Thailand Süden

Mit Edelweiss Air geht es äusserst komfortabel von Zürich nach Phuket, wir bekommen nämlich ein Upgrade auf Eco Max, mehr Beinfreiheit für Markus und den bekannt guten Service für uns beide. Die Karte von Anja wird uns von der Stewardess mit einem Augenzwinkern überreicht, "da wir ja in der Eco Max sitzen würden, könnten wir uns ohnehin bestellen was wir mögen", in der Eco hätte sie uns ein Gläschen Champagner offeriert. Grosses Dankeschön. 

 

Am Flughafen in Phuket klappte der Abholservice vom Hotel einwandfrei und nach rund einer Stunde Fahrt über angenehme Strassen, welche mehrheitlich der Küste folgen, erreichten wir Khao Lak. Diese Ortschaft an der Andamanensee (Golf von Bengalen) erreichte im Dezember 2004 traurige Berühmtheit, als eine riesige Tsunami Welle den Ort und den gesamten Küstenabschnitt zerstörte und tausende von Menschen in den Tod riss. 14 Jahre später ist davon kaum mehr etwas zu sehen, einzig ein Denkmal im Ort sowie vereinzelte Bilder und Blumen an Palmen erinnern daran. Die Normalität ist zurückgekehrt, die Natur hat sich erholt und die Hotelanlagen haben wieder neu gebaut. Touristen kommen mehr als früher, aber alle noch aus dem selben Grund: Sonne und Ruhe. Khao Lak ist nicht bekannt für Trubel und Disco, sondern für Familienurlaub unter Palmen. Das schöne an diesem Ort ist, dass hier Bananenboote und Jetski ebenso verboten sind wie Strandbuden und Sonnenschirme am Strand. Die Hotels mit direkter Lage am kilometerlangen gelben Sandstrand, bieten ihren Gästen Sonnenliegen unter Palmen im Bereich ihrer Hotelanlagen mit Blick aufs Meer. Am Strand selbst sieht man keine Strandverkäufer und nur vereinzelt Touristen auf Badetüchern. Die meisten Touristen geniessen ausgedehnte Strandspaziergänge oder das Baden im Meer.

 

Zu unserem Glück können wir bereits um 9 Uhr vormittags unser Zimmer beziehen, und das ganz ohne Zusatzkosten. Es ist noch Nebensaison und so haben sie genug freie Zimmer. Das Resort Lah Own Khaolak gefällt uns sehr. Zu einem guten Preis für die Lage wohnen wir in einem grosszügigen Zimmer in einem der zweistöckigen Bungalows, welche im schönen Garten der kleinen Anlage verteilt stehen. Der Pool ist gross genug, um darin einige Runden zu schwimmen und warm genug dies auch bei einem Regenschauer zu tun. Die Liegen unter den Palmen geben den Blick frei auf einen schönen, weniger frequentierten Strandabschnitt und im Restaurant mit Terrasse und Meerblick bekommen wir nicht nur ein gutes Frühstücksbuffet, sondern auch thailändische Gerichte zu moderaten Preisen. So verbringen wir zweieinhalb Tage mit Ausruhen, Lesen, Schwimmen und Strandspaziergängen. Das Wetter ist durchzogen, warm und sehr feucht. Es regnet ausgiebig, aber wir haben auch jeden Tag etwas Sonne. Ganz allgemein ein guter Ort um gegen den Jetlag zu kämpfen, der uns voll erwischt, und uns auf das feuchtwarme Klima einzustellen.

 

Wir gönnen uns auch eine Thai Massage, welche hier mit Blick auf den Strand angeboten wird. Thai Massage bedeutet eine Mischung aus der uns bekannten Sportmassage (jedoch mit anderen Griffen und Bewegungen ausgeführt) und Dehnübungen, welche einem passiven Yoga gleichkommen. So muss ich auch recht schmunzeln, als die zierliche Damen anfängt auf Markus herum zu klettern, während ich auf der Liege nebenan grad gedehnt werde. Allgemein eine gute Erfahrung und der Rücken/Schulterbereich scheint danach wirklich gelockert. Zum Abschluss gibt es noch ganz unerwartet ein Moonlight Dinner auf der Terrasse am Meer (der Himmel reisst auf und gibt den gross wirkenden Vollmond frei) und nach der dritten Nacht heisst es Rucksack schultern und 20 Minuten zur Bushaltestelle spazieren.

