Arcadia Nationalpark & Nordküste Maine

Nach einer ruhigen Nacht werden wir vom früh gestellten Wecker geweckt und mit einem Coffee to go geht es kurz danach Richtung Nationalpark Arcadia. Auch hier überfluten Besuchermengen den Park, aber langsam ist Ende Saison und die meisten Besucher besuchen die schönen Landschaften an der Küste zwischen 10 und 16 Uhr. So haben wir die schöne Sicht vom Cadillac Mountain um 8 Uhr am Morgen noch fast für uns. Sub-alpiner Bewuchs und Beerensträucher prägen das Bild auf diesem erstaunlich unbewaldeten Hügel aus Granit. Weisser Quarz sowie schwarzer und pinker Gesteinseinschluss ergeben eine schöne Komposition. Angeblich ist der Cadillac Mountain mit seinen 460 MüM die höchste Erhebung direkt an der Atlantikküste bis hinunter nach Brasilien und so darf sich dieser Hügel ruhig Berg nennen. Definitiv ist die Panoramasicht über die Inselwelt der Küste traumhaft schön. Auf der anschliessenden Fahrt entlang der Küstenstrasse treffen wir dann doch auf die erwarteten Besuchermassen. Vor allem am Sand Beach, einer schönen Anomalie an der ansonsten felsigen Küste, tummeln sich die Touristen. Es ist auch wirklich warm (fast 30°C) und so lockt das kühle Nass  mit rund 13°C. Die schöne Strasse führt uns zur Little Hunters Beach, einer weniger besuchten, kleineren Kiesbucht. Die durch die Wellen ellipsenförmig geschliffenen Steine wurden lange als Souvenir mitgenommen, was heute jedoch verboten ist. In Seal Harbour verlassen wir die klassische Küstenroute und besuchen der R3 bzw. R102a folgend die ruhigere aber nicht weniger reizvolle Westseite der Mount Desert Island, welche über Brücken mit dem Festland verbunden ist.

 

Der Nationalpark erstreckt sich auf Flächen der Mount Desert Island, der Schoodic Peninsula sowie vorgelagerten kleinen Eilanden. Bar Harbor, die grösste Ortschaft, wurde 1796 gegründet und 1820 florierte die Landwirtschaft, Holzwirtschaft, der Fischfang und Schiffbau. Mitte jenes Jahrhunderts entdeckte der Tourismus die Insel und Besucher (sie selbst nannten sich Rusticators bzw. Summercators) bauten erste Feriendomizile. Um 1880 gab es in Bar Harbor bereits 30 Hotels und kurze Zeit später folgten wohlhabende Familien wie die Rockefellers, Morgans, Fords, Astors, Vanderbills und Pulitzers. Sie bauten grossartige Anwesen und änderten das rustikale Aussehen der Insel. Es ist aber eben diesen Familien zu verdanken, dass es diesen östlichen Nationalpark überhaupt gibt, denn die gesamte Parkfläche begründet auf privaten Landschenkungen. Diese Geschenke retteten die Gegend vor einem unkontrollierbaren Bauboom und 1919 wurde dieses Gebiet erweitert und bekam offiziell den Nationalpark Status. In den kommenden Jahren kamen weitere von reichen Familien gestiftete Landstriche dazu. Massgeblich zum Ausbau und Schutz hat auch hier der Industrielle und Philanthrop John D. Rockefeller Jr. beigetragen. Er hat nicht nur weitere 10'000 Acres (über 4000ha) gespendet, sondern für eine der schönsten Ausbauten im Park gesorgt. So durchqueren heute rund 70km Schotterstrassen (sogenannte "carriage roads") den Park und 17 schön gestaltete Steinbrücken fügen sich harmonisch in die Umgebung ein. Dank einer Auflage, welche mit dieser Schenkung einherging, blieben diese Strassen autofrei und werden das auch in Zukunft bleiben. Es verkehren nur Pferdekutschen, Velofahrer, Wanderer und im Winter Langläufer auf diesen Strassen. Hier sieht man wie eine touristische Nutzung mit Naturschutz einhergehen kann, aber auch, wie wichtig es den Begründern der Nationalparks war, die Gebiete für die Besucher zur freizeitlichen Nutzung zu erschliessen. Ein etwas anderer Ansatz, als der heute allgemein akzeptierte Ansatz der unberührten Naturräume. Schön ist aber auch zu sehen, dass in diesem Gebiet der öffentliche Verkehr für amerikanische Verhältnisse gut ausgebaut ist und in den Sommermonaten verkehren regelmässig gratis Busse, welche die Inselstrassen erschliessen und auf die Fähren zu den umliegenden Inseln abgestimmt sind.

