Urlaub in der Schweiz

Zu unserer Erleichterung stand niemand mit Kuhglocken am Flughafen als wir ankamen, doch dann rief da doch jemand unsere Namen. Schwester und Schwager von Markus holten uns am frühen Morgen ab und wir freuten uns sehr über die unerwartete Begrüssung. So lieb. Es war ein klarer Morgen und die Fernsicht beim Anflug auf Kloten war herrlich. Irgendwie kommen da plötzlich Heimatgefühle auf. Zuhause begrüsste uns Sonja's Mutter mit echtem Brot und Butter sowie Schoggibrüggeli. Die darauffolgende Woche verging wie im Flug; Behördengänge, Administratives, Steuererklärung ausfüllen, Fotoapparat und Schlafsack zur Reinigung bringen, zu Hause alles vom Staub befreien, Wäsche machen und so weiter. Da wir leider in den letzten Monaten etwas an Gewicht zugelegt haben, entschlossen wir uns alle Wege in und um Winterthur zu Fuss zu machen, das spart Geld für den Bus und gab uns die gewünschte Bewegung an der frischen Luft. Sonja löste zudem ein Monatsabo im Hallenbad und Markus ging Joggen. So bewegt sich die Anzeige auf der Waage in die richtige Richtung und wir konnten trotzdem einige der typischen Schweizer Spezialitäten geniessen. Brunch mit Sonja's Mutter, Holzofenpizza bei Markus Schwester, Wildteller zum Geburtstag von Markus Mutter, Fondue zu Hause, Landjäger, Käseplatte, Rollschinkli und jede Menge Saisongemüse.

 

Das Schönste aber war das Wiedersehen mit Familie und Freunden. Schon am ersten Freitag ging es bei fantastischem Wetter mit ehemaligen Arbeitskolleginnen auf den Gemüsemarkt in der Altstadt und auch Jeannine und Adi, unsere Freunde aus Winterthur, waren auf Urlaub in der Schweiz. So traf sich Sonja mit Jeannine zum Yoga und Markus mit Adi auf ein Bier in der Stammbeiz. Bei leckerem Essen und gutem Wein bei den beiden zu Hause (Adi kocht gut und mit Leidenschaft, Jeannine schafft dabei eine wunderbare Wohlfühlatmosphäre) besprechen wir die Pläne Teile von Südostasien gemeinsam zu bereisen, aber auch, wo die beiden Herren das Zelt bei der nächsten gemeinsamen Wanderung aufstellen wollen.  

 

Jetzt mögen sich einige fragen: haben die beiden denn noch nicht genug und wann wollen die beiden denn mal wieder arbeiten? Nun, hier die zwei Antworten. Ja, wir haben noch nicht genug und wenn das liebe Geld nicht wäre, könnten wir uns gut vorstellen, nach ein paar Ausbauten und Modifikationen an unserem Toyota Landcruiser gleich weiter zu reisen; Seidenstrasse, Australien und südliches Afrika sind nur einige der Wunschziele. Nachdem wir Kassensturz gemacht haben, stellen wir aber wie erwartet fest, dass wir uns zwar brav ans Budget gehalten und somit unsere Auszeit noch etwas ausdehnen können, aber das Geld für eine weitere lange Reise im eigenen Fahrzeug nicht mehr reicht. Nun hatten wir die Wahl uns gleich auf Arbeitssuche zu machen oder noch den für uns weissen Fleck auf der Weltkarte, von dem so viele schwärmen, zu erkunden: Südostasien. Und wer kann uns schon sagen, wann wir das nächste Mal mehrere Monate am Stück frei bekommen. Somit war die Entscheidung gefallen, wo und wie wir die verbleibenden Monate unserer Auszeit verbringen und das wir uns erst ab dem Frühjahr 2019 wieder auf Stellensuche machen werden.

 

Auch wurden wir gefragt, ob wir die Auszeit denn auch geniessen würden. Zugegeben, wir nehmen die Auszeit vielleicht nicht immer so intensiv oder bewusst war, wie wir vielleicht sollten, aber wir sind beide glücklich mit dem Zustand und der damit verbundenen Freiheit. Es gibt so viel Neues zu entdecken und Altbewährtes zu geniessen und unsere Auszeit möchten wir auf keinen Fall missen. Die Wanderung auf dem Kungsleden war vielleicht witterungsbedingt nicht optimal, aber dennoch eine wunderbare Erfahrung, genau wie unser Segeltörn vor der Abreise nach Südamerika. Unserer Reise durch Süd- und Nordamerika im eigenen Toyota Landcruiser, liebevoll Baby Bobil oder Bobilchen genannt, verlief erstaunlich problemlos und hinterliess viele positive Eindrücke und Erinnerungen. Wir sind inzwischen ein eingespieltes Team und haben auch neue (nicht immer nur positive Seiten) an uns kennengelernt, aber auch gelernt mit diesen umzugehen. Wundervoll ist, das wir uns nach all den Monaten und 24/7-Zusammenleben nach wie vor wirklich lieben und beide die Beziehung als noch gefestigter bezeichnen. Natürlich gab es auf der Reise ab und an auch mal Routine oder ein Tag war schlicht und ergreifend unspektakulär oder grau in grau. Trotz allem haben wir uns aber nicht nur an den Lebensstil auf den 5qm2 Wohnfläche gewöhnt, sondern unser Baby Bobil wirklich lieb gewonnen. Es hat uns über 55`000 durch zwei Kontinente getragen und nie ernsthaft Probleme gemacht. Vor einigen Wochen haben wir es dann gesund am Hamburger Hafen abgeholt, gereinigt, gepflegt und nun für den Winterschlaf vorbereitet. Am liebsten wäre wir aber gleich wieder eingestiegen und losgefahren, es wirkte alles so vertraut und es gibt noch so viel zu erkunden auf dieser Welt.

 

Im Oktober durften wir einen wunderbaren Herbst mit für die Schweiz ungewöhnlich milden Temperaturen erleben und es blieb uns nebst den administrativen Dingen die es im Zusammenhang mit unserer Reise nach Südostasien zu erledigen gab genug Zeit unseren Urlaub in der Schweiz zu geniessen. Dank des guten Wetters und der Flexibilität ihrer ehemaligen Fluglehrerin, war Sonja bald wieder in ihrer geliebten Cessna 152 unterwegs, und genoss zusammen mit Anja und Oliver das Panorama über die Voralpen aus der Vogelperspektive. Wie es der Zufall wollte, war auch noch unser lieber Freund aus Barcelona in seiner Heimat zu Besuch und so ergab sich auch hier ein wunderbares Wiedersehen. Als es dann Anfang November kühler und nebliger wurde, wurde Sonja von zwei Freundinnen eingeladen, ein gemeinsames, langes Wochenende in der Sonnenstube der Schweiz zu verbringen. Doch die Sonne machte wohl Urlaub und so waren ihnen nur zweimal zwei Stunden Sonne vergönnt, Spass hatten sie aber trotzdem. Sogar einen Schneemann konnten sie auf dem San Bernadino Pass machen. Somit ist nun das volle Urlaubsprogramm abgehakt, vom Fondue, über Mandarinen, Erdnüsse und Lebkuchen bis zum Schneemann und jetzt ist es Zeit dem Nebel und den kalten Temperaturen den Rücken zu kehren. Wir freuen uns auf die Rückkehr in die gute alte Heimat im kommenden Frühling und darauf Familie und Freunde wieder zu sehen. Bis bald & machäts guät.