Die Sandsteinparks

Auf dem Weg aus dem Valley of Fire kommen wir in Overton vorbei, einer kleinen Ansiedlung von Häusern und einem McDonald. Der scheint in der Nähe einer Schule zu liegen, die Schule keine Kantine zu haben oder Gutscheine abzugeben, auf alle Fälle sehen wir am Morgen vor der Schule jede Menge Schüler dort ihr Frühstück nehmen, genauso wie zwei Stunden später, als sie sich während der Pause wieder dort verpflegten. Wir nutzen die Gelegenheit ins Internet zu gehen und unseren gestohlenen PLB zu sperren. Leider mussten wir feststellen, dass dieser während der Verschiffung aus Südamerika abhanden gekommen ist. Wer wann lange Finger bekommen hat, können wir nicht so genau evaluieren, aber bei Abgabe von Bobilchen in Kolumbinen war er zusammen mit dem ebenfalls gestohlenen Kompass, dem Autoradio, Feldstecher und anderen Dingen noch im (einfach zu öffnenden) geschlossenen Handschuhfach. Hätten wir den mal irgendwo in die Unterwäsche gesteckt... Vermutlich hat die Person, welche den PLB (Personal Location Beacon, oder einfach gesagt SOS Sender) entwendet hatte, keine Ahnung, was er da an sich genommen hat. Kein GPS, wie vermutlich angenommen, aber per Satellit kommuniziert (einseitige Kommunikation mit Sarsat/Cospas) dieses Gerät einmal aktiviert mit der Rega in der Schweiz und diese koordiniert dann die Suchaktion mit der lokalen Behörde des Landes, in welchem der Notruf abgesetzt wurde. Diese Geräte werden immer beliebter, egal ob beim Bergsteigen oder Expeditionen, aber auch bei Reisenden, welche so im Fall der Fälle einen Notruf absetzen können (zum Beispiel, bei einem Unfall irgendwo in den Anden oder beim Backcountry Wandern), wenn keine anderen Kommunikationsmethoden zur Verfügung stehen. Nun müssen wir uns in den USA wieder ein neues Gerät besorgen, denn darauf verzichten möchten wir nicht. Dieses Gerät müssen wir dann auf die Schweiz umprogrammieren, (Vorschrift des Bakom) und wieder neu registrieren lassen. Nun, ich war einfach froh, als wir das alte Gerät gesperrt hatten, denn so können wir nicht mehr belangt werden, wenn die Diebe Unfug damit betreiben. So schmeckte der Refill-McDonald Kaffee doch gleich viel besser, ausserdem war der Manager der kleinen Filiale wirklich sehr nett und Kaffee mit "Frühstück" kostete sensationelle USD 5 für beide von uns. Das nenn ich doch mal günstig.

 

Auf der Interstate 15 hörten wir Elvis während die Wildwestkulisse an uns vorbeizog. Plötzlich stellten wir fest, dass es eine Stunde später war, also zumindest auf dem Navigationsgerät des Handy. Kein Hinweisschild an der Strasse, aber dann schaue ich im Reiseführer nach und siehe da, da stand, dass Utah im Gegensatz zu Nevada und Kaliforniern, in einer anderen Zeitzone liegt. Nun gut, wir stellten somit unsere Uhren um und beobachteten weiter die anderen Fahrzeuge auf der Strasse. Da gibt es viele Wohnmobile, sogenannte RVs. Teilweise sind diese riesig, man könnte schon fast von Einfamilienhäusern auf Rädern reden, definitiv wirkt aber ein Postauto klein dagegen. Einige dieser Modelle haben nicht nur Fahrräder, Motorräder oder Boote auf Anhängern dabei, nein, sie ziehen auch Kleinautos oder Jeeps hinter sich her. Interessant sind aber die verschiedenen Modelle, von den typischen Motorhomes, wie man sie von Mietstationen kennt, bis zu den kleinen Campervans oder Pick-ups mit Alkoven also Wohnkabinen auf dem Pick-up. Und natürlich auch allerlei Anhänger, so zum Beispiel das grosse Modell, wie die vom Zirkus Knie damit herumfahren, bis zu den kleinen, auseinanderklappbaren Modellen, welche eher an Zelte auf Rädern erinnern, nicht grösser als zum Reinkriechen und Schlafen. Am besten gefallen uns aber die Modelle zum Ausfahren. Einmal geparkt, ziehen die wie Erker aus den Wänden, was viel mehr Wohnraum schafft, und wenn sie weiterfahren, wird das alles wieder reingestossen und das Ganze wirkt verhältnismässig kompakt.

