Hanoi & Halong Bucht

Mit einer Stunde Verspätung treffen wir mit Laos Air in Hanoi, der Hauptstadt von Vietnam, ein. Es war ein angenehmer Flug und der Flughafen von Hanoi macht einen sehr guten Eindruck. Kaum gelandet begeben wir uns rasch möglichst zum Visa Schalter, welcher gut gekennzeichnet noch im Bereich vor der Immigration liegt. Zum Glück hat es zum Zeitpunkt unseres Eintreffens kaum andere Personen in der Schlange und so können wir unseren Pass, Passfoto und vorab ausgefüllten Antrag inklusive Invitation Letter gleich dem Beamten übergeben, welcher uns anweist in einer anderen Schlange zu warten, bis auf dem Monitor eine Kopie unseres Passes aufleuchte. Dann könnten wir die Visa Gebühr bezahlen und unseren Pass inklusive Visa wieder abholen. Ca. 45 Minuten später erscheint das Foto und der Name von Adi, und so kann er und Jeannine die Pässe abholen. Markus und ich warten weiter. Irgendwann erscheint dann die untere Hälfte eines Bildes auf dem Monitor, sehr verschwommen und ohne Name. Ich glaube jedoch es könnte das Bild und die Passkennnummer von Markus sein. Richtig geraten, und so bekommen auch wir unsere Pässe und spazieren zur Immigration.

 

Markus geht am Nebenschalter als erster durch, ihm folgt Adi, doch mein Beamter runzelt nur die Stirne, schaut mich prüfend an, runzelt weiter die Stirne und sagt irgendwas von "Problem". Ob ich alleine reise, wollte er wissen und nickt mit dem Kopf Richtung Jeannine, welche in der Reihe hinter mir steht. Ich sagte nein und winkte Jeannine herbei. Er prüft ihren Pass, murmelt etwas, schaut mich wieder prüfend an, stempelt den Pass von Jeannine und winkte sie durch. Bei mir hiess es aber noch immer "Problem". Langsam wurde ich etwas nervös und er fragte wieder, ob ich alleine reise. Nun glaubte ich zu verstehen auf was seine Frage abzielte, zeigte auf die wartende Dreiergruppe und winkte Markus herbei. Er sei mein Mann und wir hätten den Antrag gemeinsam eingereicht. Sofort schaut er in den Pass von Markus und schüttelt den Kopf, murmelt was, lächelt uns aber an und sagt was von "Falsches Visum". Jetzt schauen wir uns ganz verdutzt an, er jedoch bittet uns mitzukommen und so gehen wir mit ihm zurück zur Visa Ausstellungsstelle. Offensichtlich hat der Beamte dort geschlafen und mein Visum in den Pass von Markus geklebt und sein Visum in meinen Pass. Wir fragen uns wie das nun gelöst wird und als wir sehen wie die Lösung aussieht, bleibt uns fast das Herz stehen. Der Beamte nimmt unseren Pass und ein Feuerzeug und beginnt mit Hilfe der Flamme den Leim des Visa in unseren Pässen zu lösen. Wir sahen schon unsere Pässe im Feuer aufgehen, man erkläre das mal der Schweizer Botschaft: Pass wurde von der Visa Behörde abgefackelt. Zum Glück ging alles gut, die Visa am richtigen Ort eingeklebt und dann bekam der Beamte mit unseren Pässen noch eine gewischt vom Immigration Officer, der danach mit unseren Pässen zum Schalter des Kollegen spazierte, welcher Markus Pass ohne Kontrolle des Visa gestempelt hatte. Dieser Hanswurst bekam dann auch nochmals eine Kopfnuss und anschliessend wurde auch mein Pass gestempelt und der Beamte wünschte uns lächelnd einen schönen Aufenthalt.