 

Da wir aber mit dem Auto unterwegs sind, setzten wir unsere Weiterfahrt in eben diesem fort, jedoch nicht ohne die Fahrt mehrmals entlang der Südküste zu unterbrechen. Lunch bei Seawall (einem Steinchen Strand mit herrlichem Blick), ausgedehnten Spaziergängen bei Wonderland und Ship Harbour inklusive Fussbad und Besuch der Tidal Pools. Seevögel, glitzerndes Wasser, warme Felsen und kleine Buchten. Einfach daliegen und die schöne Landschaft auf sich wirken lassen. In Bass Harbour besuchen wir einen weiteren schönen Leuchtturm, welcher oben auf dem Felsen zu kleben scheint. Leider ist nur der Blick von unten erlaubt, da der Leuchtturm für die Öffentlichkeit geschlossen ist, doch die Fresnel Linse von 1902 ist noch intakt und leuchtet noch heute aufs Meer hinaus. Einen prima Imbiss geniessen wir in Bernhard, auf der Westseite der Bucht, und probieren diesmal Brötchen mit ausgelöstem Hummerfleisch, hier Lobster Roll genannt. Während wir auf der Holzterrasse des Restaurant Thurstons Lobster sitzen, schauen wir im Abendlicht den Hummerfischern zu, wie sie ihren Fang hereinbringen, die Kisten gewogen werden und diese gleich in der Hintertüre des Restaurants verschwinden. Das Restaurant ist mit der Fischereikooperative verbunden - fangfrischer kommt der Hummer wohl kaum auf den Teller. Auf dem Rückweg zieht sich der Himmel zu und so ist nix mit romantischem Sonnenuntergang, dafür mit einer guten Dusche (2 USD für 4 Minuten) in einem Gemeindehaus. Duschen ist das einzige, was man auf dem Walmart Parkplatz nicht kann, aber ich staune erneut, wie viele unterschiedliche Wohnmobile sich auch für diese Nacht wieder eingefunden haben. Einige sitzen noch in ihren Campingstühlen im Rasenstreifen vor dem Camper, andere gehen mit ihren Hunden Gassi und am nächsten Morgen trifft man sich beim Zähneputzen auf der Walmart Toilette. Auch eine Erinnerung an die USA, die wir mitnehmen werden.

 

Am nächsten Morgen ist es leider ziemlich bewölkt, aber wir machen uns trotzdem zeitig und mit Kaffee im Pappbecher (auch so eine Walmart Camping Unart, das Frühstück durch Fastfood zu ersetzen) auf den Weg zur Schoodic Peninsula.  Diese Halbinsel ist die raue Schwester der Mount Desert Island und leider dank des vorherrschenden Wetters grau in grau. Die Temperaturen an diesem Morgen sind milder als am Tag zuvor und der Wind hat nachgelassen, doch es liegt Regen in der Luft. Wir sind auf der Parkstrasse ziemlich alleine unterwegs und setzten uns am Schoodic Point für eine Weile auf die zweifarbigen Klippen. Hier wird der helle Granit von Adern aus schwarzem Gestein durchzogen, was der Landschaft einen speziellen Charme verleiht. Wir schauen eine ganze Weile dem Spiel der Wellen zu, geradezu meditativ, doch dann beginnt es zu regnen. Man kann sich mit Blick auf die Weiten des Golf von Maine kaum vorstellen, was es unter Wasser für ein artenreiches Leben gibt. Eine uralte Moräne, die sich weit vor die Küste geschoben hat, bildet heute die Georges Bank, das Wasser ist dort nur 4 Meter tief und lenkt so den warmen Golfstrom ab. Somit kann der kalte Labrador Strom um Nova Scotia herum in die Bay of Fundy fliessen und dann im Gegenuhrzeigersinn in den Golf von Maine, bis Bosten und Cape Cod gelangen. Dieser kalte Meerwasserstrom bringt Plankton- und Nährstoffreiches Wasser mit sich, was dazu führt, dass im rund 150m tiefen Becken des Golfs das Leben blüht. Der Nordest Channel wirkt mit 337 Meter Tiefe wie ein Ausflusskanal, bevor der Strom über den Kontinentalschelf in unergründliche Tiefen abfällt.