 

Etwas später zweigen wir auf die R9 ab und gelangen so nach Springdale, dem Tor zum Nationalpark Zion. Springdale ist ein sympathisches Dorf, mit schönen Country Häusern, meist mit Holzzaun und Veranda. Es ist bei weitem grüner als erwartet, Longhorn Rinder weiden auf satten Wiesen und Bäume stehen in voller Pracht. Wir hätten uns Utah nie so schön vorgestellt, war die Landschaft doch bis vor kurzem noch recht trocken und staubig. Was uns irgendwie nicht bewusst war, die Strasse ist fast unmerklich aber stetig angestiegen. Man ist hier auf einer Anhöhe, die Temperaturen sind frühlingshaft angenehm und die Sonne scheint vom wolkenlosen Himmel. Die Bergkulisse hinter dem Dorf ist beeindruckend und steht mit rötlichen Farben in wunderschönem Kontrast zum blauen Himmel. Der Nationalpark Zion wurde 1919 gegründet und ist heute einer der beliebtesten, somit auch gut besuchten. Daher gibt es auch kaum genügend Parkplätze auf dem riesigen Gelände beim Eingang (es sei denn man kommt am Morgen vor 8 Uhr). Dafür wurde ein gratis Shuttle (Vergleichbar mit unseren Skibussen in den Winterresorts) eingerichtet, welcher durch Springdale fährt. Wir finden einen Parkplatz beim Tourist Information Center und nehmen eben diesen Bus bis zum Eingang, wo wir uns Informationen für den Besuch am kommenden Tag abholen, sowie unseren Jahrespass für alle Nationalparks der USA lösen. Ein Pass kostet pro Jahr USD 80 und gilt für ein Auto und deren Insassen. Spätestens nach dem dritten Besuch eines Parkes haben sich die Kosten amortisiert. Zudem ist darin auch die Nutzung der National Forest und BLM Gebiete inkludiert, sowie manchmal Verbilligungen bei State Parks. Mit dem Infomaterial in der Tasche begeben wir uns in das Gebiet des an den Nationalpark angrenzenden National Forest. Dort, entlang der Kolob Terrace Road finden wir dann auch das angepriesene Gebiet für "dispersed Camping". Obwohl sehr frequentiert, finden wir ein etwas privates Plätzchen zwischen Bäumen, angenehm warm und mückenfrei. Dieser Landstrich war angenehm sauber, obwohl keine Toiletten oder Abfalleimer oder sonst irgend welche Einrichtungen vorhanden war. Die Leute, welche diese Art des Campierens, oder wie sie es hier auch nennen "Boondocking" praktizieren, scheinen sich an die Regeln "leave no trace" zu halten. Auch in der Nacht blieb es erstaunlich ruhig, etwas was auf einem vergleichbaren Platz in Argentinien nie der Fall gewesen wäre, da wäre die Party abgegangen, laute Musik aus allen Ecken und jeder hätte den Müll am nächsten Morgen liegen gelassen. So waren wir von dieser ersten Nacht auf einem kostenlosen Plätzchen positiv überrascht.