 

Adi und Jeannine hatten derweil all unser Gepäck vom Band geholt und standen vor der Zollbehörde mit eben diesem auf einem Gepäck Trolley verladen bereit. Schnell waren wir durch den Zoll, eine Kontrolle gab es nicht, und dann standen wir in der Ankunftshalle wo wir unseren schon seit einer gefühlten Ewigkeit auf uns wartenden Fahrer treffen sollten. Jeannine und ich suchten den Fahrer, Markus und Adi versuchten Geld aus der ATM Maschine zu bekommen. Während Jeannine und ich erfolgreicher waren, verweigerten drei Geldautomaten in Folge den Dienst und so fuhren wir ohne Bargeld Richtung Innenstadt (zum Glück konnten wir dort auf der HSBC Geld beziehen). Die Fahrt machte uns schnell klar, wie nervenaufreibend chaotisch die Verkehrssituation in Hanoi ist, doch unser Fahrer fuhr souverän und beim Hotel ums Eck wartete schon der Manager namens Martin (nicht ein sehr vietnamesischer Name) auf uns und half mit dem Gepäck. Martin hat das Hotel erst vor 3 Monaten eröffnet und wartet noch auf die letzten Bewilligungen der Stadt, um auch den Frühstücksraum auf dem Dach zu eröffnen, Zimmer können aber schon bewohnt werden und sind sehr modern und ansprechend ausgestattet. Der Pre-Opening Preis, den wir zahlen, ist mehr als gerechtfertigt, ich zweifle jedoch insgeheim, ob er mithalten kann mit dem Anspruch, welcher von den Preisen ausgeht, welche er ab kommendem Jahr für die Zimmer verlangen will. Sein persönlicher Service und exzellentes Englisch lassen einem aber leicht über allfällige Defizite hinwegsehen. Auch merken wir, dass wir uns auf eine andere Art Humor und ein überdimensioniertes Selbstvertrauen der Vietnamesen einstellen müssen. Während sich die Thailänder und Laoten in freundlicher Zurückhaltung üben, scheint man hier Fremden wie langjährigen Kumpels zu begegnen, egal ob es um Witze oder Körperkontakt geht.

 

Wie gut die Lage des Hotels ist, wird uns klar, als wir uns die ersten Schritte hinaus wagen. Gleich um die Ecke ist die im neugotischen Stil erbaute Kathedrale von Hanoi (erinnert an die Notre Dame in Paris). 1883 fertiggestellt, ist sie heute Abend wunderbar beleuchtet und mit Weihnachtsdekoration geschmückt. Vor der Kirche wird eine Art Ballett aufgeführt und das Ganze erinnert uns das erste mal an Weihnachten. Ein paar Querstrassen weiter befindet sich der Hoan Kiem See, welcher nicht nur geografisch das Herz der Stadt ist. Sein Ufer bietet viele Sitzgelegenheiten in einem Grünstreifen, welcher in dieser von Feinstaub und Smog gequälten Stadt sehr willkommen ist. Einige Trauerweiden hängen ins Wasser und der Jadeberg Tempel auf dem Inselchen sowie die geschwungene Brücke vom Ufer auf die Tempelinsel sind beleuchtet. Der See heisst übersetzt "See des zurückgegebenen Schwertes" und der Name bezieht sich auf eine alte Legende in welcher der vietnamesische Held eine erfolgreiche Schlacht gegen die Chinesen geführt hat, mit einem Schwert, welches von einem Fischer im See gefunden wurde. Nach der erfolgreichen Schlacht wollte er dem Geist des Sees danken und gab das Schwert zurück, welches von einer riesigen Schildkröte wieder in den tiefen des Sees versenkt wurde. Tatsächlich lebte hier bis vor kurzem eine riesige Schildkröte, welche heute im Jadeberg Tempel ausgestellt ist. Angeblich 400 Jahre alt wiegt das Exemplar 250kg und ist über 2 Meter lang. Diesen seltenen Weichpanzer Schildkröten ist auch der dreistöckige Pavillon im südlichen Teil des Sees gewidmet. Für unser Abendessen fanden wir ein modernes aber gutes vietnamesisches Restaurant mit Aussicht über den See, wenig später fielen wir dann mit rundem Bäuchlein müde in die bequemen Betten.

