Yellowstone - Teil 2

Nach einer guten Nacht auf dem vom Ort unentgeltlich zur Verfügung gestellten Camping in der Nähe von Columbus nehmen wir uns Zeit, schlafen aus und machen Pancakes zum Frühstück. Auch bleibt mir genug Zeit die Yogamatte mal wieder auszurollen und im Schatten der grossen Bäume ausgiebig zu nutzen. Gegen Mittag wird es wieder drückend heiss und so fahren wir in die Berge, Richtung Red Lodge. Eine schöne Landschaft, kleinere Bauernhöfe, Heumädli, Pferdekoppeln und 30°C auf 1500 MüM. Red Lodge hat eine schöne Main Street, Old Style, aber schön renoviert und mit allem was man braucht, von der Tankstelle über den Waschsalon bis zu einem Shop mit Café und Picknickplatz am Flussufer. Auf dem Friedhof suchen 2 Bambis mit Muttertier hinter Grabsteinen Schatten. Wir fahren die R212 (Scenic Byway) entlang und gewinnen langsam an Höhe. Leider ist es sehr diesig und der Weitblick ist extrem eingeschränkt, da sehr viel Rauch von den Waldbränden in Idaho und Kaliforniern in der Luft liegt, ausserdem sind die Berge wolkenverhangen. Auf 2600 MüM gibt es viele National Forest Camps entlang des Flusses, welcher mehrheitlich im bewaldeten Talboden entlangfliest und immer wieder kleine Seelein miteinander verbindet, doch wir fahren höher und wie in den Alpen Kurve um Kurve die Passstrasse des Beartooth Hwy hoch.

 

Auf dem Aussichtspunkt begrüssen uns freche Chipmunks und dunkle Regenwolken. Wir fahren noch ein Stück weiter und finden auf der baumlosen Hochebene auf 3000 MüM einen abseitsgelegenen Parkplatz. Kaum geparkt kommt uns der nicht mehr junge Besitzer des dort bereits abgestellten Mercedes Sprinter entgegen und fragt, ob wir W-Lan möchten. Was für eine Überraschung! Wie es sich herausstellt, parkt er hier schon über eine Woche, da es hier oben angenehm frisch ist und er auf eine Postsendung wartet, welche bald im derzeit drückend heissen Red Lodge eintreffen sollte. Er hat seinen Campervan total autark, sogar mit Satellitenschüssel (und somit W-Lan) ausgebaut. Kurz nach der Begrüssung beginnt es zu schütten, doch nach dem kurzen Wolkenbruch plaudern wir weiter. Er war vergangenes Jahr mit seinem Camper in Europa unterwegs und liebt das Reisen. Derzeit bleibe er aber in Nordamerika, schliesslich gebe es hier auch unglaublich viel zu sehen und mit seinem Fahrzeug sei er gut ausgerüstet, egal welche Jahreszeit. Ganz nebenbei erfuhren wir so, wie er seine Reisen finanziert. Er baute vor ein paar Jahren seinen alten Dodge Minibus so aus, dass er damit autark reisen und auch mal länger an einem Ort verweilen kann, etwas, was die meisten Camping Fahrzeuge in den USA nicht ermöglichen. Entweder müssen RVs in den USA an den Strom auf einem Campingplatz, um den extremen Energiedurst der verbauten Geräte, Kühlschrank und Klimaanlage zu decken oder sie werfen laute Generatoren an, welche dann die ganze Nacht lärmen und viel Treibstoff benötigen. Er jedoch optimierte die Platzierung der Geräte, optimierte die freie Fläche auf dem Dach und brachte Sonnenkollektoren an. Auch versuchte er die Linien schlank zu halten und somit wirkt dieses Fahrzeug, welches innen den vollen Komfort bietet, verhältnismässig klein und schlank. Vor ein paar Jahren ist er einem Hersteller von RVs aufgefallen und dieser bot ihm an, die Idee aufzukaufen und den verbesserten Prototyp zu testen. Sein Konzept wurde auf einen Mercedes Sprinter adaptiert und professionell umgesetzt, inzwischen kann man dieses Modell in Serie bei Roadtrek kaufen. Er hingegen testet den Prototyp sowie die Neuentwicklungen weiterhin auf ihre Tauglichkeit und gibt die Erfahrungswerte sowie passende Lösungsvorschläge an den Hersteller weiter. Sowas müsste uns mal passieren!

