Pazifik & Berge

Wir fahren der Pazifikküste entlang nach Jaco. Dort suchen wir erst mal das Hotel, das wir gebucht haben, leider ist es auf unserer App falsch eingetragen und die Adresse ist sehr vage. Nachdem wir das Hotel gefunden haben, erklärte man uns, dass sie überbucht seien und daher unser Zimmer nicht wie gebucht zur Verfügung stehe, aber eine andere Kategoire. Als wir uns das allerdings angeschaut hatten, war klar, das es keine Alternative war, in dem kleinen Raum wären wir quasi gestapelt gewesen, hatten keine Küche und ausserdem roch es im Zimmer ziemlich muffelig. Unser gebuchtes Zimmer stehe nur für eine Nacht zur Verfügung. Das war uns dann aber auch recht, denn leider roch auch dies wie ein feuchter Keller und die Schimmelspuren waren sehr gut sichtbar. Diesmal war es somit genau umgekehrt wie in der Redewendung, denn hier gilt innen pfui und aussen hui. Der Garten des Hotels war wirklich schön, der Pool grosszügig und der schöne Strandabschnitt gleich hinter dem Hotel bot einen schönen Sonnenuntergang. Die Wellen waren für erfahrene Surfer perfekt, aber zum Baden ungeeignet. Wir bewunderten die Künste der Surfer, aber noch viel mehr die Künste der Surfer der Lüfte. Zu unserer Überraschung zog ein ganzer Schwarm von Aras über unsere Köpfe hinweg und setzte sich zu unserer Freude in die nahegelegenen Bäume, wo wir sie bewundern konnten. Am faszinierendsten aber ist es diese bunten Vögel im Flug zu erleben. Am kommenden Morgen standen Markus und ich früh auf und spazierten durch die Gartenanlage und entlang des Strandes auf Ausschau nach den Vögeln. Wir wurden prompt belohnt und konnten beobachten, wie sie ihre Lieblingsfrüchte assen und frecher Weise die leere Schale nach uns warfen. Die angepickten Früchte lagen überall herum. Irgendwann verzogen sie sich und wir gingen zum Frühschwimmen in den Pool von wo wir später wiederum einen vorbeiziehenden Schwarm beobachten konnten, Vögel die sich gegenseitig neckten und teils einen ganz schönen Krach vollführten. Aber auch andere Vögel besuchten den Garten am Morgen, sowie ein wirklich exotisch gefärbter Leguan.

 

In Dominical, einem kleinen Küstendorf, welches klar in nordamerikanischer Hand ist, hat Markus sich erst einmal bei einer nur englischsprachigen Coiffeuse (in einem spanisch sprechenden Land) die Haare schneiden lassen und wir andern erkundeten die Souvenirläden und kauften im Bio Laden Zutaten für Couscous Salat ein. Alles frisch, und zum Dessert noch viele Früchte, die Früchte sind hier sowieso der Hit. Pünktlich treffen wir dann vor dem Bioladen auf die Gastgeberin unserer über Airbnb gebuchten Unterkunft. Da diese etwas ausserhalb liegt, fährt sie vor und wir folgen. Schon nach kurzer Zeit biegen wir auf eine Erdstrasse ab, welche sich immer höher bergauf windet. Zum ersten Mal sind wir froh einen 4x4 zu haben und benötigten für die letzte Steigung alle Kraft des gemieteten Suzuki. Dann öffnet sich das elektrische Tor der kleinen Siedlung in welcher sich einige Amerikaner niedergelassen haben. Nach ein paar weiteren Abzweigungen kommen wir am Haus der vor 25 Jahren ausgewanderten Gastgeberin vorbei und danach führt sie uns hinunter auf eine ebene Fläche in einer Waldlichtung wo neben dem Pferdestall auch unser Bungalow im Polynesischen Stil stand. Polynesischer Stil bedeutet, dass das schräge, luftige Dach nicht mit den Zimmerwänden verbunden ist. Die offenen Stellen lassen eine angenehme Ventilation des grosszügig geschnittenen Hauses zu, leider sind die Mückengitter aber nicht mehr so dicht wie es wünschenswert wäre und so bekommen wir bald mit, dass wir noch so allerlei Mitbewohner haben, auf die wir gerne verzichtet hätten. Es beginnt damit, dass wir erst mal zwei stattliche Exemplare der Familie Arachniden aus dem Schlafzimmer, oder um es genauer zu nehmen, vom Kopfende des Bettes entfernen müssen. Ich decke die Dinger mit Frühstücksschüsseli bzw. Kochtopf zu und Markus hat dann später das Vergnügen diese Spinnen in die Freiheit zu entlassen. Später am Abend hüpft ein grosser Heugümper durchs Zimmer und auch die grosse Motte wurde eingefangen und wieder in die Freiheit entlassen. Auch erschreckten wir Mädels uns ab einer grossen Kröte, welche auf dem Dachbalken direkt über dem Esstisch sass und durch lautes Quaken auf sich aufmerksam machte. Man erwartet einfach keine Kröte direkt über dem Kopf in einem Haus und fragt sich, wie die da eigentlich hingekommen ist. Später ist sie ebenso wieder verschwunden, keiner wusste genau wohin. Die kleinen süssen Geckos sind ja prima Mücken und Krabbeltierchenfresser und ich mag ihren Laut, wenn sie so tick-tick schnalzten, aber ich brauch weder deren Exkremente auf meinem Kopfkissen, noch deren Futter in meinem Bett. Markus hat mich vor der kleinen Schabe "gerettet", aber ich hatte ab seiner Anweisung "bleib ruhig liegen" schon die Befürchtung, dass sich ein giftiges Tier unter die Bettdecke geschlichen hat. Ich hab ja gerne Tiere und finde es ungemein interessant diese in ihrer natürlichen Umgebung zu beobachten, aber meine Wohnung und im Speziellen mein Schlafzimmer zähle ich nicht zu ihrem, sondern meinem Lebensraum.  

