Myanmar der Anfang

Wir landen nach einem guten, kurzen Flug von Bangkok in Yangon. Bis 1989 hiess Yangon Rangun und seither heisst auch das Land nicht mehr Birma sondern Myanmar. Yangon war bis Anfang 2006 Haupt-und Regierungsstadt, doch dann zog die gesamte Regierung in das knapp 400km nördlich liegende Naypyidaw. Trotz allem ist und bleibt Yangon die grösste und wichtigste Stadt in Myanmar. Wir finden unseren Fahrer rasch, er ist jung und redselig, freut sich seine Englischkenntnisse zu nutzen und plaudert ohne Punkt und Komma. Er bringt uns noch zum Wechselschalter am Flughafen, da man hier die besten Wechselkurse hat. Die offizielle Währung ist der Kyat, doch der Dollar ist ebenso beliebt und wird überall an Zahlung genommen. Allerdings: je grösser der Dollarschein, desto besser der Wechselkurs, man wechselt also nicht einen Betrag sondern eine bestimmte Anzahl Dollarscheine. Entgegen dem Kyat müssen die Dollarscheine zudem wie neu aussehen, schon einen Knick in der Note und die Note wird nicht an Zahlung genommen.

 

Wir fahren rund eine Stunde vom Flughafen durch den Abendverkehr zu unserem Hotel "Casa Yangon" im Zentrum der Stadt. Es ist ein moderneres Hotel und die Mitarbeiter sind nicht nur sehr freundlich sondern können auch recht gut englisch. Wir schlafen gut, wenngleich es auch etwas ungewöhnlich ist, dass unser Zimmer kein Fenster hat und man irgendwie das Zeitgefühl verliert. Apropos Zeitgefühl, hier in Myanmar gehen die Uhren entgegen dem restlichen Südostasien um eine halbe Stunde nach. Ist es in Bangkok 9 Uhr, dann ist es in Yangon erst 8:30. Gleich nach dem Frühstück erkunden wir zu Fuss das recht überschaubare Zentrum. Wir lassen uns durch die geschäftigen Strassen treiben und uns fällt sofort auf, dass es weniger laut ist als in anderen Grossstädten, es hat weniger Mopeds, aber es ist recht staubig und auch rauchig, denn überall wird irgendwas gebrutzelt oder verbrannt.

 

Südlich der Sule Pagode, im Bereich der Merchant und Strand Road finden sich einige ältere Gebäude aus der Kolonialzeit, einige davon recht imposant, doch die wenigsten gepflegt. Hinter teils halb heruntergefallenen Fensterläden wird jedoch der Blick auf Schreibtische frei, offensichtlich werden die Gebäude noch immer von irgend einer Behörde genutzt. So auch der Yangon Division Court, Internal Revenue Department und die Myanmar Port Authority. Was aber noch mehr auffällt ist, dass Männer Arm in Arm gehen und Mädchen Händchen halten. So lernen wir, dass dieser herzliche Umgang zwischen Menschen gleichen Geschlechts ein Zeichen der Freundschaft ist, wenn aber eine Frau und ein Mann sich umarmen, so wird dies als anrüchig angesehen. Trotz allem sieht man ab und zu junge Paare Hände halten und verliebt für ein Selfie posieren. Der Selfie Trend ist auch in Myanmar angekommen, obwohl erst vor wenigen Jahren das Internet zugelassen und die Zensur aufgehoben wurde.

 