 

Später führt er seine Katze an der Leine spazieren und wir erkunden die schöne Gegend auf der Hochebene zu Fuss. Ein schöner Spaziergang über die blühenden Bergwiesen bis zu einem lieblich eingebetteten kleinen See, wo hinter einem Felsen ein Murmeltier hervorblickt und uns verwundert anschaut. Zurück beim Baby Bobil entschliessen wir uns eine Flasche Wein zu öffnen, die Stühle im Windschatten aufzustellen, die Sonne zu geniessen, sowie die lustige Packung Gasherd-geeigneter Outdoor-Popcorn zu machen. Doch kaum waren die Popcorn fertig zog sich der Himmel wieder zu und beim ersten Tropfen Regen verzogen wir uns samt Stühlen ins Innere unseres Fahrzeuges. Draussen fegte der Wind und prasselte der Regen, drinnen war es wohlig warm. Sicherheitshalber klappten wir noch das stoffbespannte Dach ein, denn nun begann es auch noch zu blitzen und zu den Regentropfen gesellten sich kleine Eisgraupel. Wir genossen das Schauspiel im Trockenen und waren mal wieder glücklich über unseren komfortablen, heimeligen Innenausbau. Nachdem das Naturspektakel vorbei war, drückte die Sonne wieder durch und wir bekamen den wohl intensivsten und spektakulärsten 180 Grad umspannenden Doppelregenbogen zu sehen, den wir je war genommen haben. Grossartig! Danach blieb es trocken und windstill, hatte aber merklich abgekühlt. Wir klappten das Dach wieder hoch und verbrachten eine ausgesprochen gute Nacht.

 

In den Morgenstunden überquerten wir die Hochebene und auf der Passhöhe auf 3340 MüM sahen wir unser erstes Pika - zu süss wie es uns da auf dem Stein sitzend anguckte. Was für ein Glück dieses inzwischen seltene Tier zu sehen. Ein Pika ist ein kleiner Nager, oft auch amerikanischer Pfeifhase genannt, hat süsse runde Ohren und gibt einen Laut von sich, der eher an einen Vogel als an ein Nagetier erinnert. Diese Tierart ist extrem kälteangepasst, lebt gerne in hohen Höhen in der Nähe von Altschnee oder Gletschern und ist eben deshalb vom Aussterben bedroht, da es Wärme nicht gut verträgt. Oft sieht man eher seine Gärtnerarbeit als das Tier selbst, denn es tut es den Bauern gleich und legt gesammelte Grasbüschel wie Heumädli zum Trocknen an der Sonne aus, um sie später im Bau als Nestmaterial und als Futterquelle den Winter über zu nutzen. So ein rund 20cm grosses Kerlchen kann sich einen bis zu 6kg schweren Heuvorrat für den Winter zulegen. Wir genossen den Moment und nachdem sich das putzige Kerlchen mit einem lauten "ii" verabschiedet hatte, liessen wir den Blick über die in schönstem Sonnenlicht unter uns liegende Landschaft schweifen. Obwohl die Sicht wegen den Rauchpartikeln in der Luft getrübt war, geben wir dieser Passstrasse eine Topbewertung. Je weiter wir wieder in die Wälder hinunter kommen, je öfter sehen wir die Warnschilder betreffend Grizzly Aktivität. So ist ein Campieren oder Biwakieren in dieser Gegend verboten und nur "hard-sided" RVs erlaubt. Bald kommen wir wieder an die Nationalparkgrenze und betreten den Yellowstone Park diesmal über den nordöstlichen Eingang, welcher direkt ins Lamar Valley führt. Oft wird das Lamar Valley auch die Serengeti Amerikas genannt, vor allem wegen der hohen Anzahl hier lebender Grosswildtiere: Grizzly, Blackbear, Elk, Moose, Bison, Wolf, Eagle, Bighorn Sheep, Ponghorn, Bobcat, Cougar, Coyote etc. Was davon werden wir wohl zu Gesicht bekommen?

 