 

Am kommenden Tag besuchen wir einen der beliebtesten Nationalparks von Costa Rica, nach rund einer Stunde Autofahrt erreichen wir Manuel Antonio. Wie wir leider bereits im Nationalpark Arenal feststellen mussten, sind die lieben Tiere äusserst geschickt getarnt und es ist als Laie nicht einfach diese zu entdecken. So entschliessen wir uns die Dienste eines Führers anzunehmen und uns einer Gruppe anzuschliessen. Beim Eingang des Parks wurde jeder von uns gefragt, ob wir Esswaren, im speziellen Chips dabei hätten. Wir verneinten, genau wie die Mexikanische Familie hinter uns. Schon einige Meter hinter dem Eingang begrüsste uns eine Familie Kapuzineräffchen (die wir natürlich auch ohne Führer gesehen hätten), rannte um uns herum, tollte durch die Äste und plötzlich, schwup, griff eines davon in die Umhängetasche der Mexikanischen Familie und deren kleines Mädchen begann zu weinen. Da sass nun der Affe oben im Geäst und öffnete genüsslich die Chipspackung, die Chips die für das Mädchen gedacht waren, die Chips, welche der Nationalpark explicit verbietet mitzubringen. Na prima. Die weiteren Sichtungen jedoch hätten wir ohne den Führer, bzw. weiteren Führern im Park wohl nicht entdeckt. So zeigte er uns zum Beispiel eine Raupe, welche sich exzellent als kleine Schlange tarnt, Leguane, welche mit ihrer Umgebung fast verschmelzen, Heuschrecken, die in einer Kolonie ein riesen Blatt verspeisen, Strassen von Blattschneiderameisen, eine Hammerkopf Eidechse, Kolibris und ein Aguti, aber auch Frösche und eine so genannte tent-building-bat, eine Fledermaus, welche sich in einem Blatt einrollt und daraus ein Zelt zum Schlafen baut. Ein Nasenbär huscht über den Weg und dann entdecken wir oben im Geäst ein Zweifingerfaultier. Diesmal sehen wir es nicht nur von hinten, sondern können auch knapp sein süsses, schlafendes Gesicht erkennen. Weiter dem Weg entlang entdecken wir auch zwei weitere Dreifingerfaultiere, eines davon wiederum ein Muttertier mit einem Kleinen, dass sich an ihren Bauch klammert. Jeannine ist ganz aus dem Häuschen, sie ist total verliebt in diese Tiere. Ich vergucke mich kurz darauf in die frechen Waschbären, die aber, wenn sie sich auf einen Ast zum Schlafen legen, auch überaus süss aussehen. Nach der Tour begeben wir uns noch zum Strand, für welchen der Nationalpark ebenfalls bekannt ist, ein richtiger tropischer Naturstrand wie man sich das vorstellt, mit klarem Wasser und ohne gefährliche Strömung, ideal zum Schwimmen. Auf dem Weg entdecken wir dank anderen Fotografen eine unglaublich gut getarnte Schlange, erst als sie sich bewegt, löst sie sich optisch vom Palmblatt und zeigt ihre unglaubliche Beweglichkeit. Am Strand patrouillieren grosse Leguane und in den Ästen entdecken wir einen schwarzen Affen mit stattlichem Gemächt. Wir rätseln, ob es nun ein Brüllaffe ist, oder allenfalls doch ein Spider Monkey, aber der gute schwarze Affe würdigt uns kaum eines Blickes und so lassen wir ihn in Frieden und machen uns auf den Rückweg. Auf der Rückfahrt halten wir nochmals für einen leckeren Fruchtsaft bei Traumaussicht über das Kap.

