Yellowstone - Teil 1

Es ist frisch am frühen Morgen und im ersten Sonnenlicht fahren wir in den Yellowstone Park. Der Madison River liegt im Nebel aus dem die Bäume wie aus rotem Licht herausstechen, die Sonne und der Nebel ergeben eine besonders schöne, schon fast mystische Stimmung. Ab und an riecht es nach faulen Eiern und die Erde dampft in der kühlen Morgentemperatur überall. Yellowstone ist ein riesiger Krater und eines der aktivsten geothermalen Gebiete der Welt. Wir fahren dem Firehole River entlang und erreichen alsbald das Midway Geyser Basin mit der berühmten "Grand Prismatic Spring". Wegen des Nebels und dem intensiven Dampf des Geysirs daneben, sind die Farben dieser fast regenbogenbunten Quelle nicht sichtbar, dafür dürfen wir die ganz spezielle Morgenstimmung entlang des Boardwalk fast ganz für uns alleine geniessen. Etwas später ziehen wir uns fürs Frühstück ins Bobilchen zurück und können zuschauen wie sich der Parkplatz langsam füllt. Wir fahren weiter und sind kurz vor 9 Uhr beim Old Faithfull Geysir Infozentrum. Noch finden wir auf dem riesigen Parkplatzgelände problemlos einen Parkplatz, schauen uns dann zwei Infofilme an und den auf 10 Minuten genau voraussagbaren, alle ca. 90 Minuten erfolgenden Ausbruch des berühmten Geysirs, nicht ohne uns danach fragend und leicht enttäuscht anzuschauen: Ist das alles? Waren unsere Erwartungen viel zu hoch, die Erinnerungen an Neuseeland zu intensiv oder die Werbung zu vielversprechend? Wenn wir aber in die Gesichter der anderen Zuschauer schauen, scheinen auch die etwas anderes erwartet zu haben. Wir decken uns mit Infomaterial ein, machen einen Spaziergang im Gebiet dieses Geysir Feldes (Geyser Hill Loop) und schauen uns 90 Minuten später das Schauspiel nochmals an. Na ja, schon schön dieser Dampf und die paar Wassertropfen, die da wie bei einer Springbrunnen Fontaine aus der Mitte herausfliegen, aber umwerfend ist anders. Die Zuschauer (mittlerweile in 5 Reihen hintereinander stehend) klatschen brav.

 

