Las Vegas und Valley of Fire

Die Fahrt nach Las Vegas verläuft problemlos und wir wechseln uns auf der 5-stündigen Fahrt ab. Etwas ungewöhnlich, aber die erste Adresse an welcher wir in Las Vegas halten ist REI, eigentlich wollte ich nur einen Ersatz für meine etwas muffelige Trinkflasche, doch raus kommen wir mit Bärenspray, Trekkingnahrung und der neuen Flasche. Nun sollten wir wirklich gerüstet sein, fürs Backcountry, aber zuerst ruft Las Vegas und will erkundet werden. Wir beziehen unser Motel (Hotel Thunderbird - empfehlenswert, vor allem zum Preis, welcher zwischen Sonntag und Donnerstag angeboten wird und auch, weil es entgegen anderen Hotels in Las Vegas keine Resort Gebühr verlangt, welche den eigentlichen Zimmerpreis oft verdoppelt), parken unser Bobilchen gegenüber des, wie in allen Motels üblich, mit hohem Zaun eingezäunten Pools, und erkunden die nähere Umgebung zu Fuss.

 

Gleich neben dem Hotel befindet sich die White Wedding Chapel, als Witz machen wir ein Foto davor. Diese Hochzeitskirche ist aber eine von vielen entlang dieser Strasse, einige werben mit Elvis Imitatoren, andere mit Drive Thru Hochzeiten und wieder andere sind kitschig mit Plastikblumen geschmückt und rosa Cadillacs parken in der Auffahrt. Interessanterweise befindet sich aber gleich dahinter auch ein Geschäft für Waffen sowie eine Shooting Range - hmmm, wie da der Zusammenhang genau aussieht? Langsam kommt Hunger auf und so gehen wir in ein Dennis Diner. Die Karte war gewöhnungsbedürftig und die Figur der Dame, welche uns aufs freundlichste bediente, sprach dafür, dass sie wohl oft von dieser Karte wählt. Die Preise auf der Karte nahmen relativ zur Kalorienzahl ab.  Auf der Karte waren Beispielbilder der Speisen und darunter Preis und Kalorienzahl vermerkt, einen Milchshake gab es für weit über 700kcl, der Burger mit Fritten zu 900kcl war jedoch preiswerter, mein Light Menu jedoch, (ja so hiess das) nur 350kcl, dafür doppelt so teuer wie das Burger Menu. Man gönnt sich ja sonst nix und so genoss ich dann mein Nichts (Spiegelei vom Eiweiss, Spinatblätter mit Cherry Tomaten sowie ein kleines Schälchen mit frisch geschnittenen Früchten) und bestellte ein kostenloses Wasser, nachdem leider keine Light Getränke zur Verfügung standen. Dank des grosszügigen Trinkgeldes war die Rechnung am Schluss doppelt so teuer wie die Preise auf der Speisekarte hätten vermuten lassen.

 

Während des Eindunkeln gehen wir zu Fuss zurück zum Hotel und geniessen anschliessend einen angenehmen Abend vor dem überdimensionierten Fernseher in unserem grosszügig und sehr schön eingerichteten Zimmer. Vom Fenster aus sehen wir den beleuchteten, 350 Meter hohen Stratosphere Tower in unmittelbarer Nähe und wir blättern durch den Reiseführer, um den morgigen Tag in der verrückten Stadt der Casinos und Themenhotels zu planen. Irgendwann in der Nacht erwachen wir, schon wieder eine Polizeisirene und wieder so nahe. Dann schieben wir langsam den blickdichten Nachtvorhang zur Seite und durch das Fenster werden unsere Gesichter von vielen drehenden Sirenenlichtern beleuchtet. Huch, suchen die uns? Was ist denn los? Geht es Bobilchen gut? Doch dann sehen wir was los ist, 6 Polizeiautos, 2 Feuerwehrautos und 1 Krankenwagen stehen im Hof beim Pool und im Poolbereich sehen wir wie eben die Sanitäter mit den Wiederbelebungsversuchen aufhören. Wie im Film machen Polizisten in Zivil Fotos von der Unfallstelle. Vermutlich ist da jemand im Pool ertrunken, eine schwarze Folie wird über einen leblosen Körper gezogen und wir ziehen mulmig wieder den Vorhang zu. Eigentlich wollen wir so genau gar nicht wissen, was da draussen abgegangen ist, aber am Morgen ist dann der Pool gesperrt. Wir hatten aber auch keine Lust mehr in dem Wasser zu baden, wundern uns aber trotzdem wie das passieren konnte, denn das Tor zum Pool ist ja über Nacht geschlossen. Gewundert habe ich mich ja auch, dass ich beim Check-in nicht nur unterschreiben musste, dass ich in dem Nichtraucherzimmer nicht rauche, sondern auch, dass ich auf dem gesamten Areal des Hotels kein Marihuana konsumieren werde. Sowas habe ich noch nie unterschreiben müssen und schon gar nicht in den USA. Allerdings verstehen wir dies schon etwas besser, als wir unweit des Hotels einen Cannabis Shop entdecken, welcher damit wirbt, dass man hier sein rezeptpflichtiges Marihuana beziehen könne. Wusste gar nicht, dass es dies in den USA gibt.