 

Wir fahren der Küste (aber nicht unbedingt mit Sicht auf diese) entlang gegen Osten und es regnet in Strömen. Es ist für uns der letzte Tag in den USA und auf der Fahrt lese ich ein paar interessante Facts über die USA, welche sich uns lange nicht so stereotyp gezeigt haben, wie erst angenommen. Dennoch ist die Spaltung der Nation auch für uns spürbar. Während wir eine äusserst sympathische aber auch kontroverse Begegnung mit drei republikanischen Hardlinern gehabt hatten, begegneten uns auch viele demokratisch wählende Bürger, welche uns direkt ansprachen und sich zu unserer Verwunderung quasi für ihr Land und den derzeitigen Präsidenten entschuldigten. Ein anderer Punkt ist die wachsende Akzeptanz des Freizeit-Marihuana-Konsums, welcher uns das erste Mal in Las Vegas aufgefallen war. So ist der Verkauf und Konsum in einigen Staaten erlaubt (in Colorado entstand inzwischen sogar ein regelrechter Industriezweig) während er auf Nationaler Ebene weiterhin verboten ist. Kontrovers mag die Politik sein, kontrovers auch die unterschiedliche Gesetztes Lage in den verschiedenen Staaten, doch die Menschen welche wir (vor allem auf dem Lande und in Kleinstädten) getroffen haben, sind bei weitem nicht so stereotyp wie angenommen. "Den Amerikaner" gibt es nicht, und ganz unabhängig von persönlichen Ansichten oder Bildungsstand, sind uns die Menschen hier mit viel Sympathie und Hilfsbereitschaft begegnet.

 

324 Millionen Menschen leben in den USA, rund 14.5% davon unter der Armutsgrenze und obwohl es offensichtlich Ambitionen gibt, zum Beispiel bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, wird die Lücke zwischen Arm und Reich jährlich grösser. Der Mindestlohn ist 2.5% tiefer als 1999. Wir haben Inserate gesehen, welche Jobs an einer Supermarkt Fastfood Theke zu 10 USD brutto auf die Stunde anboten, und diesen Lohn als gut bezeichnen... so wenig, wenn man bedenkt, wie hoch die Lebenshaltungskosten sind. In Kaliforniern, NY und Washington plant man angeblich den Mindestlohn auf 15 USD pro Stunde zu erhöhen, doch bisher versandeten alle Bemühungen. Dieser Graben zwischen Arm und Reich weitet sich auch auf die Bildung und Gesundheit der Betroffenen aus. Heute liegen die Notendurchschnitte laut Statistik 30% weiter auseinander als noch vor 25 Jahren und während die Lebenserwartung reicher Leute 1980 noch 2.7 Jahre mehr betrug als bei armen Leuten, ist die Differenz heute auf 15 Jahre angewachsen. Traurigerweise ist gesundes Essen auch massiv teurer als fettiges Fastfood und obwohl viele Amerikaner sehr sportlich sind, bewegen sich 50% gar nicht und so explodiert auch die Zahl an Diabetikern und Fettsüchtigen. Hier leider trifft die stereotype Vorstellung wieder die Realität. Man geht kaum zu Fuss, selbst im Einkaufszentrum gibt es elektrische Rollstühle und unvergessen bleibt uns wohl der Anblick einer nicht eben schlanken Familie im Yellowstone Park, welche auf einem Schild beim Parkplatz lasen, dass der Rundweg (notabene keine Wanderung sondern ein Spaziergang auf einem Plankenweg zu einer erhöhten Stelle über einer Fumarole) ca. 1km lang sei. Sie schauten sich verunsichert an und sprachen darauf hin eine andere, ebenfalls nicht schlanke Familie an, um zu erfahren wie anstrengend diese Wanderung denn sei (man merke sich das Wort Wanderung in diesem Zusammenhang). Diese zweite Familie antwortete etwas ausser Atem, es sei nicht so schlimm, und die Aussicht am Ende des Anstieges entschädige für alle Anstrengung. Beim Wort "Anstieg" schaute sich die erste Familie wieder an und anschliessend gab es Familienrat: "Shall we do this hike? Shall we really do it?" - "Yes - lets go hiking". Für uns wie aus einer schlechten Komödie wirkend, war es deren voller Ernst und sie werden wohl zu Hause noch lange von ihrer grossen Wanderung sprechen. Was auf einfache Art aufzeigt, wie normal Übergewicht und Bewegungsabstinenz in den USA ist, wurde für uns zu einem "running gag" und wir fragen uns nun oft, z.B. vor einem Einkaufszentrum stehend (die sind ja auch riesig!): "Shall we do this hike?"