 

Hanoi (oder wie es hier geschrieben wird HA NOI) ist die Hauptstadt Vietnams und liegt am Ufer des Roten Flusses, ca. 100km von der Küste entfernt. Der Name der Stadt bedeutet nichts weiteres als "in der Flussbiegung" und in dieser Flussbiegung befindet sich auch das Stadtzentrum, die Altstadt und das französische Viertel. Obwohl sich in diesem Ballungsraum mehrere Millionen Menschen drängen, wirkt das Zentrum recht übersichtlich und die Orientierung fällt relativ einfach (und dank Maps.me natürlich noch leichter). Trotz allem herrscht ein unglaubliches Gewusel in den teils engen Gassen und auf den etwas breiteren Strassen drängen sich Unmengen von Mopeds, wie eine Flutwelle durch die man sich durchkämpfen muss, denn der Gehsteig wird zur Outdoor Küche oder zu einem Geschäft umgenutzt und dazwischen parken alle möglichen Fahrzeuge (also muss man als Fussgänger quasi auf der Strasse gehen). Das frappierendste jedoch ist die Mischung der verschiedenen Gebäude und Nutzung derselben. So finden sich moderne Boutiquen und Hotels neben jahrhundertealten Handwerksbetrieben und traditionellen Fachgeschäften, es dampfen Garküchen direkt vor dem Luxushotel und in einer kleinen Seitengasse finden sich Märkte mit offenen Fleischtheken, Fische in Plastikeimern und allerlei anderen Lebensmitteln. Überall sitzen die Menschen auf kleinen Plastik Schemeln und essen von ebensolchen Kinderstühlen. Überhaupt ist die Nahrungsaufnahme und Zubereitung allgegenwärtig.  

 

Wir begeben uns zu viert Richtung Literatur Tempel, doch da Adis Kamera keinen Wank mehr machen will, drehen die Zwei kurzentschlossen um, um sich auf die Suche nach einem Ersatz zu machen. Wie sie uns am Ende des Tages berichten, war die Suche erfolgreich, sogar das selbe Modell konnte gekauft werden. Markus und ich spazierten derweil durch das Gewusel der Stadt, versuchten nicht überfahren zu werden und heil die Strassen zu queren. Hier gilt nur eine Verkehrsregel: dass es keine gibt. Immer wieder bleiben wir stehen und beobachten gleichermassen fasziniert und schockiert das Chaos: zwischen Blechlawinen und völlig überladenen Mopeds schieben Marktfrauen mit traditionellen, kegelförmigen Strohhüten ihre Fahrräder mit ausladenden Körben voller Früchte und am Lenker bammelnder Waage und Plastiksäcke, während andere Frauen auf traditionelle Art eine Tragestange über ihren Schultern schleppen, an welcher zwei schwere Körbe voller Marktware befestigt sind. Dazwischen sieht man Barbiere auf offener Strasse ihre Kunden rasieren und Frauen auf Garküchen Essen zubereiten. In den Seitenstrassen rennen dann auch mal Hühner herum und wir kommen erneut an einem kleinen Markt vorbei, wo es teils Marktstände gibt, mehrheitlich jedoch die Waren auf einem auf dem Boden ausgebreiteten Tuch feilgeboten werden.

 

Der Literaturtempel Van Mieu ist einer der wichtigsten und bekanntesten Tempel des ganzen Landes und war Hanois erste Universität. In einen Garten eingebettet, stehen hier verschiedene Gebäude und Tore. Die Erklärungen aus dem Audioguide halfen uns etwas besser hinter die alten Mauern zu sehen. Die Geschichte Van Mieu beginnt im Jahre 1070, als ein Altar zu Ehren von Konfuzius errichtet wurde und fünf Jahre später entstand hier die Akademie für die Söhne der Nation. Zuerst studierten hier nur Mitglieder der königlichen Familie, später auch Söhne anderer Adelsfamilien und ab 1396 konnten auch die Absolventen der Beamtenprüfungen auf Provinzebene an dieser Universität weiterlernen. Die letzten Prüfungen an dieser Universität wurden 1915 abgenommen. Mehrere Tore führen in verschiedene Bereiche der ehemaligen Universität, quasi immer näher an den eigentlichen Konfuzius Tempel im Innersten heran. Im dritten Hof, in dessen Mitte sich ein quadratisches Wasserbecken erstreckt, stehen auch die 82 Steinstelen, welche auf dem Rücken von Schildkröten ruhen. Heilige Tiere in Vietnam sind Phönix, Schildkröte, Drache und Qilin (ein chinesisches Fabeltier, auch chinesisches Einhorn oder Hundsdrache genannt). Alle vier Tiere werden als mildtätig und glücksbringend verehrt. Jede unterschiedlich gestaltete Schildkröte trägt hier eine Stele auf welcher die Namen jedes einzelnen Kandidaten notiert ist, welcher die Prüfungen bestanden und die Universität als voll ausgebildeter Mandarin verlassen hat. Seit März 2010 sind diese Steinstelen Teil des UNESCO Weltkulturerbe.

