Luang Prabang und Umgebung

Goldene Tempel, weisse Kolonialfassaden und ein entspanntes Lebenstempo. Luang Prabang, die alte Königsstadt, hat wegen der gut erhaltenen und besonderen Bausubstanz 1995 den UNESCO Weltkulturerbe Status erhalten. Das historische Zentrum von Luang Prabang liegt auf einer Halbinsel, welche vom Mekong und seinem Zufluss, dem Nam Khan, umrahmt wird. Wir finden eine gepflegte Stadt vor, welche sich im Herzen ihren charmanten Mix aus Kolonial Flair und laotischer Königsstadt bewahren konnte. Einst war Luang Prabang Sitz der Könige des ersten laotischen Grossreiches. Reichsgründer König Fa Ngum soll hier im 14. Jahrhundert den Theravada-Buddhismus etabliert haben, und der Glaube wurde von seinen Nachfolgern über sechs Jahrhunderte hinweg mit grosser Ehrfurcht praktiziert. Wie an einer Perlenschnur reihen sich die Klöster von der Spitze der Halbinsel nach Süden aneinander, durchsetzt mit laotischen Stelzenhäusern und den stuckverzierten Villen der Franzosen. Über 1000 Mönche und Novizen schenken der Stadt zusätzliche Farbpunkte in ihren orange leuchtenden Roben. Viele Gebäude wurden saniert, das Flussufer befestigt und sämtliche Strassen der Altstadt wurden mit Gehsteig und Laternen versehen und ausserdem unterstehen Umbauten und Neubauten strickten Richtlinien, um das traditionelle Bild der Stadt nicht zu gefährden.

 

Wir haben uns ein schönes Zimmer in einem hübschen Hotel am Rande der Altstadt geleistet, zahlen 35 CHF pro Nacht und im Preis inbegriffen sind nebst Top Ausstattung, Swimmingpool, guter Lage und leckerem, frisch zubereiteten Frühstück auch die Unterstützung einer wirklich zuvorkommenden und sehr gut englisch sprechenden Laotin, welche das Jasmine Hotel führt. So verrät sie uns auch, dass die Mönche des nahegelegenen Klosters auch in dieser Strasse jeden Morgen um 5:45 Uhr vorbeikommen, um nach alter laotischer Tradition Almosen in Form von Klebereis zu sammeln, welcher ihre Nahrungsgrundlage ist. Wie es der Zufall will, werde ich gegen 6 Uhr wach, schlüpfe in meine lange Pyjama Hose sowie den Fleece von Markus und husche auf den Balkon, von welchem ich die Strasse überblicken kann. Unten auf der Strasse stehen einige Anwohner, ein älterer Herr sitzt auf einem kleinen Schemmel und alle warten und schauen in die gleiche Richtung. Die Mönche und Novizen scheinen Verspätung zu haben, doch dann biegt ein schweigsamer orangefarbener Zug um die Ecke. Hinter einander her gehend spazieren sie der Strasse entlang, haben grosse, an Trommeln erinnernde Gefässe umgebunden und öffnen diese ebenfalls lautlos beim Vorbeigehen an den Bewohnern der Strasse, welche in jedes Gefäss ein bisschen Nahrung geben. Der Almosengang zählt zu den wichtigsten religiösen Handlungen im Theravada-Buddhismus. Mit ihrer Gabe können die Gläubigen Verdienste für ihre Wiedergeburt erwerben. Es wird darum gebeten, dieser Zeremonie als nicht Buddhisten aus der Ferne beizuwohnen, nicht zu fotografieren, aber auch keine Almosen zu verteilen. Ich fand es schön, diesem Moment der Stille beizuwohnen, bin aber noch sehr müde und verziehe mich daher kurz darauf wieder ins Bett.

 

Nach dem Frühstück spazieren wir zu viert auf den Phou Si, den Hausberg der Stadt von welchem man einen wunderbaren Blick über die Altstadt und die umliegende Landschaft hat. Verschiedene Tempel und Schreine schmücken den Weg hinauf zum höchsten Punkt, an welchem schon lange bevor der erste buddhistische Schrein errichtet wurde, die Geister verehrt wurden. Wir geniessen den Rundblick über die schön gelegene Stadt und begeben uns dann über die Haupttreppe hinunter zur Sakkarine Road. Das Vat Xieng Thong ist der älteste Tempel der Stadt, er stammt aus dem 16. Jahrhundert und repräsentiert den charmanten klassischen Architekturstil Luang Prabangs. Er liegt ganz an der Spitze der Halbinsel und nur eine anfällig filigran gebaute Bambusbrücke verbindet diesen Teil der Altstadt mit dem gegenüberliegenden Ufer an der Mündung des Nam Kham. Wir spazieren kreuz und quer durch die Gassen, trinken in einem französischen Café einen Cappuccino, geniessen dazu ein Pain au Chocolat und lassen die friedliche, ruhige Stimmung auf uns wirken. Ein Spaziergang dem Ufer des Mekong entlang rundet unseren ersten Erkundungsgang ab. Noch drei Tage verbringen wir hier, geniessen das Kaffee/Patisserie Erbe der französischen Kolonialmacht, welche diesem Land auch eine Baguette und Crêpe Kultur hinterlassen hat und besuchen den Nachtmarkt sowie die Querstrasse, in welcher tagsüber die lokalen Bauern ihre Erzeugnisse anbieten. Wir lassen uns tragen von der entspannten Atmosphäre und geniessen die Erkundung der schönen Stadt.