 

Eine Überraschung der anderen Art war für uns die Tatsache, dass Kalifornien quasi zweisprachig ist, öfter ist etwas auf Spanisch als auf Englisch angeschrieben und Spanische Werbung zielt auf eine ganz spezifische Bevölkerungsschicht ab. Es gebe sogar richtige Gettos (wohl ähnlich wie dergleichen in Berlin mit türkischen Einwanderern, welche nie ein Wort deutsch reden müssen obwohl sie schon seit Jahrzehnten in Deutschland wohnen) und die Integration ist wohl auch hier nicht so ganz geglückt, was wiederum zu Missmut und Missverständnissen führt. Auch Afroamerikaner haben wir in den vergangenen Monaten wenige gesehen, ich kann die afroamerikanischen Familien, welche uns begegneten (interessanterweise meist in den Nationalpark) fast an einer Hand abzählen, aber wir nehmen an, das liegt wohl eher daran, dass wir vor allem im Westen unterwegs waren und Grossstädte mieden. Die Statistik hält aber auch hier wieder eine interessante Information bereit: 65% sind weiss, 15% hispanisch, 13% afro-amerikanisch und 4% asien-amerikanisch. Gerade mal 3% gehören noch einer indigenen Volksgruppe an. 13% der Bevölkerung sind Immigranten, pro Jahr immigrieren rund 1.4 Millionen im Ausland geborene legal in die USA, die Zahl illegaler Immigranten wird gleichzeitig auf rund 10.9 Millionen pro Jahr geschätzt. 1620 landete die Mayflower mit 102 englischen Pilgern. Heute sind die Protestanten in der Minderzahl, die Separation von Kirche und Staat ist verbrieft. Stärker bewertet als die Kirche, welche man angehört, wird die Position welche man bezieht beim Thema Abtreibung, Verhütung, gleichgeschlechtliche Liebe, Evolutionstheorie, Stammzellenforschung etc. Dies sind die glühenden Eisen und als Tourist hütet man sich in der Regel ebenso davor darüber zu sprechen, wie man jede politische Diskussion umschifft. Als Besucher dieses kontroversen und zugleich facettenreichen Landes müssen wir dennoch ein grosses Lob aussprechen: Die Grosszahl der Amerikaner, die wir trafen sind uns sehr freundlich und hilfsbereit begegnet. Dann ist es auch egal, dass die Mehrheit nicht weiss wo die Schweiz liegt und auch bei Hilfestellungen wie Käse, Schokolade, Uhren und Matterhorn nicht weiter kommt. Manche scheinen aber zu wissen: ja in der Schweiz sind alle Frauen blond. Stereotype Vorstellungen gibt es überall und Geografie und Geschichte ist nun mal nicht jedermanns Sache. Dazu kommt, dass Amerikaner generell wenig Urlaub haben und noch immer haben 2/3 der Bürger keinen Pass, wozu auch, sie können die eigenen 50 Staaten, Kanada und Mexiko auch ohne einen solchen bereisen. Zudem scheint der Durchschnittsamerikaner seinen Urlaub am liebsten in der näheren Umgebung seines Zuhause zu verbringen. Das mag zwar nicht horizonterweiternd sein, aber vermutlich sehr entspannend.