 

Das Zeremonienhaus des Konfuzius Tempels ist ein offener Pavillon der innen mit wundervollen rot-goldenen Schnitzereien verziert ist. Die Konfuzius Statue auf dem Hauptaltar wird umgeben von zwei grossen, auf Schildkröten stehenden Bronzekranichen (Symbol der Einheit von Himmel und Erde). Konfuzius lebte 551 - 479 vor Chr. in China. Er war klug und freundlich, zudem liebte er es zu Studieren und sich selber weiterzubilden. Mit 54 Jahren begann er herumzureisen und zu unterrichten, was er an Wissen von nah und fern angehäuft hatte. Ihm zu verdanken sind Ethik Regeln, welche von grossen Kaisern zur Staatsführung übernommen wurden. Die Lehre von Konfuzius ist zusammengefasst ein Regelwerk für ethisches Benehmen im Bezug auf das gesellschaftliche Zusammenleben. Die Menschen sollen nach moralisch-ethischer Vervollkommnung streben und sich hierfür an fünf Konstanten orientieren: Menschlichkeit (Nächstenliebe), Gerechtigkeit (Rechtschaffenheit), Ritueller Anstand (Sittlichkeit und Verhalten im Umgang mit anderen Menschen und in der Staatsführung), Weisheit und Aufrichtigkeit (Verlässlichkeit). Konfuzius wird noch heute für seine vorbildliche Lebensweise verehrt. Nebst dem Buddhismus und Daoismus gehört der Konfuzianismus zu den drei Lehren welche seit vielen Jahrhunderten die Kultur, Gesellschaft und den Alltag in China, Japan, Korea, Singapur, Taiwan und Vietnam prägt.

 

Nach einer Nudelsuppe bei einer Garküche in einer ruhigeren Seitenstrasse neben dem Literatur Tempel machen wir uns auf den Rückweg. Dieser führt uns durch das französische Viertel, welches nicht sehr französisch wirkt, aber ähnlich wie entlang der Champs Elysee quält sich auch hier der Verkehr auf mehreren Spuren entlang breiter Boulevards. Vereinzelt sieht man noch Kolonialvillen und eine gewisse Mischung aus europäischer und asiatischer Architektur schaffen ein weltstädtisches Ambiente. Wie gross der Einfluss Frankreichs auf Vietnam mal war, wird klar, wenn man vor der Oper steht, welche der Garnier Oper in Paris sehr ähnlich sieht. Sie wurde 1911 eingeweiht und ist bis heute das grösste Theater Vietnams. Schräg vis à vis genehmigen wir uns in einem eben neu eröffneten Saftladen namens Fruity Fact zwei leckere Smoothies und ich kann endlich mal die Frucht Durian probieren. Mit Kokosnuss und Milch verfeinert schmeckt diese nahrhafte Frucht hervorragend, man darf einfach nicht daran riechen, denn sonst dringt der sehr spezielle, etwas strenge Geruch der Durian durch.

 