 

Am nächsten Morgen finden wir auf dem Parkplatz beim Nationalpark Eingang noch ein Platz und sitzen um 7 Uhr im kostenlosen und obligatorischen Shuttlebus in den Zion Canyon. Auf unserem Infoblättchen steht folgendes (und ich belasse es diesmal, diesen Text zu übersetzen): "Within the cloistered walls of Zion National Park, where a dramatic 16 mile river Canyon has been sculpted of multi-hued sandstone, it is easy to feel profoundly connected to nature. Cliffs soar 2000 feet, forming monolitic temples of pure stone that evoke a different kind of awe, one that led an early settler of the Canyon to exclaim: A man can worship God among these great cathedrals as well as in any man-made church - this is Zion. The name stuck and now Zion is Utahs oldest and busiest national park with more than three million people visiting every year."

 

Unser Ziel an dem frühen Morgen hiess The Narrows, ganz am hintersten Ende des Tals. Sturzfluten sind die grösste Gefahr in diesem Gebiet, ähnlich wie im Maggia Tal im Tessin, doch über uns blauer Himmel und so begaben wir uns mit noch wenigen anderen Touristen dem Weg entlang bis zum Fluss, welcher da aus der engen Schlucht hervorkam. Dort hiess es Schuhe ausziehen und Wassersandalen anziehen. Anschliessend erwandert man die Schlucht im Fluss, sprich, fast immer im eiskalten Wasser. Daher haben die meisten anderen Touristen auch spezielle Wasser/Neopren Socken und Wanderschuhe an. Sehen alle wie uniformiert aus mit den exakt gleichen Modellen, wir dafür bekommen anerkennende Blicke, dass wir mit so fast nackten Füssen die eiskalten Wasser durchqueren. Wenn man aufpasst, ist das Wasser selten höher als knietief, wenn man aber möchte, so könnte man an gewissen Stellen auch Baden, wir bevorzugen aber am kühlen Morgen, als noch keine Sonne in den engen Canyon dringt, die gelegentlichen Sand oder Kiesbänke. Ein faszinierendes Spiel des Lichts, wie die ersten Sonnenstrahlen die rötlichen Felsen beleuchten und langsam die steilen, engen, hohen Felswände erhellen. Auf dem Rückweg kommen uns Horden von Touristen entgegen, nur die frühen Morgenstunden sind friedlich hier in The Narrows. Zurück beim Shuttle Stop fahren wir ein Stück zurück, man kann die Haltestellen als Ausgangspunkte für Erkundungen nutzen oder aber einige zu Fuss miteinander verbinden. So besuchen wir auch die sogenannten Hängenden Gärten von Zion, Felsüberhänge, welche porös sind und wie vertikale Quellen Wasser abgeben, welches dann den Felsen entlang fliesst und Grundlage für üppigen Bewuchs von Mose und Blumen ermöglicht. Vögel und Schmetterlinge laben sich am kühlen Nass und man versteht warum diese Felsüberhänge auf englisch auch "weeping rocks" genannt werden. Am Nachmittag machen wir noch eine kleine Wanderung zu den Emerald Pools und zurück zur Zion Lodge, wo wir uns als Souvenir eine Schirmmütze kaufen, sozusagen im Partnerlook.

 

Die Kolob Terrace Road zu fahren ist ebenfalls sehr empfehlenswert, nicht nur gibt es dort viele schöne Trails, sondern vor allem eine faszinierende Fahrt durch verschiedene Höhenlagen, Klima- und Vegetationszonen. Am Ende glaubt man sich schon fast in Skandinavien, nebst Nadelbäumen prägen Espen und Zitterpappeln das Bild. Wir haben erneut im dispersed camping im Wald an der Strasse übernachtet und sind dann der R9, welche erst 1930 fertiggestellt wurde, entlang durch den Nationalpark gefolgt und weiter Richtung Bryce Canyon National Park. Eine gute Erfahrung ist, speziell wenn man eben ohne irgend welche Annehmlichkeiten quasi "wild" übernachtet, dass man in allen Nationalparks Wasserbrunnen findet. Hier darf und soll man ganz offiziell seine Trinkflasche oder Wasserkanister abfüllen, denn das Wasser aus den Flüssen muss gefiltert werden. Auf diese Art kommen wir aber immer wieder zu Trinkwasser, welches den gekauften Wasservorrat ergänzt.