Ebenfalls auffällig ist, dass Männer wie Frauen in Röcke gekleidet sind. Longyi wird dieses Kleidungsstück genannt und ist trotz vermehrt moderner Kleidung noch sehr weit verbreitet und eher die Regel als die Ausnahme. Der Longyi  wird gleichermaßen von Kindern, Männern und Frauen jeden Alters getragen. Der Stoff wird in quadratischer Form zugeschnitten. Getragen hat der Longyi eine zylindrischen Form. Die Trageweise ist für Männer und Frauen unterschiedlich: Männer knoten den Longyi in der Taille am Bauch. Frauen wickeln den Longyi um die Taille, wobei die oberen losen Enden seitlich an der Taille in den Stoff gesteckt werden. Longyis für den Alltag sind meist aus Baumwolle gefertigt, während sie für festliche oder formelle Anlässe aus Seide, Satin oder synthetischen Stoffen bestehen können. Es gibt unterschiedliche Muster. Männerlongyis sind meist kariert oder haben Quer-bzw. Längsstreifen. Für Frauen gibt es eine große Auswahl an Mustern und Farben, die von geblümt über gestreift und kariert bis hin zu Sternenmustern oder gar impressionistischen Mustern aus allen möglichen Farben und Formen reicht. Dazu tragen die Damen schöne Blusen oder auch einfache Pullover, die Herren in der Regel unifarbene oder karierte Hemden, vermehrt auch T-Shirts. Es gilt als anständig Knie und Schultern zu bedecken. Und alle, selbst Geschäftsherren, tragen fast ausschliesslich Flipflops, wobei einige aus geflochtenen Materialien und Leder, und andere wiederum aus Stoff oder Samt gefertigt sind, also nicht unbedingt aus Plastik.

 

Leider kaut jeder zweite Mann Betelnüsse. Die verursachen angeblich Krebs und regen die Speichelproduktion an. Die Folge: Die Straßen sind gepflastert mit blutroten Speichelpfützen. Das sieht wirklich nicht sehr appetitlich aus, ausserdem sieht man oft, wie ein Taxifahrer beim Rotlicht mal die Tür öffnet und den roten Saft auf die Strasse spuckt. Das somit die in Rock gehenden Herren oft rote Lippen haben ist eine Sache, aber lächeln sie einem an, dann offenbart sich oft ein schrecklicher Anblick: Sind die Zähne ebenso rot gefärbt, kaut er vermutlich noch nicht so lange die Nuss, tut er dies schon länger, kann es gut sein, dass von seinen Zähnen nur noch schwarze Stümpfe vorhanden sind. Betelnüsse sind nichts weiter als billige Drogen, putschen auf, werden aber von der Bevölkerung als weit weniger schädlich eingestuft als der Tabakkonsum. Viel attraktiver wirkt da die gelbe Paste, welche die Gesichter von Frauen, Kindern und Männern ziert. Thanaka heisst dieser Sonnenschutz, der schon seit Generationen auf Gesicht, Hals und Arme verteilt wird.

 

Thanaka stammt von der Rinde des Thanaka Baumes und die geriebene Rinde wird mit etwas Wasser vermischt und auf die Haut aufgetragen. Die Birmesen vertrauen schon seit Jahrhunderten auf die Kraft dieser Pflanzenpaste, die die Haut strafft, Feuchtigkeitsverlust verhindert und zugleich vor UV-Strahlung schützt. Doch Thanaka macht nicht nur das Gesicht schöner, es wirkt auch kühlend. Bei regelmäßigem Gebrauch soll es Akne und Erkrankungen der Haut verhüten und eine sanfte, reine Haut von natürlicher Feinheit garantieren. In den ländlichen Gegenden wird die Paste auch als Heilmittel gegen Husten und Schnupfen verwendet. Außerdem bleibt die Haut dank der Thanakapaste bei der Feldarbeit trotz Sonneneinstrahlung hell. Hellhäutigkeit ist Status- und Schönheits-Symbol der Birmanen.

 

Thanaka wird von den Burmesen auch als eine Art "Make-up" genutzt und wird meist in rechteckiger, quadratischer oder unregelmäßiger Form auf den Wangen aufgetragen. Die Männer haben meist zwei Punkte auf den Wangen, einen dünnen Strich unter den Augen oder zwei Striche auf den Wangen. Bei den älteren Frauen und den Kindern ist meist das ganze Gesicht mit der Paste eingecremt. Modisch attraktiv wird die Thanaka-Paste bei Kindern, Mädchen und jungen Frauen auf das Gesicht aufgetragen, zum Teil mit attraktiven Blattmustern. Thanaka kann man bereits fertig gemahlen kaufen oder aber auch in Form von 15-30 cm langen Holzstücken und grauen Reibsteinen zum Anrühren von Thanaka-Pulver mit Wasser. Diese werden an unterschiedlichen Ständen in der ganzen Stadt verkauft, manchmal auf Blättern, welche mit einer Zellophan Folie vor dem Austrocknen geschützt werden.