Nach einer kurzen Erholung auf dem Zimmer treffen wir um 17 Uhr, kurz vor dem Eindunkeln wieder mit Jeannine und Adi zusammen, gemeinsam haben wir nämlich eine Street Food Tour gebucht. Pünktlich holt uns unser Guide ab. Er ist uns gleich sympathisch und spricht ausgezeichnet Englisch. Später erfahren wir, dass er eigentlich Lehrer wäre, aber keine Anstellung fand, denn eine Anstellung im Staatsdienst muss man sich kaufen können, eine Art Einkaufen in eine spätere Pension, welche es nur im Staatsdienst gibt. Wer aber so eine Ausgabe nicht stemmen kann, muss zuerst mal Geld verdienen und so arbeitet er nun als Guide und zeigt uns in 6 verschiedenen Lokalitäten die regionale Kulinarik. Erster Stopp ist quasi gleich um die Ecke. Wir huschen durch eine kleine Türe, um in den im hinteren Teil des Hauses versteckten, etwas erhöhten Bereich zu gelangen, wo wir uns setzen können und unser Guide sogleich eine Bestellung für uns aufgibt. Wir sitzen an einem wackligen aber normal hohen Tisch und er erklärt uns die verschiedenen Dips und Kräuter, welche aufgetischt werden. Dann kommen die vietnamesischen Kuchen, wie er sie nennt, verschiedene kleine gefüllte Knödel, Frühlingsrollen und Mini Donuts. Überraschend lecker, und so lassen wir uns die Namen der Speisen in Vietnamesisch aufschreiben. Besonders die Banh Ran Ngot (mit Süssbohne gefüllt) und Nem Chua Ran (mit für 2 Wochen in Bananenblätter eingelegtem, saurem Schweinefleisch gefüllt) sind eine positive Überraschung.

 

Der nächste Halt ist einige Strassen weiter, da sitzt eine Dame vor einem Hauseingang und giesst ähnlich wie bei einer Crêpe einen flüssigen Reismehlteig auf eine Platte. Bei ihr gibt man die Bestellung auf und kann sich dann im Hausinnern an kleine Kinderstühle setzen. Die vietnamesischen Frühlingsrollen "Banh Cuon" (nicht gebraten, sondern in hauchdünne Reis Omeletts gewickelt und gedämpft) mit vegetarischer Füllung und leckerem Dip schmecken hervorragend. Ein paar Strassen weiter, in der Nähe des Sees, bekommen wir als dritten Gang die typische Pho Nudelsuppe gereicht und auch diese schmeckt gut. Was "Banh Mi" bedeutet, lernen wir beim vierten Stopp, eigentlich nichts anderes als ein super lecker belegtes, frisch aufgebackenes Baguette. Als Dessert bekamen wir ebenfalls in einem Hinterhof Restaurant einen frischen Fruchtsalat mit Kondensmilch und Geleefrüchtchen. Dann ging es zurück zum See und dort in ein traditionsreiches Kaffee, welches sich aber im dritten Stock eines furchtbar alten Hauses befindet, welchen wir nur durch einen schmutzigen Flur und alte Holzleitern erreichen konnten. Wir nahmen an kleinen Holztischchen Platz und bekamen Eier-Kaffee serviert. Schmeckte wie Eierlikör im Kaffee, gilt aber als Traditionsgetränk in Hanoi. Eigelb, Zucker und Kondensmilch wird erhitzt und mit dem Kaffee vermengt. Das ganze ist als Egg Coffee oder Ca Phe Trung bekannt. Zum Abschluss der Tour brachte uns unser sympathischer Führer noch in einen Bierclub, bzw. ein Babystühle-Strassencafé, wo man das überall in Vietnam beliebte Bia Hoi ausschenkte. Bia Hoi ist eine Art Fassbier, welches täglich frisch gebraut und nur für kurze Zeit gelagert wird. Somit entspricht es einem leichten (ca. 3% Alkohol) Lager, welches uns allerdings nicht so gut schmeckte. Trotz allem ein rundum gelungener Abend mit vielen neuen kulinarischen Eindrücken.

 

Am nächsten Morgen wurden wir pünktlich von unserem Transferservice abgeholt, welcher uns innerhalb von 4 Stunden bis zum Hafen an der Halong Bucht brachte. Diesen 3 Tage/2 Nächte Ausflug haben wir über Vega Travel schon von zu Hause aus organisiert, da das Angebot für Schiffsfahrten in der Bucht unübersichtlich gross und trotzdem notorisch ausgebucht ist. Leider wollte das Wetter nicht so recht und so fuhren wir bei Nieselregen in Hanoi ab und kamen bei Nebel an der Halong Bucht an. Gefühlte tausend Barken, von luxuriösen Schiffen bis verrosteten Kuttern warteten am Pier auf ihre Kunden. Wir wurden auf einem etwas in die Jahre gekommenen aber dennoch anständigen Kahn in unsere kleine, saubere Kabine geführt. Kurz darauf begrüsste uns der Guide an Bord und wir bekamen Mittagessen serviert während wir mit all den anderen Schiffen hinaus in die Bucht fuhren. Entgegen den meisten Schiffen galt unser Ziel aber einer etwas abgelegeneren Gegend und am kommenden Tag dem Cat Ba Island Nationalpark.