 

Die zweistündige Busfahrt nach Khao Sok, in der Bergregion zwischen West und Ost Küste gelegen, verläuft problemlos und auch die 25 Minuten zu Fuss von der Bushaltestelle zur Unterkunft sind weniger anstrengend als gedacht, verschwitzt sind wir aber dennoch, es rinnt nur so runter. Zwar ist es hier durch die leicht erhöhte Lage etwas weniger heiss, aber nach wie vor sehr feucht. Wir haben eine preiswerte, einfache, aber super saubere Unterkunft etwas abseits der Hauptstrasse gebucht und der Besitzer begrüsst uns gleich mit einer Übersicht über die Ausflugsmöglichkeiten. Wir entscheiden uns spontan für den zwar nicht billigen, aber interessant klingenden Kochkurs auf einer einheimischen Farm und werden nicht enttäuscht, im Gegenteil.

 

Wir treffen kurz nach 16 Uhr auf der Rungfah Farm bei Khao Sok ein und lernen unsere sympathische Gastgeberin kennen. Sie spricht sehr gut englisch und stellt uns ihren zwei Töchtern (die grad von der Schule kamen) und ihrer Mutter vor. Sie und ihr Mann (welcher als Guide im Nationalpark arbeitet) betreiben diese ökologische (keine Pestizide) Farm nun seit rund zwei Jahren und haben diesen Sommer auch die ersten, sehr einfachen Gästeunterkünfte fertiggestellt. Wir sind jedoch die einzigen Gäste an diesem Abend und so beginnt sie gleich mit einem Rundgang über die Farm. Erst sammeln wir einige Enteneier ein, dann geht die Erkundungstour durch Gemüsegarten, Kräutergarten und Obstgarten. Wir lernen viel über einheimische Gewächse und deren Verwendung in der thailändischen Küche. Am Ende der Tour haben wir einen wunderbaren Zutatenkorb zusammen und begeben uns in die gedeckte, ansonsten aber offene Küche. Die Idee des Abends ist es, dass wir lernen vier traditionelle Gerichte sowie Reis zuzubereiten, aus den Zutaten, die wir eben gesammelt haben und nur mit Holzkohle und auf offenem Feuer. Wir lernen auch, dass es hier unterschiedliche Bambusarten gibt, von einigen Arten kann man die Sprösslinge essen, wieder andere verwendet man für den traditionellen Hausbau oder, wie wir später lernten, um daraus Trink und Essgefässe zu machen, bzw. darin den Reis zu kochen.

 

Das Red Curry basiert auf Kokosmilch und wie diese hier hergestellt wird lernen wir ebenfalls. Erst muss Markus eine Kokosnuss schälen, dann wird die Nuss halbiert und anschliessend dürfen wir auf traditionellen Holzschemeln Platz nehmen und das Fruchtfleisch aus den Schalenhälften raspeln (vorne am Schemel hat es ein dafür vorgesehenes Metallstück, über welches man die Kokoshälfte zieht und so raspelt). Die Raspeln werden danach mit Wasser vermengt und lange geknetet. Danach wird das Kokoswasser gesiebt (die verbleibenden Raspeln bekommen die Hühner) und was bleibt ist die Kokosmilch für das Curry. Wir rüsten, schälen und schneiden die vorab gesammelten Zutaten und Markus beginnt die Currypaste nach Anweisung im Mörser zu vermengen. Wir verwenden unter anderem Thai Basilikum, Lemongras, eine Wurzel die an Ingwer erinnert, kleine Kochbananen, die Blüte des Bananenstrauches, Süsskartoffeln und Aubergine, wobei es sich hier um zwei verschiedene (Erbsen- und Nussgross, zudem grün und nicht violett) Arten thailändischer Aubergine handelte. Für das Curry wurde die Kokosmilch in einem Tontopf über Holzkohle erhitzt, dann kam die Currypaste und weitere Zutaten hinein und köchelten vor sich hin.

 

Der Reis wurde in Palmblätter gerollt und diese Blätterpakete kamen dann mit Wasser in ein Bambusrohr, welches über bzw. am offenen Feuer aufgestellt wurde. Der Reis wurde somit sehr langsam gar und wir hatten genug Zeit uns um das Bananenblumen Tempura zu kümmern sowie die beiden Wok Gerichte zuzubereiten. Im Wok wurde Kokosöl und Knoblauch erhitzt, dann das Hühnerfleisch angebraten. Anschliessend kamen 1 EL Oystersauce und 1 TL Soyasauce sowie ein honigartiger lokaler pflanzlicher Kandiszucker dazu sowie das Gemüse. Das Bok Choy (naher Verwandter des Chinakohls) wurde mit dem Hühnergeschnetzelten vermengt, das Sin Qua (ein Gemüse welches in der Form an Gurken erinnert) mit Karotten und den Enteneier Omeletts. Alles wurde auf Holzkohle gekocht und anschliessend in den Bambusschalen schön angerichtet. Ein authentischer und sympathischer Abend, wir haben viel gelernt und geschmeckt hat es ebenfalls vorzüglich.