Angeblich soll es im Grant Village am Yellowstone Lake noch verfügbare Plätze auf dem grossen Camping geben, doch als wir dort kurz nach Mittag ankommen, ist schon alles vergeben. Diesmal jedoch funktioniert das mit dem Bridge Bay Camping verbundene Computersystem und so ist dort noch eine Reservation möglich. Knapp 30 USD kostet das schöne, sonnige Plätzchen mit Zugang zu Frischwasser und Toiletten. Billig ist anders, aber wir sind froh, dass wir überhaupt noch innerhalb des riesigen Parks ein Plätzen bekommen haben. Wir kochen ein spätes Mittagessen und bekämpfen die aufkommende Müdigkeit mit Kaffee. Da das Wetter heute wunderbar sonnig ist, für die kommenden Tage aber stark bewölkt sein soll, wollen wir das Licht der Abendstunden nutzen, um die unglaublichen Farben der Grand Prismatic Spring zu sehen. Als erstes jedoch besuchen wir das West Thumb Geysir Basin am Yellowstone Lake. Der Boardwalk (Plankenweg) führt uns nicht nur sehr nahe an einer äsenden Elk Dame (Wapiti Hirsch) vorbei, sondern auch an wunderbar bunten thermogeologischen Wundern der Natur, Pools die einladender aussehen als jeder Swimmingpool, alle erdenklichen Blautöne, aber auch welche mit braun, grün und weissen Schattierungen. Blubbernde, dampfende heisse Quellen, Mini Geysire am Seeufer und im Wasser. Faszinierend ist auch der Pflanzenbewuchs, welcher solchen Bedingungen standhalten kann. Dazu ein grandioser Blick über den höchstgelegenen Bergsee dieser Grösse in Amerika (227 km Küstenlinie). Die Bucht West Thumb ist tiefer als der Rest des Yellowstone Lakes, ein Krater im Kratersee und obwohl der Ausbruch 125'000 Jahre her ist, ist dieses Becken noch immer hochaktiv. Dank den heissen Quellen im See bleiben auch im Winter Stellen im Eis offen, welche Ottern zum Fischen dienen. Wir fahren über den Continental Divide zurück zum Old Faithfull, bzw. Firehole River Tal und der Grand Prismatic Spring. Es ist die grösste Heisswasserquelle mit 60 Metern Durchmesser. Tiefblaues Wasser in der Poolmitte, umgeben von Ringen aus gelb/orange gefärbten Thermophilen, was als Einheit ein traumhafter Prisma Effekt ergibt. Was am Morgen noch in Dampf und Nebel gehüllt war (Wassertemperatur 70°C) erscheint uns nun vom Ausblick oberhalb (1.5km zu Fuss vom Fairy Falls Trailhead) traumhaft schön, trotz der vielen Besucher auf dem Plankenweg darum herum. Was man nicht sehen, sondern nur erahnen kann, sind die gewaltigen vulkanischen Kräfte, welche gleich unterhalb der Oberfläche wirken. Magma Ströme erhitzten das Grundwasser, welches hier durch enge Gänge nach oben drückt und pro Minute fast 1900 Liter in die Quelle pumpt. Im Wasser aufgelöste Mineralien werden langsam am Rand abgelagert und bilden die Ränder der auf einer Terrasse liegenden Quelle. Feine Partikel im Wasser lassen die Mitte der Quelle in einem unglaublichen Hellblau erscheinen, die gelbe, orange und braune Farbe wird von Kleinstlebewesen, den Thermophilen, gebildet. Diese Mikroorganismen lieben das heisse Wasser und bilden eine Art Mini-Korallenriff in unterschiedlichen Farben.

 

Wir spazieren zurück zum Parkplatz und fahren im schönsten Abendlicht den Firehole Lake Drive, eine kleine Seitenstrasse, und sind überrascht von der schönen Landschaft und Szenerie dieser Rundstrasse welche vorbei an schönen Thermalquellen, Flüssen und Seen führt. Wir sehen hier auch den Great Fountain Geysir, in dessen terrassenförmigem Pool sich das Abendlicht reflektiert und das Schild, das einen Ausbruch des Geysirs für heute Abend zwischen 19 und 23 Uhr ankündigt. Es ist 19:30 Uhr und es haben sich einige wenige Leute mit Kissen und Decken beim Geysir eingefunden, Bewegung ist aber noch keine zu erkennen, die Wasserflächen der Terrassen rund um den dampfenden Geysir liegen friedlich und ruhig da. Dafür bricht der benachbarte, kleinere und vulkanartige Geysir aus, welcher aus einem Zylinder aus Ablagerungen schiesst. Wir schliessen die Einbahn-Rundstrasse ab, schauen uns an und entschliessen uns, für den Sonnenuntergang an die Great Fountain zurück zu kehren. Gesagt getan, biegen wir erneut in die Rundstrasse ein. Diesen Entscheid bereuen wir keine Sekunde, denn was wir in den letzten Abendstunden des Tages erleben dürfen, ist ein absolutes awe-inspiring (wie die Amis gerne sagen) Erlebnis. Erst der Sonnenuntergang, der sich im Pool der Geysir Terrasse spiegelt, dann kurz nach 21 Uhr der Ausbruch des Geysirs, gewaltig, faszinierend und facettenreich. Das Schauspiel dauert über einen längeren Zeitraum an, variiert und überrascht immer wieder von neuem, wie ein Feuerwerk, welches kurz vor Ende den Höhepunkt erreicht aber auch nach dem Ende nachhallt. Das ausgestossene Wasser, welches springbrunnenartig in unterschiedlich hohen Fontänen hochschiesst, schwappt alsbald über den Rand der wie Infinity Pools wirkenden Terrassen, während das letzte Tageslicht das grandiose Schauspiel beleuchtet. Was für ein traumhaftes Erlebnis!