 

Am zweiten Tag unternehmen wir einen Halbtagesausflug zu den berühmten Kuang Si Wasserfällen. Pünktlich um 8 Uhr fährt das Tucktuck vor, welches uns in einer schaukeligen, rund stündigen Fahrt in das Umland von Luang Prabang fährt. Erst kommen wir durch eine nicht so schöne Gegend, es wirkt schmutziger als in der Altstadt, auch ärmlicher und wir werden uns bewusst, dass dies hier wohl eher dem richtigen Leben in Laos entspricht. Viele Kohleöfen, Abgase der Mopeds und offene Kochstellen führen zu einer hohen Feinstaubbelastung im leichten Morgennebel, doch als wir die Aussenbezirke hinter uns haben tut sich eine schöne Landschaft auf. Farmhäuser, Gemüsegärten, Obstgärten und Reisfelder, frei laufende Tiere und kleinere Ansiedlungen. Wir fahren an Schulen vorbei, und während vor einigen Hunderte von Fahrrädern stehen, finden sich vor anderen wiederum Hunderte von Mopeds. Die kleinsten Kinder gehen jedoch noch zu Fuss zur Schule. Etwas später verlassen wir das Tal und folgen einer Hügelkette, queren diese schliesslich und landen in einer bewaldeten Dschungelgegend mit dem Ziel Kuang Si.

 

Kurz nach dem Eingang durchqueren wir die Gehege des Kuang Si Bear Rescue Sanctuary, wo geschändeten Tieren, welche nicht mehr in die Freiheit entlassen werden können, eine neue, bessere Heimat gegeben wird. Asiatische Schwarzbären werden oft in Farmen gehalten, wo ihnen jahrelang Galle für chinesische Medizin entnommen wird. Hier jedoch können wir die Tiere beim Entspannen in den Schlafstellen zwischen Bäumen oder beim Herumtollen in den grosszügig angelegten Gehegen beobachten. Einen kurzen Spaziergang später stehen wir dann auch schon beim ersten Pool mit türkisfarbenem Wasser. Die Wassermassen ergiessen sich äusserst malerisch über die vielen Stufen und je nach Sonneneinstrahlung wirkt das klare Wasser grün bis türkisfarben. Ein idyllischer Waldweg führt auf der gegenüberliegenden Seite der Sinterterrassen durch dichte Vegetation hinauf zum eindrücklichen Wasserfall. Einige der von der Natur wie Infinity Pools gestalteten Becken sind als Badestellen ausgewiesen, wir jedoch waten nur am Rande durch das angenehm kühle Wasser. Am Wasserfall angekommen, führt ein steiler Weg in der Wand des Falles auf das Plateau oberhalb und dort ein wenig weiter in den Wald hinein. Auf dem Rückweg kommen wir auf der anderen Seite des Wasserfalles wieder hinunter und müssen feststellen, dass sich hier der Wasserfall bis auf unsere Treppenstufen ausdehnt. Nach einem letzten Blick auf den von wirklich schöner Vegetation eingerahmten, facettenreich und mehrstufig herabstürzenden Wasserfall, machen wir uns über den befestigten Weg auf den Rückweg zum TuckTuck Parkplatz.

 

Eine spezielle Delikatesse in Luang Prabang sind dünne Lagen Flussalgen mit Sesam, Tomaten und Knoblauch getrocknet und dann in mehreren Lagen gerollt. Diese Rolle wird aufgeschnitten und schmeckt gut, vorausgesetzt man mag zum Beispiel auch Nori Blätter als Snack. Eine andere Vorspeise, die wir mögen, sind die angebratenen Cashews Nüsse mit getrockneten Zitronengrass Streifen. Am letzten Abend jedoch suchen wir uns in der Kingkitsarath Road ein nettes Lokal, wo man eine andere Spezialität essen kann: Sindat. Sindat ist eine Art Tischgrill mit Fondue Chinoise. Während die dünnen Fleischstücke und Tofu Streifen oben brutzeln, köchelt unten in der Bouillon das Gemüse, ein Ei oder Nudeln. Ein geselliger Abend unter dekorativen Lampions wird somit zum Schlusspunkt unseres schönen Aufenthalts in Luang Prabang.