 

Der Nationalpark Khao Sok ist bekannt für die Pflanze Bua Phut (Rafflesien), respektive deren Blume. Diese Gewächse bilden die grössten Blüten im Pflanzenreich, rund 60cm Durchmesser, maximal 1m. Die Pflanzen selbst sind Vollschmarotzer, die mit Ausnahme der Blüte vollständig innerhalb ihrer Wirtspflanze leben. Wurzeln, Sprosse und Laubblätter werden nicht ausgebildet. Leider hat keines dieser Gewächse geblüht und so entschlossen wir uns, dem mit Bambus gut bestückten Wald zu Fuss einen Besuch abzustatten. Bambus, so lernen wir, ist eines der ältesten Grassorten der Welt, existiert schon seit rund 60 Millionen Jahren und hat über 1600 Arten ausgebildet, von welchen einige in der Wachstumsphase bis zu einem Meter pro Tag wachsen können, im Durchschnitt jedoch eher 1-10 cm. Der Nationalpark wurde 1980 zum Schutze der einzigartigen Naturlandschaft, Höhlen und Tierwelt gegründet. 1982 hat dann aber das staatliche Elektrizitätswerk dennoch den Fluss gestaut und einen Teil der Landschaft geflutet. Heute werden auf dem Stausee Kanutouren angeboten und mit Führern kann man die teils halb gefluteten Höhlen in der an die Halong Bucht (Vietnam) erinnernden Felsenlandschaft besuchen. Wir sahen indes nur die trockenen, dicht bewachsenen Kalksteinhöhenzüge und streiften durch die Randgebiete des Nationalparks. Abends ist das Klima hier auf 200 - 600 Meter über Meer angenehm, tagsüber jagt die feuchte Hitze einem aber den Schweiss aus den Poren, vom berühmten Regen werden wir jedoch verschont. Dafür freuen wir uns nicht nur, dass wir auf unserem Spaziergang entlang einiger kleiner Wasserfälle (eher Stromschnellen) einiges an Kleingetier (Schmetterlinge, Leguane, Eidechsen und Käfer um nur einige zu nennen) und einen Hornvogel davonfliegen sehen. Der Höhepunkt ist das Beobachten von freilebenden Langschwanz Makaken. Wir können eine halbe Ewigkeit dem bunten Treiben einer ganzen Affenbande zuschauen, vom verspielten Herumtollen der Babyaffen bis zum Machogehabe des ranghöchsten Männchens.

 

Im Nationalpark leben auch heute noch einige wenige Tiger, Leoparden und Malaienbären, sowie freilebende asiatische Elefanten. Diese bekommen wir nicht zu Gesicht, aber zum Abschied erhaschen wir noch einen Blick auf Elefanten, welche von ihren Mahuts zur Tränke geführt werden. Dann rauscht die grüne Landschaft an uns vorbei und nach rund 2 Stunden fährt der Minivan vor dem Bahnhof in Surat Thani vor. Ganz unkompliziert konnten wir am Vortag unsere Tickets online bestellen und so werden wir schon rund 30 Minuten vor der Abfahrt über die Geleise eskortiert und dürfen im reservierten Wagon Platz nehmen. Auf der rund 5 1/2 stündigen Fahrt nach Hua Hin bekommen wir 2x von der Stewardess einen Snack gereicht, was uns aber am meisten erstaunt ist der Putzfimmel der von der eigens im Zug mitfahrenden Putzfrau an den Tag gelegt wird. Der Schaffner kontrolliert die Tickets, die Stewardess serviert und die Putzfrau kommt nach jedem Servieren vorbei, wischt den Boden erst sauber, nimmt ihn danach feucht auf und sammelt Abfall ein. Wir fahren 2. Klasse und fragen uns, wie der Service in der 1. Klasse wohl sein könnte. Der Wagen ist klimatisiert (und wir froh um unsere Jacken), die Sitze selbst jedoch nicht so komfortabel, in der 3. Klasse wären diese wohl noch etwas unbequemer, aber wir sind zufrieden und geniessen die Fahrt und den Blick auf die erstaunlich wenig besiedelte grüne Gegend, die da an uns vorbeizieht. Ab und an ein Ausblick auf Hügel, mal auf die Küste und hinüber zu einigen Kühen in Wasserlöchern. Dann kommen wir in Hua Hin an.