 

Obwohl wir erst sehr spät in unsere Schlafsäcke gekrochen sind, stehen wir am nächsten Morgen wieder super früh auf, um im ersten Morgenlicht ins Hayden Valley zu fahren, eines der beiden für Tierbeobachtungen berühmten Täler im Yellowstone Park. Die Distanzen innerhalb des Parks unterschätzt man gerne, der Park selbst umfasst ein Gebiet von fast 9'000 km2 und ist somit grösser als der Kanton Graubünden. Und auf dieser Fläche gibt es eine Hauptstrasse in Form einer 8, welche alle Sehenswürdigkeiten in den verschiedenen Tälern verbindet und von welcher einige kleine Seitenstrassen sowie die Wanderwege abgehen. Das Schöne jedoch ist, dass der Park selbst nochmals von riesigen, noch ziemlich ursprünglich erhalten gebliebenen Gebieten umschlossen ist. Im Nordwesten und Norden liegt Montana und grössere National Forests, im Westen Idaho, ebenfalls mit einem angrenzenden National Forest, im Süden geht der Park über in den Grand Teton Nationalpark (Wyoming) und im Osten (Wyoming) und Nordosten (Montana) gibt es unerwartet hohe, bewaldete Berggebiete. Im Herzen, innerhalb der Parkgrenzen, sind die Wildtiere geschützt und so konnten hier die Big 5 der Lower 48 überleben: Grizzly Bär, Moose (Elch), Bison, Schwarzbär und Wolf. Die Wiederansiedlungsprojekte waren durchwegs erfolgreich, auch wenn die Tiere durch den Schutz ihren natürlichen Respekt vor dem Menschen zu verlieren scheinen und einige der Bären durch dumme Touristen verleitet, zu gefährlichen Opportunisten werden. Der Yellowstone River schlängelt sich in den frühen Morgenstunden durch das weite Tal, Nebelschwaden schweben lautlos über dem mit Salbeistrauch und Waldwiesenblumen üppig bewachsenen, grünen Tal. Leider sehen wir weder Wapiti Hirsch noch Bär, auch kein Wolf lässt sich blicken, dafür ziehen Schwäne und Gänse langsam ihre Runden über den ruhigen Wassern... und dann sehen wir unseren ersten Bison. Weit ab der Strasse spaziert er durchs hohe Gras, die Sonne ist noch schwach und sein warmer Atem ist in der frischen Morgenluft gut sichtbar. Kurze Zeit später dann tauchen mehr Bison auf und nochmals später blockieren eben solche Tiere die Strasse. Nun brauchen wir weder Fernglas noch Tele. Sobald das Tier etwas zur Seite geht, fährt man langsam an ihm vorbei, so wird dies zumindest empfohlen. Was für ein merkwürdiges Gefühl, den Kopf dieses gewaltigen und irgendwie urtümlich anmutenden Tieres auf der Höhe des Seitenfensters zu haben, das Herz schlägt etwas schneller, vor allem, wenn einem das Tier plötzlich direkt in die Augen blickt und dann seinen unverwechselbaren Laut von sich gibt. Eine falsche Bewegung seines Kopfes, und wir hätten im besten Falle eine gewaltige Delle in der Seitentüre. Wir fahren weiter entlang der Strasse und sehen immer wieder weitere Bison in der Nähe der Strasse, doch das faszinierendste Schauspiel bieten zwei Tiere wie sie schwimmend den breiten Fluss überqueren. Wie gut diese schweren Tiere schwimmen können!