Dank einer netten Geste der sehr freundlichen Gastgeberin des Pebble Creek Campgrounds bekamen wir den eigentlich schon vergebenen letzten Platz und durften uns (obwohl es offiziell keine Overflow Übernachtungsplätze im Yellowstone gibt) für die erste Nacht auf, bzw. neben dem kleinen, hinteren Parkplatz einrichten. Food Storage Regeln werden hier rigoros durchgesetzt, dennoch durften wir unsere Sachen im Auto lassen und darin bei geschlossenem Dach schlafen. Was uns schon bei den ersten Erkundungsfahrten ins Tal aufgefallen ist, dass es hier nicht nur einzelne Bisons, sondern ganze Herden zu bewundern gibt. Natürlich sind diese nicht mit den mächtigen Herden zu vergleichen, welche noch vor 200 Jahren den Kontinent durchwanderten, man kann sich nur versuchen vorzustellen, wie das ausgesehen haben mag. Um den Indianern die Lebensgrundlage zu entziehen und Profit mit den Fellen zu machen, wurden fast alle, also Millionen von Bisons vor rund 150 Jahren systematisch abgeschlachtet. Den Schlachtern folgten Wagen, die die Felle abzogen, die Kadaver verwesten in der Prärie, selbst das Fleisch liess man verfaulen. Manchmal stapelten sich die Überreste meterhoch. 1901 lebten noch 25 Tiere im Bereich des Yellowstone Nationalparks und 1902 wurde ein Rettungsprogramm ins Leben gerufen und 21 genetisch reine (also nicht mit Kühen gekreuzte Tiere) wurden von privaten Eigentümern zugekauft, um ein Aufzucht Programm zu begründen. 1915 konnte die gewachsene Herde in die Wildnis entlassen werden und heute leben wieder rund 4000 Tiere im Park.

 

Der Himmel blieb wolkenverhangen und die Luft noch immer diesig vom Rauch der südlichen Waldbrände, aber dies tat den Beobachtungen am frühen Morgen und späten Abend keinen Abbruch. Wir konnten beobachten wie riesige Männchen sich im Staub wälzten (erst pinkeln sie auf den staubigen Boden, danach wälzen sie sich darin und am Schluss haben sie ein prima Insektenrepellent) und Weibchen mit älteren und jüngeren Kälbern auf den sanften Hügeln des Tales grasten. Im Abendlicht beobachteten wir auch eine Gruppe Ponghorn. Obwohl diese Tiere im Aussehen an Antilopen erinnern, gehören sie aber weder zur Familie der Antilopen noch der Ziegenartigen. Sie sind ein Überbleibsel einer 20 Millionen Jahre alten Tierart und tragen kein Geweih, sondern Hörner die aussehen wie Geweihe. Sie erreichen eine Schulterhöhe von etwa 1 Meter und sind um die 50kg schwer. Diese Tiere leben nur im westlichen Nordamerika der Lower 48, sind aber die schnellsten Tiere der westlichen Hemisphäre. Sie können bis 6 Meter weit springen (aber nicht sehr hoch, weswegen sie eher unter den Zäunen hindurchkriechen als darüber hinweg zu springen) und für 3-4 Minuten Höchstgeschwindigkeiten von 110km/h erreichen. Normalerweise sind es jedoch eher 70 km/h, es kann aber Geschwindigkeiten von 50km/h über eine Strecke von 25km aufrechterhalten. Angeblich sehen die Tiere ausgesprochen gut und können so rechtzeitig vor einem Fressfeind fliehen. Gegen Kojoten wehren sie sich mit Hufschlägen, die Hörner setzen die Männchen nur bei Revierkämpfen ein. Das spezielle Fell hält sie im Winter warm, bietet im Sommer aber eine kühle Ventilation. Angeblich sind die frischgeborenen Jungtiere für die ersten Tage fast geruchlos und die Geschwister werden voneinander getrennt im hohen Grass versteckt und erst nach einigen Wochen vereinen sich die Jungtiere und ihre Mutter wieder mit der Herde. Die Tiere migrieren auf weiten Strecken und wegen abgezäunter Farmen und Jagt wurde ihre Zahl extrem reduziert, inzwischen jedoch leben in den Schutzgebieten wieder rund 1/2 Million Tiere.

 