 

In dieser Nacht geht die Tierbesichtigung weiter. Jeannine tapst in der Nacht zur Toilette, öffnet den Deckel und sieht da wie sie ein Frosch anstarrt. Ziemlicher Schreck, wenn man so schlaftrunken mal muss. Kurze Zeit später war er aber wieder weg und zeigte sich erst am kommenden Abend wieder, diesmal friedlich seine Runden in der Schüssel drehend. Zum Glück war da mehr als eine Toilette und so liessen wir das Kerlchen weiter in seinem Refugium, wie das Tier da auch immer reingekommen sein mag. Den Tag über schwitzen wir ganz schön, da wir wegen eines Stromausfalles keine Ventilatoren mehr hatten. Offensichtlich kommt das in dieser Gegend häufiger vor. Nach einiger Zeit jedoch kommt der Strom wieder und wir können nun auch aus dem umzäunten Gelände fahren. Erst geben wir unsere Wäsche zur Reinigung und erkunden dann die umliegende Küste, finden aber keinen idealen Badestrand und entschliessen uns später einen Spaziergang auf dem Gelände zu unternehmen, da uns der Wasserfall unweit unseres Bungalow sehr empfohlen wurde. Doch als wir zurück kommen, stehen wir vor einem verschlossenen Tor, wieder kein Strom. Zum Glück gibt es eine altmodische Glocke die man laut läuten kann und so kommt auch gleich der nächstwohnende Nachbar vorbei und öffnet das Tor manuell. Wir fragen verwundert was denn nun los sei und er erklärt uns, dass eben ein Baum auf die Stromleitung gefallen sei, welche das Tor versorge. Offensichtlich das Normalste der Welt, die Regenzeit hätte begonnen und da komme sowas häufiger vor. Nun, geregnet hat es nicht und so erkunden Jeannine, Markus und ich den Weg zum Wasserfall und Adi ist der einzig Schlaue und setzt sich mit einem kühlen Bier unter den Ventilator. Wir anderen kommen enttäuscht und total verschwitzt von unserem Rundgang zurück, der Wasserfall hat wohl schon länger kein Wasser mehr gesehen, dafür haben wir Mädels mit unangenehm grossen Ameisen Bekanntschaft gemacht, welche uns juckende Souvenirs auf unseren Füssen hinterlassen haben. Wie es scheint ist dieses Haus ein wahres Paradies für alle möglichen Viecher und wir sind ehrlich froh, diese lebendige Unterkunft am kommenden Morgen zu verlassen.

 