 

Der Fussmarsch vom Bahnhof zur Unterkunft ist zwar nicht so schweisstreibend wie befürchtet, doch nach rund 25 Minuten sind wir froh aus dem Verkehrschaos (viele Mopeds) rauszukommen. Auch diese Unterkunft ist äusserst sauber, bietet zu einem moderaten Preis sogar einen kleinen Balkon und Swimmingpool im begrünten Hof. Nachdem wir in eben diesem abgekühlt hatten, war es bereits Zeit fürs Abendessen und so zog es uns zum Nachtmarkt nördlich des Bahnhofes. Das Schlemmererlebnis haben wir uns durch zweimal eine halbe Stunde Fussmarsch durchaus verdient, die Temperaturen sind am Abend jedoch bedeutend angenehmer und auch das Lichtermeer der lebendigen Kleinstadt wirkt durchaus nett. Auf dem Nachtmarkt probieren wir verschiedene Gerichte an unterschiedlichen Ständen: Takoyaki (Tintenfischbällchen), gefüllte und kross gebratene thailändische Mini Pancakes, Kokosnussbällchen, verschiedene Spiesschen und als Dessert Klebereis mit köstlichen Mango Schnitzen sowie einem Fruchtsaft aus Dragon Fruit. Irgendwo dazwischen haben wir in einem Fischrestaurant Platz genommen, nachdem wir unser Essen und die Zubereitungsart an einem Stand aussuchen durften. So assen wir zum ersten Mal schwarze Tigergarnelen (Tiger Prawns) und braune Steingarnelen (Rock Prawns). Speziell zweite sehen sehr urzeitmässig aus, schmecken aber sehr gut. Zufrieden und mit rundem Bäuchlein ging es dann zurück ins Hotel.

 

Wer über das nötige Kleingeld verfügt, der kann von Hua Hin einen Tagesausflug zu der berühmten Höhle Phraya Nakhon Cave (zwei grosse verbundene Höhlen oberhalb des Meers, in der zweiten Höhle steht ein hölzerner Palast, welcher zum idealen Zeitpunkt durch eine Öffnung in der Decke der Höhle durch die Sonne beleuchtet wird) machen oder das Weingut Monsoon Valley besuchen. Ja richtig gelesen, hier wird Wein angebaut und offensichtlich kein so schlechter Wein, immerhin hat er schon internationale Preise gewonnen. Interessant ist vor allem, dass hier auf dem 13. nördlichen Breitengrad überhaupt Wein angebaut werden kann, denn es fehlen die dafür notwendigen vier Jahreszeiten. Trauben wachsen gut, geerntet wird jedoch zweimal im Jahr, wobei nur die Ernte nach der Trockenzeit zu Wein weiterverarbeitet werden kann. Hier musste man alles neu erfinden, scheint aber gar nicht schlecht zu funktionieren und wer will kann an einer stilvollen Verkostung teilnehmen oder die Weinreben vom Rücken eines Elefanten besichtigen.

 

Wir machen uns jedoch nur eine mentale Notiz den Wein einmal zu verkosten und verbringen einen entspannten Tag am Pool und in der Kleinstadt, welche vor allem für ihren Bahnhof bekannt ist. Die königliche Familie hat hier einen Sommerpalast, und wie sich das für einen königlichen Ferienort so gehört, gibt es auch ein wirklich pittoreskes, historisches Bahnhofsgebäude mit einem eigens für die königliche Familie angelegten Wartehäuschen. Auffallend sind auch die kleinen Geisterhäuschen, die man in unterschiedlichen Grössen vor den Häusern sieht. Diese Häuschen erinnern sehr an Vogelhäuschen, stehen auf Stelzen auf mindestens Augenhöhe und sind reich dekoriert. Die Thailänder sind sehr abergläubisch und so glauben sie daran, dass sie für die Geister, welche auf einem Grundstück wohnen welches bebaut werden soll, ein eigenes Häuschen bauen müssen, um eben diese freundlich zu stimmen. Die Geister sollen nicht verärgert im Wohnhaus spuken, sondern eben in das kleine Vogelhäuschen einziehen und dort glücklich werden. Und in Hua Hin wird viel gebaut, derzeit vor allem Ferien Apartments für reiche Thais und Expat, welche den Strand und die Nähe zu Bangkok lieben, mit dem berühmt berüchtigten Pattaya auf der anderen Seite der Bucht aber nix anfangen können. Der Strand gibt nicht viel her, obwohl er breit und feinsandig ist, so versprüht er doch eher den Charme von Rimini und die angespülten Quallen am Strand machen auch nicht grad Werbung für ein Bad im Meer. Zudem wundern wir uns über die vielen Hunde und einige Reiter am Strand. Machen hier die argentinischen Streuner und Gauchos Urlaub, witzeln wir. Am Abend geht es noch auf den Wochenendmarkt Cicadia, leider nicht so authentisch wie der Nachtmarkt in der Nähe des Bahnhofes und eher was für die neuerdings in Massen auftretenden chinesischen Touristen.

 

Am nächsten Morgen buckelten wir für rund 30 Minuten unsere Rucksäcke und fahren 3 Stunden lang mit dem öffentlichen Bus zum South Terminal Bangkok. Von dort geht es unkompliziert mit dem lokalen Bus 511 bis ins alte Zentrum, wo auch unser Hotel liegt. Jetzt sind wir gespannt auf Bangkok, die Stadt des Chaos und der Kultur.