 

Boondocking oder eben das dispersed camping ist kostenlos und in National Forests unweit der offiziell ausgewiesenen Zeltplätzen gestattet, sofern man mindestens einen Abstand von 500 Metern zum nächsten ausgewiesenen Campingground hält und nicht ausdrückliche Verbotsschilder dies untersagen. Das selbe gilt auch für BLM (Bureau of Land Management) Gebiete. Natürlich sind solche Plätze für Wohnmobile grösser als Camper Vans oder Pick-ups bisweilen nur schwer oder gar nicht erreichbar, aber unser Bobilchen gehört definitiv in diese Kategorie. Zudem scheint ein Trend zum down-sizing zu bestehen, nicht nur bekommen wir viel "thump-up" und positive Bemerkungen zu unserem "cool rig", nein, auch ein Trend zu Klappdächern, Pop-ups und Dachzelten fällt auf. Aus Kostenüberlegungen eignen sich solche dispersed camping natürlich sehr gut, aber auch die State Parks oder National Forest Camps bieten in der Regel schönere Umgebungen und sauberere Sanitäranlagen als so mancher teurere Privatplatz. Der Nachteil ist natürlich die Abwesenheit von Duschen oder Stromanschluss, wobei wir ja dafür (zumindest für 1-2 Tage) gerüstet sind. Und öffentliche Duschanlagen gibt es teilweise auch an Truck Stops oder in einigen Nationalparks.

 

Via Utah 9 und 89 geht es zum Scenic Byway 12, einer All-American Road. Einige von Utahs grossartigsten Hochwüsten Landschaften liegen entlang dieser Strasse, welche in der Nähe der bleichorangen Sandsteinnadeln des Bryce Canyons beginnt und in den immensen Sandsteindomes des Capitol Reef National Park endet. Sie ist 124 Meilen lang und führt durch tiefe Täler, rote Steinlandschaften, urzeitliche Meeresbetten und alpinen Wald. Erst 1985 wurde diese Strasse geteert und dient heute noch als Zufahrt zu vielen schönen, aber kleinen Strassen ins Herzen eines der abgelegensten Gebiete der USA. Wir fuhren auf ihr via Red Canyon, einer märchenhaft brillant roten Kalksteinlandschaft, bis zum Bryce Canyon National Park. Der Bryce Canyon ist kein Canyon im eigentlichen Sinne, eher ein riesiges Amphitheater. Auf rund 2000 Metern über Meer zeigt sich Utah von seiner sanften, sonnenverwöhnten und fruchtbaren Seite. Hochebenen mit angenehmen Temperaturen. Fährt man kurz hinunter, ist der Temperaturanstieg gut fühlbar, doch der Bryce Canyon liegt wiederum auf einem Hochplateau. Das Dorf "Bryce Canyon City" ist nicht wirklich als solches zu bezeichnen und bietet nur die nötigste Infrastruktur, natürlich zu überhöhten Preisen. Einen guten halben Kilometer hinter dem RV Camp stehen schon einige Fahrzeuge im lichten Wald verteilt und da stellen auch wir uns hin. Es ist leicht bewölkt, dann ziehen die Wolken zu und es gibt einen ersten kurzen Schauer, danach ist es recht kalt und wir sind froh um die Kuscheldecke aus Ecuador.  

 

Am nächsten Morgen stehen wir sehr früh auf und sind zum Sonnenaufgang am Bryce Point. Poetry in Stone - die Hoodoos genannten Felsnadeln welche in einem Amphitheater angeordnet im Morgenlich rot zu schimmern beginnen und durch die starken Schatten unglaublich lebendig wirken, faszinieren. Man befindet sich auf über 2500 Metern und überblickt eine Märchenlandschaft, welche sich mit der Änderung des Lichtes stetig neu präsentiert. In der wärmenden Morgensonne finden wir dann ein ruhiges Bänkli mit Blick über diese faszinierende Landschaft und genossen unser Frühstück, beobachtet von allerliebsten Chipmunks (Streifenhörnchen). Später fuhren wir der Rim Strasse entlang bis zum Yovimpa Point. Der Blick von diesem höchsten Punkt über dem Dixie National Forest und dem Grand Staircase Escalante ist beeindruckend und eröffnet immer neue Einblicke in das vor einem geöffnete Buch der Geologie. Von den Pink Cliffs des Bryce über die verschiedenen Abbruchkanten bis zum roten Vermilion Cliff unweit des Grand Canyon.