Wir stehen mal wieder mit der Sonne auf und fahren früh ins Lamar Valley. Der Atem der Bison dampft in der frischen Morgenluft und wir beobachten das Liebesspiel bzw. das beschützende Umwerben der Bullen. In Pärchen grasen sie etwas abseits der Gruppe. Wenn ein Männchen ein Weibchen auserkoren hat, dann beginnt er sie von der Herde abzutreiben, schiebt sie immer wieder zur Seite und bleibt stetig zwischen ihr und einem allfälligen Rivalen, separiert sie sozusagen von der Konkurrenz. Dieses Werben kann einige Tage dauern und muss nicht unbedingt mit einer Begattung enden, obwohl er ihre nur 24 Stunden dauernde Fruchtbarkeit durch häufiges Schnuppern kontrolliert. Das Weibchen lässt sich das Abdrängen nicht immer gefallen und hat offensichtlich das Recht zu wählen. Wenn sie sich aber mögen, dann reiben und lecken sie sich (quasi knutschende Bisons) und das Männchen vertreibt energisch allfällige Konkurrenz. Oft reicht schon das von ihnen ausgestossene Rülpsen als Warnsignal, wobei der Bulle dabei die Zunge herausstreckt und das ganze Tier zu wabbeln scheint. Das ganze erinnert ein klein wenig an die Drohgebärden (Haka) der Maori Spieler von All Blacks vor dem Rugby Turnier. Die Bison sind die grössten Landtiere Nordamerikas und werden rund 25 Jahre alt. Über den Kontinent verstreut leben heute wieder rund 65'000 Tiere. Vorallem die mit 1.8m Schulterhöhe gewaltigen Männchen (rund 900kg schwer) stechen optisch hervor, mit ungewöhnlich grossem Kopf, gewaltigen Schultern / Rumpf und verhältnismässig kleinen Hinterteilen wirken sie recht unförmig und irgendwie komisch. Die Weibchen (rund 400kg) erinnern eher an grosse, wollene Kühe und tragen mit wenigen Ausnahmen ebenfalls Hörner. Bison, Ponghorn und Bighorn Sheep sind Hornträger. Ein Horn wächst langsam und wird jedes Jahr etwas grösser und dicker, doch wenn ein Horn bricht, wächst es nicht zur vollen Länge nach, obwohl es wie Fingernägel aus Keratin besteht und einen steinharten, knöchernen Kern hat. Die Tiere der Hirschfamilie wiederum stossen ihre Geweihe jedes Jahr ab und diese wachsen bis zur nächsten Brunftzeit wieder zur vollen Grösse nach, jedes Jahr etwas grösser und mit mehreren Enden, denn das wiederum zeugt von Stärke und guter Gesundheit.

 

Wir können weitere Tier beobachten, wie zum Beispiel eine Familie Wölfe (leider nur sehr weit weg und mit Feldstecher), werden selbst aber gerne auch mal von einem Tier beobachtet (so von einem neugierigen Murmeltier, welches hinter einem Stein beobachtet, wie wir mit dem Feldstecher eine halbe Ewigkeit in die falsche Richtung schauen). Nebst bereits bekannten Tierarten wie dem Ponghorn und den süssen Erdhörnchen, zeigen sich uns auch viele Vögel. So werden wir von den "WC Vögeln" (Schwalben, welche ihre Nester unterm Vordach des Plumpsklo gebaut haben) sehr genau beobachtet, während wir sie wiederum beobachten und fotografieren. Ebenfalls beobachten lässt sich ein Osprey und seine halbwüchsigen Jungen im Nest. Osprey wird mit Fischadler übersetzt, aber technisch gesehen, ist es kein Adler, sondern mal wieder ein Sonderling unter den Raubvögeln, welcher aufgrund einiger Eigenarten weder der Familie der Adler noch deren des Falken zugeordnet werden kann. Der schöne, schwarz/weisse Vogel mit seiner unverkennbaren schwarzen Augenbinde liess sich in aller Ruhe dabei beobachten, wie er einen Fisch verspeiste.

 

Bei einem erneuten Besuch in Mammoth Hot Springs spazieren nicht nur Wapiti Hirsche (Elk: 150cm / 500kg) mit Jungtieren sondern auch Grossohr Hirsche (Mule Deer: 105cm / 200kg) durchs Dorf. Doch unsere Aufmerksamkeit richtet sich hier auf die schönen Sinterterrassen, welche sich nun im schönsten Sonnenlicht präsentierten. Die durch Wasser und Kalkstein geformten Terrassen gehören zu den sich am schnellsten ändernden Formationen im Park. Täglich schiessen neue Quellen aus dem Boden und andere versiegen, doch es sind die permanenteren Quellen, welche grosse und faszinierende Terrassen bilden. Obwohl sich das Bild jährlich bzw. teils täglich ändern kann, bleibt die ausgestossene Gesamtmenge des Wassers über die Jahre konstant. Wege und Untergrundröhren können sich ändern und verstopfen, dann sucht sich das Wasser neue Wege zur Oberfläche. Uns angetan hat es die grosse Palette Spring sowie die Cleopatra Terrasse mit milchigem Wasser, welches kleine filigrane, an Korallen erinnernde Gebilde entlang der Terrassen Ränder formt. Die Canary Spring bietet das schönste Blau und erinnert an übereinandergestapelte Infinity-Pools. Doch das Wasser, welches optisch zum Bade lockt, ist heiss, die maximale Temperator dieser Quellen erreicht 73°C.