 

Wir spazieren in der bereits sehr warmen Morgenluft Richtung Strip, da die Luft jedoch trocken ist, ist es erträglich. Dennoch sind wir froh, als wir nach rund einer halben Stunde in die angenehm temperierte Spielhalle des Wynn & Encore kommen, dieses Hotel Casino ist eines der neueren Generation und durchaus ansprechend ausgestattet, schliesslich auch eines der teuersten Hotels der Welt (2.7 Milliarden USD Baukosten) und an den Asiatischen Luxusstandard erinnernd. Riesige Hotelhallen, schön gestaltete Poolanlagen, qualitativ hochstehende (und hochpreisige) Restaurants und helle Casinobereiche. In Las Vegas darf man in den Casinos noch rauchen, daher ist ein guter Rauchabzug wichtig, was vor allem in den neuen Hotels gut umgesetzt wurde. Wir erkunden die weiteren Hotels entlang des Strips zu Fuss, Fussgängerbrücken führen über den Strip und Fussgängerpassagen verbinden die einzelnen Hotelkomplexe. Zwischen einigen alliierten Hotelanlagen bestehen sogar Verbindungen per Hochbahn, eine angenehme Art die nicht unerheblichen Distanzen zu überwinden. Abends leisten wir uns für die Rückfahrt den Shuttlebus (Deuce), welcher den Strip hoch und runter fährt und uns ganz in die Nähe unseres Hotels bringt.

 

Vegas erinnert etwas an eine ausgeleerte Spielzeugkiste, diverseste Farben und Formen liegen da kreuz und quer entlang des Strip, Hotelkomplexe wie Themenparks, eine Mischung aus Swiss Miniatur und Walt Disney. Wir besuchen die berühmten Hotelanlagen wie das Venetian und Bellagio, sowie das Caesars Palace mit dem überdachten aber an richtigen Himmel und kleine italienische Häuserzeilen erinnernde Forum Shopping. In diesem Edel Shopping mit über 150 Markengeschäften gibt es auch eine Fotoausstellung von Peter Lik sowie National Geographic. Beide Ausstellungen sind kostenlos zu besichtigen und wirklich sensationell. Wenn auch nicht typisch Vegas, so haben uns diese Fotoausstellungen doch sehr beeindruckt. Den Teich des Venetian hingegen, auf welchem kleine Gondeln mit Touristen herumgeschippert werden, haben wir uns grösser vorgestellt und man kann höchstens auf der nachgebauten Miniatur Rialtobrücke ein vernünftiges Bild machen, welches an Venedig erinnern könnte. Die Bettenanzahl ist aber dennoch beeindruckend, 7000 Zimmer soll es da geben. Das Luxor, Treasure Island und Mirage (da leben noch heute die weissen Tiger des deutschen Magierpaares Siegfried & Roy, können aber nur gegen Entgelt besichtigt werden) sind schon etwas in die Jahre gekommen, haben aber noch immer eine gute Reputation. Das New York New York, Excalibur und Mandalay Bay erinnern stark an Disney, doch jedes Hotel hat seine eigenen Shows, welche man teilweise lange im Voraus buchen muss. Wie gut so eine Show ist, können wir nicht sagen, dafür war unser Aufenthalt zu kurz und unser Budget zu klein.