 

Historische Fakten finde ich, wie ja durchaus bekannt ist, spannend und so auch die Tatsache, dass es der "Zufall" wollte, dass nur wenige Tage nach dem Vertrag mit Mexiko im Jahre 1848 mit Mexiko, Gold im neuen Staate Kalifornien gefunden wurde, oder die Tatsache, dass 1776 zwar die Unabhängigkeit ausgerufen wurde, die alle Menschen der USA einander gleichsetzte, dies wiederum aber Frauen und Natives ganz selbstverständlich ausschloss. Erst 1964 wurde der Civil Rights Act unterzeichnet, welcher die Rassentrennung (Apartheit) aufhob und offiziell Diskriminierung auf Grund von Religion, Hautfarbe, Geschlecht oder Abstammung verbot. Während heute der Respekt vor und das Interesse an Native Americans und ihrer Geschichte und Kultur wächst, vergisst man gerne welcher Genozid in den Jahren von 1831 (Indian Removal Act) bis 1975 (Self-Determination Act) betrieben wurde. Stolz können die Amerikaner aber auf die Einrichtung und das vorbildliche Management ihrer Nationalparks sowie der umliegenden National Forests sein. Lange bevor Umweltschutz zum Modewort wurde, haben einige Idealisten und Visionäre viel Land unter Schutz gestellt und so einige der schönsten und eindrücklichsten Landschaften des Kontinents bewahrt. Einmal fast ausgerottet, haben hier heute Bisons, Grizzlybären und Wolf wieder eine Überlebenschance. Ausserdem bieten diese Naturräume, im Speziellen die unterschiedlich genutzten Flächen des National Forest, den Amerikanern eine Möglichkeit, einen erholsamen Urlaub im eigenen Land zu verbringen. Nicht umsonst stehen Fischen und Campen in der schönen Landschaft des weiten und vor allem im Westen wenig bevölkerten Landes hoch im Kurs. Vielleicht sollte man sich hier auch mal inspirieren lassen und die Schönheiten vor der eigenen Haustüre intensiver erkunden.

 

Es hat aufgehört zu regnen und wir haben inzwischen den äussersten Zipfel des Ostens der Lower 48 erreicht und zweigen bei Pembroke von der US1 ab, um einer Strasse entlang der Dennys Bay zu folgen. Kurze Zeit später finden wir am Ende der Reversing Falls Road, auf einer in die Bucht herausragenden Halbinsel eines der schönsten Plätzchen seit langer Zeit. Wir parken und der Himmel reisst auf. Im schönsten Sonnenlicht erstreckt sich die stufenweise abfallende Naturwiese bis zum Ufer der wie ein Fluss wirkenden Verbindung zwischen innerer und äusserer Bucht. Erst begreifen wir nicht ganz was da vor sich geht, doch später wird es offensichtlich. Das Wasser scheint im Kreis zu fliessen, bis wenig später eine starke Strömung vom Meer wegzieht, später am Tag jedoch dreht die Fliessrichtung um und die starke Strömung fliesst wieder Richtung Meer, nur um die hohen, roten Sandbänke zu entblössen und immer mehr Steine sichtbar zu machen. Wir geniessen eine erstaunlich mückenfreie, sonnige Zeit, geniessen das Naturschauspiel von Ebbe und Flut sowie die Weitsicht über die bewaldeten Ufer des Grenzgebietes zwischen Kanada und Amerika.

 

Es gibt mal wieder Spaghetti und die letzte Flasche Wein vor dem Grenzübertritt. Während wir den Blick schweifen lassen und die Sonne geniessen ist ein freches Eichhörnchen damit beschäftigt, schrille Schreie auszustossen und die kleinen Äpfel des benachbarten wilden Apfelbaumes nach uns zu werfen. Wir gehen schwer davon aus, dass es die Äpfel nicht bewusst nach uns wirft, sondern einfach Schwierigkeiten hat, die Äpfel zu greifen, und diese dann runterfallen, notabene in Richtung unseres Tischchens. Also verschieben wir das Tischchen, doch dann kommt uns doch der Verdacht, das dieses Eichhörnchen irgendwie etwas gegen uns haben könnte. Die Äpfel landen noch immer sehr in unserer Nähe und von der Riesenmenge an Äpfeln, die nun am Boden liegen, werden maximal 10% später aufgehoben und in ein Versteck getragen. Dabei hilft dann aber ein zweiter Nager und wir freuen uns ab der amüsanten Geschäftigkeit der beiden Eichhörnchen. Wir geniessen die verbleibende Zeit im äussersten Winkel der USA, was für ein idyllischer Ort! Kein Foto kann diese Ruhe und Schönheit festhalten, und so kommt mir die Aussage eines unbekannten Künstlers in den Sinn: "It's impossible to capture the beauty of nature, but it's inspiring to try."