 

Wir besuchen die Sule Pagode im Zentrum und wenn die Pagode uns auch nicht derart zu faszinieren vermag, wie die schönen Bauwerke in Thailand, so ist der Besuch dennoch interessant. Hier sind die Figuren weniger filigran und modern interpretiert, nicht unbedingt schön, aber wir lernen, dass der wie Weihnachtsbeleuchtung blinkende Heiligenschein um den Kopf einiger Buddha Figuren die fünf buddhistischen Farben und somit die Erleuchtung Buddhas symbolisieren. Die Sule Pagode stammt aus dem Jahre 235 vor Christus und hiess damals Kyaik Athok (Pagode mit Haarreliquie). Die Reliquie stammt angeblich aus Indien, doch der heutige Name leitet sich vom Geist (Nat) Sule ab, dessen Schrein auch heute noch rege besucht wird. Überhaupt gib es hier viele Nats und je nach Nutzen betet man mal zum einen oder anderen. Es vermischt sich der Geisterglaube mit dem Buddhismus. So kann man allerlei Gaben kaufen und für zusätzliches Geld mit einer Barke (sieht aus wie ein Seilbähnchen) zur Stupa hochfahren lassen, wo es quasi der Reliquie noch näher kommt und somit noch eher die Erfüllung des Wunsches sicherstellt.

 

Die Pagode selbst ist 46 Meter hoch und in einer achteckigen Form gebaut. In jeder Ecke befindet sich ein kleiner Schrein, wobei jeder Schrein einen Wochentag symbolisiert. In Burma werden nicht 7 sondern 8 Wochentage unterschieden, da der Mittwoch unterteilt wird in Mittwoch Morgen und Mittwoch Nachmittag. Je nachdem an welchem Tag man geboren ist, bringt man seinem Schrein Opfer dar, in der Regel wird der kleine Buddha fünfmal mit Wasser übergossen, was Glück bringen soll, denn man darf sich dazu was wünschen. Jedem Wochentag ist eine Zahl, ein Tier und eine Himmelsrichtung zugeordnet. Markus und ich sind beide am Freitag geboren und somit ist unser Glückstierchen das Meerschweinchen, die Himmelsrichtung der Norden und die Glückszahl 21. Das wir beide am gleichen Wochentag geboren sind, stellt unsere Beziehung unter einen guten Stern, so erklärt uns ein junger Burmese. Das freut uns natürlich.

 

Etwas irritierend sind die Verkaufsstände rund um die Pagode, wo man nebst religiösen Gaben und Kerzen auch allerlei Nippes kaufen kann. Irgendwie erinnert mich das an die Beschreibung in der Kinderbibel die ich mal hatte, worin die Geschichte von Jesus und den Händlern im Tempel in Jerusalem erzählt wird. Reine Geldmacherei mit dem Glauben. Nicht unbedingt das Bild das man vor sich hat, wenn man an Buddhismus denkt. Wir machen uns auf in ein japanisches Restaurant für ein frühes Abendessen, doch dabei stellt Markus fest, dass es ihm nicht so gut geht und so begeben wir uns alsbald zurück ins Hotel. Hier stellen wir fest, dass er über 38°C Fieber hat. Hmmm…

 

In der Nacht steigt das Fieber auf annähernd 40°C und am Morgen entscheiden wir uns, ihn testen zu lassen. Fieber in Südostasien ist nicht lustig, vor allem, da wir nur wenige Tage vorher in Ostthailand und Kambodscha waren, wo es nicht nur Malaria, sondern derzeit auch einen Ausbruch an Dengue und Chikungunya Fieber gibt. Zum Glück finden wir die Adresse der SOS International Klinik, etwa 10km ausserhalb des Zentrums im Botschaftsquartier. Wir können einen Termin noch für den selben Vormittag vereinbaren und so fahren wir mit einem Grab Taxi (sowas wie Uber) dorthin. Eine sehr nette und kompetente Ärztin, welche hervorragend Englisch spricht, untersucht Markus und nach 2 Stunden steht fest, dass Markus mit Influenza Typ A infiziert ist, zum Glück aber weder Dengue noch Malaria hat. Leider weisst mich die Ärztin darauf hin, dass ich vermutlich auch schon angesteckt bin und wir bei Komplikationen einen Arzt aufsuchen sollen. Den Rest des Tages brühtet und glüht Markus trotz fiebersenkenden Mitteln vor sich hin, ich kaufe uns in einem kleinen Shop eine Nudelsuppe, die wir mit heissem Wasser angiessen können und genügend Cola und Wasser.

