es werden auch weitere Artikel gefertigt, vom Kochlöffel bis zum kleinen Holzdöschen. Teakholz gehört zu den härtesten und teuersten Hölzern weltweit, somit ist Teakholz immer noch ein wichtiger Exportartikel.

 

Am beeindruckendsten fand ich die Herstellung von Lotus Stoffen. In einer Seiden- und Lotusweberei wurde uns gezeigt wie man diesen einzigartigen und exotischen sowie äusserst kostbaren Stoff verarbeitet. Man erntet die Lotuspflanzen vornehmlich während des Monsuns, weil dann durch den höheren Wasserstand die Stängel länger wachsen. Durch das geschickte Schlitzen der Stängel ziehen junge Frauen vor unseren Augen vorsichtig die hauchdünnen Fasern heraus und legen sie zum Trocknen auf eine Steinplatte. Die Fasern werden zu Fäden gesponnen und (eingefärbt oder naturbelassen) mittels eines Webstuhls zu Schals verwoben. Das Gewebe erinnert an dünnes Leinen und für einen Schal werden bis zu 8000 Lotusstängel verarbeitet. Ganz besonders kostbar sind Mönchsroben aus diesem Stoff, ich habe mir aber einen naturbelassenen Schal mit Lotus und Naturseide Gemisch geleistet (40/60% - USD 50), welcher in eben dieser Weberei handgefertigt wurde und somit ein sehr spezielles Souvenir ist.     

 

Naing bringt uns auch zu einem lokalen Markt, täglich findet dieser in einem anderen Dorf statt. Früher waren dies klassische schwimmende Märkte, heute jedoch verkaufen die Einheimischen die Ware am Ufer, die Langboote dümpeln derweil am Uferrand vor sich hin und es sieht aus wie Stau am Gotthard, einfach mit Booten. Es gibt private Boote, aber auch Linienboote, welche die Passagiere zum Markt und später wieder zu ihren Stelzenhäusern und Dörfern zurück bringen. Natürlich fahren diese nicht nach Fahrplan. Es werden alle Arten von Gemüse, Obst, Blumen, Tongefässe, Benzin, Brennholz und weitere Güter des Alltages gehandelt und für die Touristen natürlich auch Souvenirstände angeboten. Naing hat aber schnell begriffen, dass uns die Souvenirstände nicht sonderlich interessieren und so erklärt er uns vornehmlich die Lebensmittel, Gewürze, den Tee und die täglichen Bedarfsgegenstände. Interessiert schauen wir einer einheimischen Händlerin zu, deren frischer Tofu enorm beliebt sein muss, denn es hat sich bereits eine Schlange gebildet, von kaufwilligen Damen, die sich den frischen Tofu zuschneiden und abwägen lassen, um Zuhause leckere Gerichte damit zu kochen.

 

Auf unserer Rundfahrt kommen wir auch an der Phaung Daw U Pagode vorbei. Die Pagode steht auf Stelzen und stammt aus dem 18. Jahrhundert. In ihr stehen fünf Figuren, die im 12 Jahrhundert aus Malaysia mitgebracht wurden, zwei davon stellen Buddha dar, die anderen seine drei Jünger. Inzwischen sind die Formen kaum mehr zu erkennen, weil gläubige Männer über die Jahrzehnte Unmengen von Goldplättchen darauf geklebt haben. So kann man einfach 4 goldene Bupsel auf einem Altar bewundern und sich wundern. Während des Vollmondes im Oktober findet am Inle See seit gut 50 Jahren das Lichterfest statt. Alle Pagoden und Häuser werden dann mit Kerzen und Laternen erleuchtet und die königliche Barke (welche neben der Pagode vertäut liegt) wird dann für den Festzug aufwendig geschmückt. Auch bei dieser Barke ist der Hintha Vogel allgegenwärtig. Der Hintha Vogel ähnelt einem Huhn und wir haben uns schon ab und an gewundert, was den dieser Gockel (ähnlich wie bei unseren reformierten Kirchen) als Wetterfahne bei den Pagoden soll, doch eigentlich ist er nichts weiter als eine burmesische Variante des göttlichen Vogels Garuda und symbolisiert die Strahlkraft der Lehre Buddhas. Während 18 Tagen fährt diese Barke mit vier der fünf goldenen Bubsels von Dorf zu Dorf und diese Prozession wird von ebenfalls geschmückten Booten und Beinruderern begleitet. Muss sehr eindrücklich sein, alleine die derzeit ungenutzte Barke ist schon beeindruckend.