 

Fürs Mittagessen suchen wir eines der Buffets auf, für welche Las Vegas bekannt ist. Fast jedes Hotel bietet ein Buffet Restaurant (all you can eat / alkoholfreie Getränke inbegriffen), die Preise und Qualität scheint jedoch ziemlich zu variieren. Wir haben verschiedene Rezessionen gelesen und uns für das Aria entschieden, ein Hotelcasino der neueren Generation und Restaurant mit Tageslicht. Hier wurde uns zu einem anständigen Preis ein grosszügiges, vielseitiges und sehr schmackhaftes Buffet geboten, Vorspeisenhäppchen, Dessertbuffet, Salate, Fleisch/Fisch und Asia Spezialitäten (bei Sushi und anderen rohen Gerichten steht immer die Warnung, dass ungekochte oder nur leicht gekochte Gerichte die Gefahr bergen, auch mal Krankheiten auslösen zu können - eine Tatsache, die wir kennen, aber die Warnung lässt einem dann doch eher zögerlich zugreifen, obwohl solche Warnungen in den USA an der Tagesordnung sind). Die Nutzung des Restaurants ist auf zwei Stunden begrenzt und das selbe Buffet kostet bis 15 Uhr (Zeitpunkt des Eintrittes) fast die Hälfte wie danach, Abendessen ist halt teurer als Lunch. Nach dem späten Mittagessen und weiteren Besichtigungen werden wir langsam müde und begeben uns für einen Drink in die Aussichtsbar des Mandarin Oriental. Dort bemerken wir überrascht eine Vending Machine der speziellen Art, werden doch anstelle Cola und Konsorte, verschiedene Champagnerfläschchen von Moet & Chandon angeboten. In der Bar weit oben im Hochhaus geniessen wir keinen Champagner aber den Signature Cocktail und eine tolle Aussicht über die Stadt. Viva Las Vegas - aber ein Tag reichte uns, zumal wir keinen Dollar in eine Slotmaschine gesteckt haben. Gegen Abend beginnt die Stadt zu glitzern, tausend Lichter gehen an und wir stehen am künstlichen See des Bellagio. Mehr als tausend Wasserfontänen tanzen während der mit Musik untermalten Wassershow vor dem beleuchteten Eifelturm des Paris Hotel auf der anderen Seite. Der schöne Kitsch dauert leider nur 7 Minuten und danach ist das Spektakel vorbei. Bei weitem jedoch die schönste der Gratisattraktionen am Strip. Das Aquarium im Silverton Hotel (welches leider nicht am Strip liegt) würde ein 117000 Gallonen Aquarium bieten, in welchem ein Biologe mit Kommunikationsmaske taucht und Fragen der Zuschauer zu den über 4000 Fischen im Aquarium beantwortet. Diese Gratisattraktion haben wir nicht gesehen, jedoch das enttäuschend kleine Aquarium im Forum Shopping und den etwas lächerlich wirkenden Vulkanausbruch vor dem Mirage, obwohl dieser für 25 Millionen USD erneuerte Vulkan stündlich Rauch und Feuer 30 Meter hoch spuckt.

 

Interessanterweise fällt uns hier in Vegas die dichte Anzahl von Werbung und Anpreisung von Spezialkonditionen für aktive Militärangehörige auf, nebst Rentnern, ist das die Kategorie, welche die billigsten Preise bekommen kann. Manchmal steht auch sowas wie "wir danken nicht nur unseren aktiven Truppen, die uns beschützen, sondern auch den Veteranen, und bieten unsere Vergünstigung diesen gleichermassen an". So sehen wir auch Werbung von Telefongesellschaften, welche auf überdimensionierten Plakaten für Spezialabonnemente und Roaming Gebühren für Militärangehörige und deren Familien in der Heimat werben. Ebenfalls auffällig in den Hotels, aber auch in den Fussgängerpassagen sind die Anzahl elektrischer Rollstühle, welche von den Hotels zur Verfügung gestellt werden und mit denen ältere Besucher kreuz und quer durch Las Vegas und auch über Fussgängersteifen im Abendverkehr kurven. Sind ja auch praktisch die Dinger, um durch die langen Hotelflure zu rollen, von Restaurants zur Hotelhalle, Casinosäle, Shoppingmalls und notabene auch zu den Zimmern. Auffällig sind auch die Menschenmassen, welche in den riesigen Hotels einchecken wollen. Diese Hotelhallen erinnern uns an Flughafen Check-in Hallen, teilweise warten Gäste bis zu 30 Minuten, bis sie ein- bzw. wieder auschecken können, umso glücklicher sind wir, ein kleines aber gutes Motel gebucht zu haben.  