 

Am nächsten Morgen fühlt sich Markus etwas besser, doch er hat noch immer Fieber. Trotz allem entschliessen wir uns den gebuchten Bus nach Mandalay zu nehmen, ein sehr komfortabler Bus mit Sofaartigen Sitzen in welchen wir gut ruhen können. Es nennt sich Business Class und so bekommen wir nicht nur einen Snack und Getränke, sondern können auch noch verschiedene Filme schauen. Markus döst die meiste Zeit und ich bekomme Halsweh. Bis wir im Hotel in Mandalay angekommen sind, habe auch ich Fieber. Na prima. Wir kaufen erneut Nudelsuppe in einem Shop neben dem Hotel und lauschen dem Strassenlärm, zumindest haben wir hier ein Fenster, welches wir sogar öffnen können, da es mit Moskitonetz ausgestattet ist. Auch mein Fieber steigt auf knapp 40°C, doch was mir gar nicht gefällt ist, dass ich am nächsten Morgen mit starken Halsschmerzen und üblem Husten erwache. Auch Markus ist weit davon entfernt, fieberfrei zu sein, fühlt sich zum Glück aber etwas besser. Da mich die schmerzhaften und die Atmung einschränkenden Halsschmerzen sowie die brennenden, reissenden Schmerzen in der Brust an meine schlimme, eitrige Kehlkopfentzündung erinnerten (welcher ich 2003 einen 24h Aufenthalt auf der Intensivstation und daraufhin über 7 Tage im Krankenhaus zu verdanken hatte) entschlossen wir uns auch hier ein Krankenhaus aufzusuchen. Keine so gute Idee.

 

Entgegen der SOS International Klinik in Yangon, war das Spital hier weit davon entfernt, ein Spital zu sein, wie wir das kennen. Am Schlimmsten war aber die mangelnde Kommunikation sowie das schlechte Englisch der Ärzte und des Personals im Allgemeinen. Um 16 Uhr kamen wir im Spital an und nach kurzer Sucherei fanden wir jemanden, der uns mitteilte, dass die englisch sprechende Ärztin jeden Moment von ausserhalb kommen würde. Diese untersuchte mich kurz (so auch ein sehr veralteter Dengue Test mit Abbinden des Armes, Abhören der Lunge über meinem T-Shirt etc.), ging aber nicht auf meine Frage bezüglich Medikation ein (habe ja nicht nur Notfallantibiotika für so einen Fall, sondern auch weitere Medikamente dabei, welche ich trotz gewissen Allergien gut vertrage). Erst müsse sie mich untersuchen. Sie würde in drei Stunden zurückkommen und die Ergebnisse mit mir besprechen. Von da an wurde ich herum gereicht, ohne wirklich zu wissen was mit mir geschah. So wurde mir Blut abgenommen (zum Glück mit einer Einwegspritze), ich wurde in einen mückenverseuchten Röntgen Raum gebracht (wo ich natürlich keine Bleischürze bekam) und es wurde ein EKG mit Saugnäpfen gemacht. Netterweise wurde ich in einem alten, etwas versifften Rollstuhl herumgefahren, Wasser oder Medikamente bekam ich keine, ich hatte aber zum Glück meine Winterjacke als Decke dabei und selbst Wasser mitgebracht.