 

Zurück im Visitor Center bekommen wir noch einen Parkplatz und nehmen von dort den gratis Shuttle Bus. Auf der Fahrt mit dem auch hier kommentierenden Buschauffeur sehen wir auch Präriehunde. Auf der anschliessenden Wanderung vom Sunset Point (Navajo Trail) via Peekaboo Loop und Queens Garden Trail zum Sunrise Point bekamen wir nicht nur immer wieder neue Eindrücke von der Märchenwelt der Gesteinsformationen, welche oft wie filigrane Türmchen eines Schlosses oder Buddhistischen Tempels wirkten, sondern erfreuten uns auch an den lieben Erdhörnchen und Streifenhörnchen. Auch die erste Sichtung eines Stellers Jay (blau schwarzer Häher) gefiel uns sehr, war dies schon der zweite fast ausschliesslich blaue Vogel den wir hier sahen.

 

Zurück im Visitor Center füllten wir all unsere Wasservorräte und geniessen eine Filmvorführung. So schön diese war, ich bin fast eingeschlafen, so müde war ich. Nichtsdestotrotz gingen wir nochmal zurück zum Platz mit den Präriehunden, welche da Männchen machten und Warnpfiffe abgaben, in Löchern verschwanden und ganz anderswo wieder auftauchten. Mit der Sonne gingen wir dann auch zu Bett.

 

Tags drauf ging es weiter der R12 entlang bis zum Abzweiger der Cottenwood Road. Eine andere Strasse wäre der Burr Trail, welcher ebenfalls durch einsame Gebiete führt (Boulder bis Bullfrog durch das Grand Staircase Escalante National Monument). Wir entschlossen uns für die Cottenwood Road, da sie über 46 Meilen und rund 2 Stunden durch wirklich schöne Landschaften führt, unbefestigt ist und abseits der üblichen Touristenrouten liegt. Sie führt von Cannonville durch das Kodachrome Basin bis in die Nähe des Lake Powell. Brav wie wir sind, haben wir uns in Cannonville im Touristoffice erkundigt, wie der Zustand der Strasse sei, da sie bei Starkregen oft unpassierbar ist. Nun, dort erzählte uns ein sehr besorgter Angestellter, dass eine 30% Chance besteht, dass wir heute ein Gewitter in der Gegend haben könnten und dann, ja dann kämen wir auch mit 4x4 nicht mehr weiter. Erst als ein weiterer Angestellter fragte, ob wir denn autonom wären und auch mal 2 Tage schlechtes Wetter aussitzen könnten, und wir dies bejahten, waren sie beruhigt, wir jedoch eher beunruhigt. Wie sich aber herausstellte, waren wir bei weitem nicht das einzige Auto, ja sogar mehrere 2x2 kamen uns entgegen und sogar ein Herr auf Liegevelo mit Hund und Anhänger, welcher wie ein Einmann-Zelt aufgebaut war. Eine schöne Strecke, aber in dem herrlichen Wetter definitiv keine 4x4 Piste. Wir nehmen einfach an, die im Infocenter dürfen keine andere Auskunft geben, denn falls uns was passiert wäre, wären die Rechtsanwälte in den USA wohl nicht weit... Am besten gefallen hat uns auf der Strecke der Grosvenor Arch, ein Felsbogen in der sonst trockenen Savannenlandschaft des Grand Staircase National Monument. Der Grosvenor Arch wurde 1947 durch die National Geograpic Society Expedition zu Ehren ihres Gründers (Dr. Gilbert Grosvenor) so benannt.