 

Unweit von der Pagode befindet sich das älteste Kloster in der Gegend. Es ist das 160 jährige Kloster Nga Phe Kyaung, welches ganz aus Teakholz gebaut und auf Stelzen im Wasser steht. Von aussen unscheinbar, verblüfft es innen durch die roten hohen Teakstämme und geschnitzten Altare mit kunstvollen floralen und figürlichen Schnitzereien. Dieses Kloster dient nicht der Vermittlung der Lehre, sondern alleinig der Meditation und es leben auch heute noch rund 10 Mönche auf dem Gelände. Vor Jahren haben sie Katzen trainiert, damit sie zum Amüsement der Besucher durch Ringe sprangen, das gehört glücklicherweise inzwischen der Vergangenheit an, trotz allem ist das Kloster noch immer als Monastery of the Jumping Cats bekannt.

 

In sehr guter Erinnerung wird uns die Fahrt über die Fischtreppen nach und der Besuch von Indein bleiben. Nach einigen Windungen entlang des Flusses erreicht man das Dorf, welches etwas westlich des Sees liegt. Erst führt uns Naing in ein schönes Restaurant am klaren Fluss in einem Bambus Hain. Hier essen wir den besten Teeblatt Salat und dazu Reispapier Cracker. Naing erklärt uns, dass das Gericht Myanmar auf einem Teller vereine, denn die Zutaten kommen aus verschiedenen Teilen des Landes. Der Teeblattsalat ist ein Nationalgericht Myanmars und wird aus eingelegten Teeblättern (diese werden nachdem sie mehrfach gewaschen und in Wasser eingelegt wurden, um die Bitterkeit zu verlieren mit Ingwer, Chilis, Knoblauch, Salz und Limettensaft mariniert und fermentiert), ein paar Tomaten, knusprigen, zweimal frittierten Bohnen, Erdnüssen und Sesamsamen sowie einem kräftigen Schuss Erdnussöl mit Knoblauch zubereitet. Nach diesem leckeren Imbiss begleitet von gutem Limettensaft erkunden wir die Sehenswürdigkeit der Ortschaft, welche Touristen erst seit wenigen Jahren zugänglich ist. Dicht auf dicht finden sich hier auf dem Hügel über dem Dorf 1054 Stupas. Schon vor 2000 Jahren stand hier angeblich ein Heiligtum, doch die heutige Anlage geht auf König Anawrahta und die Bagan Dynastie des 12. und 13. Jahrhunderts zurück. Daher nennt Naing diesen Ort auch stolz "klein Bagan". Pagoden und Stupas stehen hier nebeneinander, im Zentrum der renovierte Haupttempel. Faszinierend ist aber die schiere Anzahl der Stupas, einige davon in schlechtem Zustand, sogar Unkraut wächst aus den Ritzen, andere aufwändig renoviert. Der Spender solcher Renovationen wird auf den Gedenktafeln neben den Stupas erwähnt, eine solche Renovation zu finanzieren soll zu mehr Seelenheil führen. Wir finden die Mischung aus alt und neu, golden und weiss, backsteinfarben und ockerfarben schlichtweg faszinierend.  

 

Am nächsten Tag nehmen wir ein spätes Mittagessen im Paw Paw Restaurant ein und werden gegen 16 Uhr am Hotel von der Busgesellschaft abgeholt. Wie unsere Weiterfahrt nach Hpa-An verlief, davon könnt ihr im nächsten Reisetagebuch Eintrag lesen.