 

Auf einem ausgewiesenen Picknickplatz etwas abseits der Strasse, auf einer Halbinsel im Fluss, halten wir an um zu frühstücken und lesen als erstes das Warnschild betreffend Bären: Falls sich ein Bär dem Picknickplatz nähert: Lärm machen (mit Töpfen und Deckel oder Auto Hupe) und alles Essen einsammeln, inklusive Abfall und Besteck und sich ins Auto zurückziehen. Falls der Bär ins Picknickgebiet eindringt: Nicht wegrennen! Wenn der Bär sich nicht bedrohlich gibt und man sich noch nicht im Auto befindet, sofort mit allem Essbaren, Abfall etc. ins Auto gehen. Wenn aber keine Zeit bleibt dem Tier auszuweichen (100 Meter Abstand halten) oder alles einzusammeln, sich selbst im Auto in Sicherheit bringen (leider steht nicht, wie das gehen soll, wenn das Tier beim Auto steht). Sollte der Bär am zurückgelassenen Essen Interesse zeigen, Auto Hupe betätigen und hoffen, dass das den Bären beeindruckt und er sich vertreiben lässt. Sollte der Bär dann aber aufs Auto zukommen: davonfahren. Na prima, soviel Theorie! Doch was macht man, wenn man zwar grad die Cornflakes fertig gegessen, den heissen Kaffee aber noch nicht ausgetrunken hat und nun kommen einem vom Parkplatz 2 der 3 Bisons entgegen, welche wir kurz vorher noch auf der anderen Seite des Flusses beobachtet haben? Etwas nervös aber brav wie wir sind, packen wir also rasch fast alles in unser Picknickkörbli (danke - die restliche Milch im Schüsselchen tropft über das hastig hineingeworfene Toastbrot), packen das Abfallsäckli und machen den heissen Kaffee in der anderen Hand balancierend einen weiten Bogen durchs Gestrüpp und um die Bisons herum zurück zum Auto. Der erste Bison nähert sich nun dem Picknicktisch, gibt seinen unverwechselbaren Laut von sich, schnuppert aber noch nicht mal am Tisch auf welchem noch die zwei vergessenen Teller mit den Brotkrümeln liegen, sondern plärrt den zweiten Bison an, der sich ihm nähert. Wir beobachten alles vom Auto aus und fragen uns, ob der am Gürtel mitgetragene Bärenspray eigentlich auch gegen Bisons hilft. Und was hätten wir fallen lassen sollen um den Bärenspray zu betätigen, Abfallsäcklein oder Kaffeetasse? Die Praxis sieht halt so anders aus als die Theorie, aber dieses Frühstück wird uns wohl noch lange als "Frühstück mit 3 Bisons" in Erinnerung bleiben. Als sich dann auch der dritte Bison, welcher erst noch lange auf der Strasse herumstand, verzogen hatte, holten wir unsere zwei verwaisten Plastikteller und fuhren weiter.

 