 

Nachdem wir wieder auf die R89 kamen, und uns somit wieder einige hundert Höhenmeter weiter unten befanden, war es nicht mehr weit bis zum Lake Powell, welcher irgendwie surreal wirkt, so eine blaue Fläche in der sonst trockenen Wüstenlandschaft. Noch bevor wir den See sahen, fielen uns die vielen RVs und Boat Storage Möglichkeiten auf, ebenfalls surreal in dieser trockenen Wüstenlandschaft. In Page wollten wir eigentlich nur das Notwendigste einkaufen, sowie ein Additiv für Bobilchen, und dann gleich weiter zum Horse Shoe Bend, doch dieser schien am Abend wegen eines Unfalles gesperrt und so verschoben wir die Besichtigung auf den nächsten Morgen. Bobilchen zumindest bekam sein Additiv, welches offensichtlich wichtig ist, da hier der Kraftstoff diese nicht beinhaltet. Auch etwas was wir nicht wussten, denn in der Schweiz sind solche Zusätze im Kraftstoff enthalten, genau wie Frostschutz im Winter automatisch zugemischt wird. Hier nicht, und so empfahl uns der Mechaniker im Fachhandel, doch alle 5000 Meilen so ein Fläschchen voll in den Tank zu füllen. So lernt man dazu.

 

Übernachtet haben wir oberhalb des Sees und vis à vis des Lone Rock. Unten am Seeufer standen allerlei RVs, doch weiter oben an der Sanddüne war genügend Platz für Privatsphäre und hinter einem der wenigen Büsche auch etwas Windschutz. Die angepriesene Dusche jedoch erwies sich als Freiluftdusche, eiskalt und nur in Badeanzug zu nutzen, so wie wir das vom Freibad her kennen. Auch eine neue Erfahrung für uns, aber erfrischend und wenigstens mal wieder frisch gewaschene Haare. Nach einer guten aber kurzen Nacht ging es dann noch vor Sonnenaufgang Richtung Page und noch ein paar Kilometer weiter zum Horse Shoe Bend.

 

Wir erleben wie die Sonne über der hufeisenförmigen Schlucht des Colorado River aufgeht und geniessen die frühe Morgenstimmung am Horse Shoe Bend, bevor wir uns zurück nach Page begeben, wo wir eigentlich einen Kaffee und Frühstück nehmen möchten. Aus uns unverständlichen Gründen hat aber kurz vor 7 Uhr nur der McDonald Drive Thru offen, und auch nach 7 Uhr öffnet weder das Taco Bell noch sonst einer der Fastfood Läden, die ihr angebliches Frühstück ab 7 Uhr anpreisen. Keiner da, nur ein Schild, dass sie Mitarbeiter suchen. Dabei wollten wir noch kurz E-Mails checken und dies ist am einfachsten in einem dieser Fastfood Läden möglich, haben wir doch auf den Campingplätzen und beim dispersed camping nie WLAN und nur selten Mobile Empfang. Während wir also vor dem Drive Thru unseren Kaffee aus Pappbechern schlürfen, fällt uns plötzlich auf, dass unsere Smartphones eine Uhrzeit kurz vor 7 Uhr anzeigen, wie soll das den gehen? Wir sitzen hier ja nun schon fast eine Stunde. Ohje, wir haben mal wieder eine Zeitzone bzw. Staatsgrenze überschritten. Der Lone Rock Camping liegt keine 20km von Page entfernt, aber noch in Utah, und Page schon wieder in Arizona. Neuer Staat, neue Zeit. Na da sind wir aber früh aufgestanden...