 

Die geheimnisvolle, mystische Landschaft der Ha Long Bucht ist eines der beliebtesten Reiseziele Vietnams, egal ob die bizarren Felsformationen der Bucht sich nur unwirklich und schemenhaft im Nebel abzeichnen oder die Sonne die weissen Felsen malerisch gegen das Blau des Wassers abgrenzt. Knapp 2000 kleine und kleinste Inseln ragen in bizarren Formationen aus dem Meer und beherbergen in ihrem Innern oft Höhlen mit Stalagmiten und Stalaktiten. Die Inseln sind meist von wildem undurchdringlichem Dschungel bewachsen und es leben noch seltene Tiere, darunter auch Affen, auf den Inseln. Heute jedoch liegt dichter Nebel über der Bucht und obwohl die Umrisse der Felsen erkennbar und sich in mehreren Grauabstufungen voneinander abheben, mag der Anblick weder Markus noch mich wirklich zu verzaubern. Am Nachmittag klart das Wetter etwas auf und wir machen eine erste Erkundungstour in eine kleine Höhle und zurück an einem versteckten See im Innern des Inselfelsens vorbei. Nun verstehen wir auch, warum hier in der Gegend einer der neuen KingKong Filme gedreht wurde, die wilde Landschaft bietet sich als Filmkulisse geradezu an. Kurze Zeit später erkunden wir einen weiteren Teil der von Touristenbooten nicht so stark frequentierten Gewässern im 2-er Kajak. Das ist ganz lustig, doch Markus und ich scheinen im Kajak irgendwie nicht so kompatibel zu sein, lieber hätte jeder von uns sein eigenes Kajak. Nachdem wir ein geeignetes Plätzchen gefunden haben, gehen einige unserer Gruppe (auch ich) vom Kajak aus schwimmen. Die Wasserqualität überzeugt mich jedoch nicht so sehr, obwohl in diesem Bereich wenigstens weder ein Ölteppich noch Plastikreste und sonstiger Müll schwimmt. Wenn ich den Anblick mit früheren Reiseberichten vergleiche, welche von klarem, grünblauem Wasser sprechen, habe ich das Gefühl nicht wirklich am selben Ort zu sein. Trotz allem beschert uns der Abend aber noch einen schönen Sonnenuntergang und ein gemütliches Abendessen auf Schiff, bei dem wir unsere Vorspeise, vietnamesische Frühlingsrollen in Reispapier, selber machen.

 

Die Nacht haben wir fast als einziges Schiff in dieser abgelegenen Bucht verbracht und am frühen Morgen zeigt die Gegend ihre schönste Seite während eines herrlichen Sonnenaufgangs, den wir auf Oberdeck geniessen. Kurz nach dem Frühstück erreichen wir Hang Sung Sot, eine der grössten und schönsten Höhlen in der Bucht. Wir sind die erste Gruppe, welche die Höhle an diesem Morgen betritt und so können wir die beleuchtete Höhle mit Stalaktiten und Stalagmiten noch unbehelligt von Touristenströmen auf uns wirken lassen. Ein 500 Meter langer Weg führt tief in die Höhle mit hoher Decke hinein und an einer anderen, leicht erhöhten Stelle wieder aus dem Berg. Von dort haben wir einen schönen Blick über die Insellandschaft und sogar die Sonne lässt sich kurz blicken. Ganz in der Nähe steuern wir die Ti Top Insel an. Sie hat ihren Namen von Kosmonauten Titov, welcher diese Insel zusammen mit Ho Chi Minh (der Vater der Nation Vietnams) 1962 besuchte. Rund 350 Treppenstufen führen auf eine Aussichtsplattform. Der Ausblick wäre sicher schön, hätten sich inzwischen nicht schon wieder die Wolken und der Nebel der Bucht bemächtigt. Somit nutzen wir auch das untypische Badewetter nicht, sondern beobachten leicht amüsiert, wie die ersten Touristen an diesem Morgen sich am halbmondförmigen Strand am Fusse des Aussichtsberges ins Wasser wagen.   