Je später der Vormittag, umso mehr Leute und leider machen viele der Touristen genau das, was sie nicht sollten. Sie blockieren die Strasse an unübersichtlichen Stellen, provozieren Auffahrunfälle, und spazieren mit Handy bewaffnet auf die Tiere zu. Wir können nur den Kopf schütteln, sollte der Mindestabstand zu einem Bison, Wapiti oder Elch doch mindestens 25 Meter betragen. So träge diese Tiere auf den ersten Blick wirken mögen, so gefährlich können sie werden, wenn sie genug vom Rummel haben. Mehrere tödliche Unfälle geschehen jedes Jahr mit Bisons, mehr noch als mit Bären. Wir beobachten eine indische Familie und können nur vermuten, dass der gute Schwiegersohn seine Schwiegereltern hassen muss (oder einfach nur doof genug ist die Infoschrift, welche jedem Touristen in mindestens 10 verschiedenen Sprachen in die Hand gedrückt wird, zu ignorieren). Bison im Hintergrund, ca. 10 Meter vom Auto entfernt. Er holt die Schwiegereltern aus dem Auto, die Frau mit Baby auf dem Arm steigt ebenfalls aus, bleibt jedoch beim Auto. Der Schwiegersohn schupst seine Schwiegereltern immer näher auf den etwas irritiert wirkenden Bison zu, noch ein paar Schritte näher und noch ein paar Schritte näher. Die Schwiegermutter schaut ziemlich ängstlich über die Schulter zum inzwischen sehr nahe stehenden Tier, der Schwiegervater lächelt krampfhaft, doch der Schwiegersohn stösst die Eltern noch näher an den Bison heran, bis endlich Bisonkopf und Schwiegereltern auf das Bild passen, welches er mit seiner Händykamera schiesst. Kaum erledigt rennen die Schwiegereltern so gut sie können zurück zum Auto, der Bison macht ein paar energische Schritte auf die Familie zu, alle quietschen, kichern und fahren los. Wir beobachten das vom Parkplatz vis à vis aus, und können noch immer im Auto sitzend nur den Kopf schütteln, die hatten einfach mehr Glück als Verstand. Leider haben andere Touristen später am Vormittag nicht ganz soviel Glück, Krankenwagen und Feuerwehr fahren zweimal an uns vorbei. Im Canyon Village ist grad Baustelle und Grossandrang und so verschieben wir den Besuch des Canyon auf einen anderen Tag und nutzen dafür Dusche und Waschsalon im Village. Im Shop kaufen wir noch lokales und wie sich später herausstellt, sehr gutes Bier: Road Block Pale Ale und Wild Huckleberry Lager. Am Nachmittag geht die Fahrt dann weiter via Norris Geyser Basin zu den Mammoth Hot Springs.

 

Das Norris Basin war visuell leider nicht so beeindruckend, wenn nichts desto trotz geologisch hoch interessant. Der Yellowstone Supervulkan brach vor 1.3 Mio., vor 2.1 Mio. und vor 640'000 Jahren aus, wobei der dritte und letzte Ausbruch der heftigste war und seine Aschewolke fast die gesamte westliche Fläche der USA zudeckte. Im Norris Basin sprudelt und blubbert es am heissesten im ganzen Park. Neutrale und säurehaltige Quellen gibt es hier Seite an Seite, sowie den höchsten aktiven Geysir der Welt namens Steamboat (jedoch sind seine Ausbrüche absolut nicht voraussagbar). Kleinere Erdbeben sind an der Tagesordnung und die Oberflächenstruktur ändert sich stetig, so müssen auch immer wieder kurzfristig Teile des Gebietes für das Publikum geschlossen werden. 1926 wurden die höchsten Temperaturen in einem Heisswasserschlot gemessen: 140°C. 2003 wurde der ganze Plankenweg kurzfristig geschlossen, da die Bodentemperaturen im Becken den Siedepunkt erreichten. Einen faszinierenden Anblick bieten die sogenannten Bobby Socks Bäume: Stämme von abgestorbenen Tannen in der Nähe von geothermaler Aktivität zeigen oft gegen den Boden hin weisse Verfärbungen, welche an weisse Socken erinnern, jedoch Zeugnisse erster Versteinerung sind, da das Holz sehr mineralhaltiges Wasser gezogen hat. Das Wasser verpufft und die weissen Mineralien verbleiben im Holz. Als wir den Ort Mammoth Hot Springs erreichen, bedecken leider bereits erste Wolken den Himmel, also kein Abendlicht, welches die Sinterterrassen beleuchten würde. Wir nehmen uns vor, nochmals herzukommen, besuchen aber trotzdem einen Teil des Terrassenfeldes. Extrem mineralhaltiges Wasser baut hier Schicht um Schicht immense Infinitiy Pools und beeindruckende Terrassenfelder auf. Riesige Terrassen, aber geschmückt mit kleinsten, stalaktitenartigen Ornamenten. Das Wasser ist kühler als in den anderen Gegenden von Yellowstone, aber die Sinterterrassen hier sind nicht weniger farbenfroh.