 

Trotz viel zu vieler Besucher hat uns der Yellowstone einige wunderbare Momente beschert, die geologischen Wunderwelten sind faszinierend und schön zugleich: Heisse Quellen, Geysirs, Sinterterrassen, Fumarole und heisse Schlammlöcher die blubbern und stinken und trotzdem faszinieren. Yellowstone war der 1. Nationalpark weltweit und wurde 1872 durch Präsident Grant gegründet, 1916 jedoch war ein anderes wichtiges Jahr, die Gründung des Nationalpark Services mit einem Ziel: Die Natur zu schützen und gleichzeitig die Naturwunder einem interessierten Publikum zugänglich zu machen. Und so durften wir unzählige selten gewordene Tiere in ihrem natürlichen Umfeld sehen, sowie faszinierend Vögle wie der Seeadler, Fischadler, Trompeten Schwan, Wildgänse, Reiher und den amerikanischen Weissen Pelikan um nur einige zu nennen.

 

Auf dem Weg nach Süden, Richtung Grand Teton Nationalpark, durchqueren wir nochmals die schönen Landschaften des Yellowstone, nutzen aber auch die touristische Infrastruktur (wie die tolle Erfindung von heissen Duschen) und dürfen kurz vor einem kleinen Hagelsturm noch eine ziemlich unerwartete Begegnung machen. An einem Aussichtspunkt bewundern wir den Blick über eine Schlucht, als ich neben mir eine Frau bemerke, die nach Luft schnappend ihrer Freundin, welche ebenfalls den Canyon fotografiert, auf die Schulter klopft und in die Büsche neben dem Boardwalk zeigt: "Bear" entschlüpft es ihr endlich. Und tatsächlich, da steht ein Schwarzbär, der uns anschaut und dann unbeirrt den Boardwalk wenige Meter von uns entfernt quert, um gleich darauf wieder im Unterholz zu verschwinden. Kurze Zeit später können wir aber beobachten, wie er unten am Hang wieder aus dem Wald auftaucht und sich wiederum auf den Boardwalk (Plankenweg) begibt. Die Touristen, die diesem Weg entlang gehen, bemerken erst gar nicht, wie er hinter ihnen hertrottet, bis sich jemand umdreht und Alarm schlägt. Die komisch wirkende Kolone bewegt sich dann im Entenmarsch rückwärts (Touristen gehen rückwärts, der Bär unbeirrt vor ihnen her), bis der Bär sich wieder zu einer Abkürzung entschliesst und den Boardwalk verlässt um die nahegelegene Strasse zu queren. Seit dieser Begegnung nennen wir den Boardwalk nur noch Bearwalk. Wenig später unterhalten wir uns mit einem weitgereisten, sympathischen Schweizer Paar und sie erzählen uns, dass sie schon eine ganze Weile an dieser Stelle Bären beobachten konnten, sogar mit Jungtieren. Bärensichtungen sind klare Glücksache, es gibt viele Bären, aber dennoch genug, welche sich im Hintergrund halten und den Kontakt zu Mensch und Strasse eher meiden. So haben auch wir in der ganzen Zeit im Yellowstone nur eine Bärenmutter mit Jungen gesehen, welche schnell die Strasse querten und dann wieder im Unterholz verschwanden.

 

Später am Tag erreichen wir den John D. Rockefeller Junior Memorial Parkway. Was einen so langen Name hat, ist eine kurze (100km), unter Naturschutz stehende Verbindung zwischen dem Yellowstone und dem Grand Teton Nationalpark im Süden. Hier war es entgegen dem Yellowstone wieder sonnig und wir fanden entlang einer Nebenstrasse mit Namen Grassy Lake Road einen unerwartet tollen Übernachtungsplatz. Entlang dieser Kiesstrasse, welche nach Idaho führt, gibt es 5 tolle Campsites, alle an ihren historischen Stellen und von Rockefeller zur unentgeltlichen Nutzung zur Verfügung gestellt. Er hat auch massgeblich zur Entstehung des Grand Teton Nationalparks beigetragen, indem er Land aufgekauft und dann dem Nationalpark geschenkt hat. Camp 3 hat nur 2 kleine Stellplätze und überblickt den frei mäandernden Glade Creek. In der Abenddämmerung quert ein beeindruckendes Elch Männchen (Moose) den Fluss und zieht seiner Wege. Es ist schon fast dunkel, aber der majestätische Anblick dieses langbeinigen Wesens ist äusserst eindrucksvoll. Wir freuen uns auf die kommenden Tage im Grand Teton und sind dankbar für die schönen Momente im Yellowstone.