 

Was wir auch hier im Einkaufszentrum nicht finden können, ist UHT Milch. Wir fragen danach und später finden wir im Internet heraus, dass diese Form des Pasteurisierens in den USA als äusserst ungesund angesehen wird. Erst einige Zeit später (dies sei hier mal vorweg genommen) finden wir UHT Milch in einem Laden der Fischerei und Campingartikel führt und noch später in einem Billigladen namens Dollar Tree / 99cents. Auf den Packungen (welche aussehen wie bei uns bzw. in Südamerika) steht aber ausdrücklich drauf, dass sich diese Milch besonders für Camper und Preps eignet, das sind die Leute, die sich hier auf Katastrophen vorbereiten und einen dementsprechenden Notvorrat anlegen. Na dann, Hauptsache wir kennen inzwischen eine Bezugsstelle für UHT Milch, welche wir brauchen, da wir aus Platzgründen nur die geöffnete Packung im Kühlschrank unterbringen können. Wie auch immer, als wir ins Valley of Fire aufbrechen, haben wir eine pasteurisierte Milchflasche im Kühlschrank und hofften, dass die Verbraucherbatterie nicht schlapp macht, nachdem sie 2 Tage lang nicht geladen wurde. Solarzellen auf dem Dach sind definitiv der nächste Ausbauschritt unseres Bobilchens, sobald wir wieder in der Schweiz sind.

 

Kaum eine Stunde Fahrt von Las Vegas, eine ganz andere Landschaft, endlich wieder im Bobilchen wohnen, endlich wieder draussen sein. Viele Hochzeitspaare nutzen die spezielle Landschaft des Valley of Fire als Kulisse für ihre Hochzeitsbilder, doch am Abend wird es ruhig. Das Valley of Fire ist ein Nevada State Park und beherbergt einige wirklich schöne, farbige Sandsteinformationen, Wanderwege und einen einfachen Campingplatz. Zudem schützt der Park spezielle Pflanzen und Tiere, welche in dieser trockenen, heissen Gegend leben. Für 20 USD Eintritt können wir uns auch ein Plätzchen zwischen den roten Felsen aussuchen, welches mit einem Sonnendach, Wasserhahn und einem Tisch mit Bänken ausgestattet ist. Ein Plumpsklo gibt es weiter unten und wenn man möchte, könnte man im etwa 2km entfernten Camp auch eine Dusche nehmen. Wir geniessen die Sonne und werden von einem kleinen Nager begrüsst (wie wir später lernen ist es ein White Tailed Antelope Ground Squirrel) und auf einem Felsen entdecke ich ein Chuckwalla, das ist eine etwa 35cm lange (kann angeblich bis 50cm lang werden) Echse, welche hier in diesen Felsen lebt und wegen Wildfang für Terrarien offensichtlich bedroht ist. Wie wir später im Infozentrum lernen, lebt hier auch das Gila Monster, die einzige giftige Echse der Welt, das Gift ist jedoch nicht sehr bedrohlich. Wir sind aber dennoch froh dieses Tier nicht zu Gesicht zu bekommen, genauso wenig, wie die Tarantula Hawk (von welcher wir schon in Costa Rica gehört hatten), eine Wespe, deren Weibchen seine Eier in eine Spinne injiziert und diese dadurch lähmt. Die arme Spinne wird dann von den Larven bei lebendigem Leben von innen her verspeist. Wenn Menschen von dieser Wespe gestochen werden, ist das nicht lebensbedrohlich, aber ein guter Grund zum Arzt zu gehen. Solche Stiche kommen aber eher selten vor, genauso wie die Stiche von Afrikanisierten Bienen, welche hier Blütennektar von Wüstenblumen sammeln. Man hört sie manchmal summen, aber wenn man den Büschen nicht zu nahe kommt, besteht angeblich keine Gefahr. Wenn man sie jedoch stört, so wird geraten, soll man sich schnellstens aus dem Staub machen, am besten in einem Auto, denn einem Stich folgen viele und die Bienen, obwohl sie nach dem Stich sterben, folgen einem über einen Kilometer weit. Stachel sollen entfernt, dann die Stichstelle mit Seife gewaschen, wenn möglich Eis aufgelegt und einen Arzt aufgesucht werden. Das Summen in den Büschen macht uns etwas nervös, aber wir haben keinerlei Probleme, im Gegenteil, wir fahren der Scenic Road entlang und machen einen Spaziergang durch die White Domes, wo wir auch eine Herde Bighorn Sheep sehen. Leider nur Weibchen und Jungtiere und diese haben weniger beeindruckende Hörner als die Männchen.

 

Nach einer guten Nacht begeben wir uns früh morgens zur Fire Wave, ein etwa 1-stündiger Spaziergang bringt uns zu dieser sehr speziellen Felsformation, welche an eine zu Stein erstarrte, farblich gestreifte Welle erinnert. Wirklich schön in dem sanften Morgenlicht. Das Valley of Fire gab uns einen ersten Eindruck der folgenden Sandsteinparks, davon aber mehr im nächsten Blogeintrag.