 

In den späten Abendstunden fahren wir die Erhöhung des Yellowstone Parks hinunter ins nördliche Tal. Hier fliesst der heisse Boiling River in den kühleren Gardiner River und bildet somit die einzige Stelle, wo das Baden im Yellowstone Park in einem Thermal Fluss erlaubt ist. Wir folgen dem Gardiner River und finden ausserhalb des Parks auf dem kostenlosen Campground des Gardiner National Forest ein gutes Übernachtungsplätzchen. Zwischen zwei Bäumen und unweit anderer Camper trauen wir uns, das Dach zu öffnen und schlafen bald voller schöner Eindrücke des Tages ein. Am nächsten Morgen ist es bewölkt, aber weiterhin kein Regen. Wir fahren nach Bozeman, um den im vorhergehenden Blog erwähnten Mechaniker aufzusuchen (Additive für das Klären des Treibstoffes und der Systeme, damit Bobilchen wieder effizienter arbeiten kann und ab dem leider nicht so sauberen Treibstoff der USA nicht mehr so husten muss), etwas einzukaufen, hoffentlich besseren Diesel zu tanken und dann in weitem Bogen um den Yellowstone und den Gallatin National Forest herum zu fahren. Es ist sehr heiss und so bleiben wir in der Nähe von Columbus auf einem halbwegs schattigen Campingplatz, welcher vom Ort unterhalten und Reisenden kostenlos zur Verfügung gestellt wird. Eigentlich sind es zwei verbundene Loops unter alten, schönen Bäumen und alle Plätze haben alte, etwas verwitterte Picknick Tische. Wir kommen mit einem lokalen Rentnerpaar ins Gespräch und sie wundern sich, warum in letzter Zeit so viele Europäer auf diesem Platz nächtigen, welcher sonst eher nur von Einheimischen genutzt wird (wir lächeln, erwähnen das Overlander App aber nicht). Sie selbst leben keine 50km entfernt, kommen aber jeweils gerne für ein paar Tage hierher. Fischer nutzen den Ort ebenfalls, es hat eine Schiffsrampe und Strassenarbeiter kommen nach der Arbeit zum Grillieren, es steht ein VW Bus herum, der wohl seit längerem von 6 Althippies mit ihren Hunden bewohnt wird und nur wenige neuere Campermodelle, die ganz grossen bleiben eh aus, hat ja keinen Strom hier, wohl aber ein anständig gereinigtes WC Häusschen mit Wasser. Einige hundert Meter entfernt sitzt ein sehr alter Mann am Campingtisch, löst ein Kreuzworträtsel nach dem andern und verzieht sich dann früh zum Schlafen ins Zelt. Da wir bei seinem Plätzchen kein Fahrzeug sehen, fragen wir uns, ob er zu Fuss hierhergekommen ist, hier wohnt, oder Ende der Woche wieder abgeholt wird. Zwei geschäftige Eichhörnchen lenken uns aber bald von diesem Gedanken ab und wir geniessen die leichte Briese, die an einem erstaunlich mückenfreien Abend eine leichte Abkühlung bringt. Die Leute hier sind einfach, einfach aber freundlich. Überhaupt fällt uns wiederum auf, dass weder das einfache Gemüt, noch eine politische Einstellung oder Lebensweise, die der eigenen nicht entsprechen mag, davon abhält, diese Leute zu mögen, sind sie doch alle mit wenig glücklich und geniessen die frische Luft, das Abendlicht welches durch die Blätter fällt und die Stimmen der Vögel genauso wie wir.