 

Im Verlaufe des Vormittages wechseln wir vom Hotelschiff auf ein Passagierschiff, welches uns zur Lan Ha Bay am Rande des Cat Ba Nationalparks bringt. Cat Ba ist eine 350km2 grosse Insel und somit die grösste Landmasse in dieser Küstenregion in welcher sich Hunderte kleiner Kalksteinfelsen aus dem Meer erheben. Cat Ba Stadt ist bei einheimischen beliebt und dementsprechend verbaut und verschandelt ist der unmittelbare Küstenabschnitt, doch ein weit grösserer Teil der Insel ist durch einen Nationalpark geschützt. Eben hier gehen wir an Land und bekommen Fahrräder, mit welchen wir einer kaum befahrenen Strasse ins Inselinnere folgen. Da die Fahrräder nur einen Gang haben, stosse ich meines einen kurzen steilen Anstieg hoch, Markus versucht es mit Treten, doch wie er aufsteht bricht plötzlich das Pedal ab. Wohl eine Altersermüdung des Fahrrades und so steigt er auf mein Rad um und ich darf auf dem Packträger Platz nehmen. Der Guide dreht um, holt ein neues Fahrrad und trifft uns zusammen mit dem Rest der Gruppe ein paar Kilometer weiter am Ortseingang einer kleinen Ansiedlung von welcher aus wir eine Miniwanderung auf einen Aussichtpunkt unternehmen. In der besuchten Fledermaus Höhle ist grad keine Fledermaus zu Hause, aber im Viet Hai Village dürfen wir dafür nochmals von dem merkwürdigen Gebräu mit Getier probieren, welches wir schon in Laos kennen gelernt haben. Zum Glück wird uns Mädels nur Schnaps mit eingelegten Blumen kredenzt, der Schlangenwhisky ist reine Männersache, angeblich potenzsteigernd.

 

Nach unserem Ausflug fahren wir auf unseren verrosteten, 1-gängigen Drahteseln mit quietschenden Bremsen zurück zur Bootsanlegestelle und bekommen auf Schiff ein Mittagessen. Den Nachmittag verbringen wir auf Oberdeck beim Sonnenbaden, wobei sich dabei eher die Sonne in den Wolken badet. Ich geniesse noch ein paar kurze Runden im Solo-Kajak vorbei an Fischerkörben, in denen Jungfische gezüchtet, bzw. Muscheln aufgezogen werden und dann ging die Fahrt Richtung Cat Ba Stadt weiter. Im Abendlicht gleiten wir durch schwimmende Dörfer, Szenen, die uns an den Film "Water World" erinnert: schwankende, schwimmende Häuser, Fischaufzuchten, kleine Supermärkte, sogar ein Postamt und Gemeindehaus. Dazwischen Hunde, die über die Planken rennen und Familien, welche in traditionellen Korbbooten von Haus zu Haus oder zwischen den Fischerbooten herumpaddeln. Eine interessante Szenerie, die wir gebannt beobachteten. Die Nacht verbringen wir in einem Hotel an der Promenade von Cat Ba Stadt mit Blick über die verbaute Bucht, die von Asiaten als romantisch bezeichnet wird. 

 

Am letzten Tag fahren wir von Cat Ba aus nochmals an den schwimmenden Dörfern vorbei und wechseln später am Vormittag wieder das Boot, um auf dem letzten Abschnitt die Fahrt auf Oberdeck durch die weltbekannte Ha Long Bucht mit ihren steil aus dem Wasser ragenden Inseln und Inselchen zu geniessen. Die Formationen bestehen aus Kalkstein, den gepressten Korallen- und Muschelresten eines urzeitlichen Meeresgrundes, und Gneis. Diese besondere geologische Struktur führte dazu, dass die Erosion durch Wind und Wasser hier diese bizarren Formationen schuf. Ein letzter Blick auf die erneut im Nebel verschwindenden Umrisse und wir schiffen aus und werden zurück nach Hanoi gefahren.