 

Irgendwann rollten die uns vom Sprechzimmer der Ärztin, wo ich netterweise auf dem Untersuchungstisch liegend warten konnte, in ein gynäkologisches Untersuchungszimmer im Erdgeschoss. Völlig verwirrenderweise wurde uns nur gesagt: No doctor, not come. Hä? Die drei Stunden waren um, und so ging Markus sich erkundigen was den nun sei. Irgendwann tauchte ein Stationsarzt auf, der uns in gebrochenem Englisch versicherte, dass die behandelnde Ärztin zurückkommen würde, um die Ergebnisse zu besprechen, einfach verspätet sei. Ich lag in dem gynäkologischen Untersuchungszimmer, schwitzte und fror vor mich hin, und fragte mich ab den hygienischen Zuständen. Nicht nur schwirrten auch hier Mücken herum und auf dem Kissen lagen noch die Haare der vorher untersuchten Patientin, auch fragte ich mich, wie toll das denn für die nächste Frau und möglicherweise werdende Mutter sein musste, dass ich hier meine Grippeviren verteilte...

 

Gegen 21 Uhr kam die Ärztin dann endlich und erklärte mir, dass ich kein Dengue hätte (Bluttest war negativ), wohl aber Grippe, eine leichte Nebenhöhleninfektion sowie eine ausgeprägte Bronchitis. Sie schrieb mir einen Berg Medikamente auf und so startete ich meinen Versuch erneut herauszufinden, ob denn nun meine Medikamente die richtigen wären. Ihre Antwort war nur, diese Medikamente hätten sie hier in Myanmar nicht und hier würde man solche Dinge auch noch mit Penizillin behandeln. Ich äusserte meine Bedenken und beschrieb erneut meine Allergien, doch sie ging nicht weiter darauf ein und wünschte mir alles Gute. Wenn ich Beschwerden mit den Medikamenten bekomme sollte, oder sich die Krankheit nicht bessern sollte, solle ich halt wieder einen Arzt aufsuchen, auf alle Fälle aber einen Mundschutz tragen, denn die staubige Luft würde meine Bronchitis weiter verschlechtern. Der diensthabende Stationsarzt suchte dann die Medikamente zusammen und brachte diese Pillenweise in Plastiktäschchen verpackt, natürlich ohne einen Beipackzettel. Er erklärte mir, dass drei der Medikamente gegen den Husten sein (mal gegen den produktiven, mal gegen den trockenen und dann noch für sonst was - insgesamt keine logische Aussage, welche auch ihn verwirrte), etwas sei gegen die Grippe und was anderes, damit die Magenschleimhaut geschützt werde. Auch hier kam ich nicht weiter. So zahlten wir umgerechnet 20 CHF für alle Medikamente (inklusive dem Penizillin-Antibiotikum) und nochmals 100 CHF für die Behandlung und alle Untersuchungen.

 

Eigentlich wollten wir in Mandalay (eine laute Grossstadt) den Mandalay Hill besuchen, von wo man einen tollen Blick auf die unzähligen Stupas haben soll, welche wie ein riesiges Merengue wirken, sowie die bekannte U-Bein Brücke (eine der längsten Teakholz Fussgängerbrücken) besuchen. Und Tags drauf sollten wir auf ein Flussschiff einschiffen, welches uns in 2 Tagen nach Bagan bringen sollte, doch nach der Information im Krankenhaus, befanden wir das für wenig sinnvoll, denn wenn weitere Komplikationen auftauchen sollten, wollten wir in Yangon in der Nähe der Internationalen Klinik sein und sicher nicht irgendwo abseits auf einem Fluss. Zum Glück sprach sich unsere Versicherung in der Schweiz positiv aus und die Kosten für die Annullierung der Schifffahrt sowie des Hotels wird anstandslos übernommen. So buchte Markus den gleichen luxuriösen Bus mit dem wir schon angereist waren, am nächsten Morgen zurück nach Yangon. In der Internationalen Klinik angegliedert befindet sich ein renommiertes Hotel. Abseits von allem ist es weder billig (obwohl wir einen Spezialpreis bekamen) noch ideal gelegen, aber äusserst ruhig und perfekt um sich zu erholen. Wir bekamen bei der netten Ärztin gleich am nächsten Morgen einen Termin und sie besprach das weitere Vorgehen und die Medikamente (ich hatte bezüglich Antibiotika und Medikamente richtig gehandelt) mit mir. Dann hiess es die Grippe auskurieren und sich ans Antibiotika gewöhnen (Krämpfe und Durchfall, völlige Appetitlosigkeit und Abgeschlagenheit).