 

Entlang der Strasse zur Nordseite des Grand Canyon fällt uns auf, dass auch hier wieder kein Mobile Empfang besteht, dafür gibt es noch immer die Notrufsäulen an der Strasse. Auch fällt uns auf, dass oft abenteuerlich durchhängende Telefonkabel zwischen den Bäumen verlegt wird und in den Nationalparks werden noch Münztelefone zur Kommunikation mit der Aussenwelt angeboten. Entlang der Strasse gibt es hier viele Motorradfahrer ohne Helm oder Autos ohne bzw. nur mit Fantasiekontrollschilder. Ob das legal ist? Auf alle Fälle scheint hier in Arizona alles etwas legerer zu sein. Und plötzlich auf der Weiterfahrt zeigt das Navi eine neue Ankunftszeit an - was soll das den nun wieder? Auch hier ist die Zeitzone die Antwort, diesmal durqueren wir ein Indianerreservat und hier herrscht wieder eine andere Zeit, kaum aus dem Reservat raus, wieder die Arizona Zeit und alles ohne auch nur eine einzige Hinweistafel entlang der Strasse. Hier bekommen wir ja nur schon vom Fahren durch die Zeitzonen Jetleg...

 

Die Vermell Cliffs strahlen im starken Sonnenlicht rot, die Strasse windet sich unaufhörlich höher und obwohl es bei den gleichzeitig grossen Distanzen nicht auffällt, sind wir bald wieder 1000 Meter höher. Langsam beginnt sich die Landschaft zu ändern, es wird grüner und plötzlich tauchen Bäume auf. Bald darauf wird aus einem Baum ein ganzer Wald und Wiesen die an unsere Alpen erinnern prägen das Bild. Wir sehen Rehe weiden und biegen bald in eine Forststrasse des Kaibab National Forest ab. Dort finden wir ein gutes Plätzchen für eine Nacht dispersed camping und markieren die Stelle in Maps-me, um sie auch nach dem Eindunkeln wieder zu finden. Zudem lassen wir zwei billige Klappstühle und unseren 10 Liter Wassertank auf einem Stein bei einer bereits genutzten Feuerstelle, um so die Stelle als besetzt zu markieren (ist hier die gängige Art und Weise). Dann geht die Fahrt weiter Richtung Nationalpark Eingang, Nordseite Grand Canyon. Noch deutet nichts darauf hin, dass hier bald eine riesige Schlucht vor uns auftauchen sollte, wir fuhren durch schönen, dichten Wald. Ganz am Ende der Strasse parken wir bei der schönen, alten in Holz und Stein gehaltenen Lodge und queren deren Lobby mit Kamin und Piano. Doch dann stehen wir vor den riesigen Panoramafenstern und staunen nur noch - was für ein Blick, einfach grossartig. Auf dem kurzen aber schönen Weg zum Angel Point bleiben wir alle paar Schritte stehen, fasziniert vom Anblick dieser gewaltigen Schlucht. Pompös und von erschlagender Schönheit liegt sie da vor uns. Wir sehen quasi auf die Südseite hinunter, durch die gewaltigen Distanzen zur anderen Seite der Schlucht nimmt man das aber so gar nicht war. Und diesen gewaltigen Anblick teilt man mit relativ wenig Touristen, denn die meisten besuchen nur die Südkannte. Dennoch müsste man bis ein Jahr im voraus buchen, wollte man in der Lodge wohnen, wäre ja schön jetzt so ein Weinchen trinken und die Abenddämmerung von der Terrasse der Lodge aus zu beobachten. Auch könnte man von hier aus eine Tageswanderung machen, halb hinunter in den Canyon, bis Roaring Springs, aber wir folgen im Abendlicht dem Scenic Drive entlang zum Angels Window. Den Sonnenuntergang geniessen wir dann staunend vom Cape Royal her. Nebst ein paar Fotografen hat sich kaum jemand hierher verirrt und die Stimmung ist wirklich schön. Beeindruckend wie die untergehende Sonne alle Farben und Facetten des Canyons freilegt und dann die Schatten immer grösser werden lässt.

 

Wir fahren zurück, stellen unser Wägeli neben die bereitgelegten Stühle, klappen das Dach hoch und gehen hundemüde, aber mit tausend schönen Eindrücken eines tollen Tages zu Bett. Am nächsten Tag besuchen wir die Nordseite erneut, allerdings nicht zum Sonnenaufgang, wir schlafen aus. Von der Weiterfahrt zur Südseite aber ein andermal.