 

Am letzten Nachmittag vor unserer Weiterreise wagten wir uns aus dem Hotel und besuchten die berühmte Shwedagon Pagode, die grösste Pagode in Myanmar, welche hier schon um 585 vor Christus erbaut worden sein soll. Im Laufe der Zeit entstand um die Stupa herum eine Art Stadt und so begibt man sich auch erst durch einen Markt, während man die langen, gedeckten Treppen zum eigentlichen Heiligtum heraufschreitet. Notabene ohne Schuhe, denn man befindet sich auch in der Ladenstrasse schon auf heiligem Boden. Das die Füsse danach schwarz sind, ist auch ohne weitere Beschreibung des Bodens klar. Über die Jahrhunderte wurde an der Pagode gebaut und sie wurde erweitert und vergrössert. Über 165 Stufen gelangt man auf eine 60'000m2 grosse Plattform, die mit schwarzen und weissen Marmorplatten ausgelegt ist. In der Mitte der Plattform ragt auf einer achteckigen Basis von 500m Umfang und 7m Höhe eine goldene Stupa mit dem kostbarsten Hti (Schirm) empor, der jemals im Land angefertigt wurde. Auf dem Aussenrand der Basis stehen weitere 64 kleinere Stupas. Die drei abgestuften Terrassen leiten zur sogenannten Rundbandzone über und die glockenförmige Stupa steigt in konkaver Kurve an. Über der Glocke folgt die Lotuszone der sich die Bananenknospe anschliesst. Der 1.25 Tonnen schwere, 13 Meter hohe Schirm (bestehend aus sieben übereinander gelagerten Schirmen) mit Wetterfahne wurde 1871 vom König gespendet und soll angeblich mit 1090 Diamanten und 1338 Rubinen und Saphiren besetzt sein. Zusammen mit der Diamantenknospe bilden sie den Abschluss an der Spitze der Stupa. Die Diamantenknospe ist ein Hohlkörper welcher seinerseits mit Tausenden von Edelsteinen besetzt ist und am Rand des Schirmes hängen über 1000 Glöcklein aus Gold, die mit jedem Windhauch klingeln. Die Spitze bildet ein 76-karätiger Diamant und das Gewicht der 13 000 Goldplatten, mit denen der 99 Meter hohe Stupa verkleidet wurde wird auf 60 Tonnen geschätzt. Ein wahrhaft überwältigender Anblick.

 

Wir spazieren rund um diese gewaltige Stupa und wagen Blicke in die vielen Nebengebäude auf dem Tempelgelände, bevor wir wieder durch die Treppenaufgänge hinunter in die Stadt und zum grossen See und Stadtpark gehen, langsam gehen, denn dieser kleine Ausflug erschöpfte uns schon sehr. Im Abendlicht schauen wir den Burmesen zu, wie sie rege die Turngeräte, die im Park aufgestellt sind, nutzen, ältere Damen mit den Armen schwingen und Herren Kniebiegen machen. Von einer Aussichtsplattform im See bekommen wir noch einen schönen Blick auf die imposante Pagode, bevor wir uns ein Grab Taxi rufen und zurück ins Hotel fahren. Am kommenden Morgen fühlten wir uns soweit gut und fieberfrei, so dass wir unsere Reise, diesmal direkt nach Bagan, fortsetzen konnten. 10 Tage hat uns die Grippe in die Knie gezwungen, 10 Tage weniger vom Land sehen, aber die Gesundheit geht vor. Gestern, habe ich meine letzte Antibiotika Tablette genommen und heute fühle ich mich schon wieder um einiges besser, mochte sogar ein Spiegelei zum Frühstück essen. Jetzt freuen wir uns darauf die Gegend um die alte Königsstadt Bagan mit seinen über 2000 Stupas, Tempeln und Pagoden zu besichtigen.