Auf dem Weg zurück ins Hochland wollen wir noch das Privatreservat Cloudbridge im Nebelwald besuchen. Somit haben wir in Chimol auf rund 1300 MüM eine schöne Unterkunft gebucht. Wiederum ein Ferienhaus, von einem französischen Pärchen gebaut, welches hier langsam eine Existenz aufbaut. La Cima del Mundo heisst es. Wir wurden sehr freundlich begrüsst und zu unserer Freude übertraf das mit liebe gestaltete Holz/Adobe Haus unsere Erwartungen bei weitem. Angenehm mildes Klima, mit kühlen Nächten ohne Krabbelviecher. Einzig die Hauskatze beehrte uns. Kurz nach unserer Ankunft beginnt es zu regnen, aber wir geniessen die spezielle Stimmung auf der gedeckten Terrasse und als es wieder aufklart, schweben die Wolken über dem Nebelwald, Kolibris kommen und laben sich an den grossen Blüten während andere Vögel herumfliegen und in den unterschiedlichsten Tonlagen zwitschern. Der Ausblick auf die Nebelberge ist unglaublich schön. Eine äusserst friedliche Stimmung. Nach dem gemeinsamen Abendessen zünden wir sogar gerne das Holz im Kamin an, geniessen das wärmende Flammenspiel und ein gutes Glas Wein dazu. Die Kerzen flackern und wir geniessen alle diesen speziellen, und für ein tropisches Land eher ungewöhnlichen, Augenblick.

 

Am kommenden Tag geht es ins Naturreservat Cloudbridge, welches an den Hängen des höchsten Berges Costa Ricas "Chirripo" liegt. Am Eingang zahlen wir einen freiwilligen Betrag zum Unterhalt des Parks und erkunden danach den liebevoll angelegten Weg durch das vielfältige Grün des Nebelwaldes. Farne, Blumen (darunter auch Orchideen und Trompetenblumen) und Epiphyten faszinieren, doch wir hoffen auf die Sichtung eines Quetzals, eines wunderschönen Vogels, der in diesem Gebiet seine Heimat hat. Wir gehen bergauf und später entlang des Flusses und vorbei an einem Wasserfall zurück. Der Spaziergang ist wirklich schön, kaum andere Besucher unterwegs und wir lauschen den lustigen und schönen Vogelstimmen. Ob eine davon einem Quetzal gehört? Angestrengt schauen wir in die Bäume hoch, suchen mit dem Fernglas die Baumkronen und exponierten Äste ab, doch ohne Erfolg. Wir geniessen die Zeit in diesem Park trotzdem sehr, machen uns jedoch noch vor dem beginnenden Nachmittagsregen auf den Weg zurück. Auf der Rückfahrt halten wir an einem Haus, welches mit dem Schild "Queso Suizo" lockt. Jeannine und ich gehen der Sache auf den Grund und werden herzlich empfangen. Ja natürlich könne man hier Käse kaufen, erklärte uns Vater und Sohn auf Spanisch. Wir wurden in die kleine Käserei geführt, wo jede Menge Käselaibe reiften. Wir durften verschiedene Sorten kosten und entschlossen uns dann ein grosses Stück Kräuterkäse zu kaufen, der uns wirklich vorzüglich geschmeckt hat. Wie sich herausstellte, hat diese Familie das Käsern von einem Schweizer Fachmann gelernt, welcher hier lange Zeit gewohnt hat und noch immer mit ihnen in Kontakt steht. So durften sie schon mal nach Gruyere reisen und sind von der Schweiz und dem ihrer Meinung nach weltbesten Käse begeistert. Wir sind begeistert von dem leckeren Käse zum Apéro zurück auf der Terrasse unserer Unterkunft und geniessen einen schönen Sonnenuntergang und einige Stunden vor dem Kaminfeuer.

 

Am letzten Tag fahren wir via San Isidro de El General über den höchsten Pass in Costa Rica, gleichzeitig der höchste Strassenabschnitt der Panamerica in Zentralamerika. Auf 3330 MüM steigen wir kurz aus, bevor es zurück in die Hauptstadt geht, wo wir unseren Mietwagen wieder abgeben und mit einem Taxi in unser modernes Hostal fahren. Dieses Hostal ist nicht nur sehr schön und ansprechend eingerichtet (selbst die Schlafsäle bieten Privatsphäre, da hier das Konzept von Kapselhotels angewendet wird) sondern bietet auch einen Billardtisch und Jöggelikasten, welche wir gerne nutzen. Auf ihrer gedeckten Terrasse, welche hinaus in den Garten mit Minipool führt, geniessen wir einen letzten Fruchtsaft in der Vierergruppe. Fauna Luxury Hostel heisst das gute Stück und wir bewohnen ein grosses 4-er Zimmer mit jede Menge Platz und zwei Doppelbetten, auch hier wieder zu einem Spezialpreis via Buchungsplattform. So ist die 15-minütige Taxifahrt am nächsten Tag um 5 Uhr früh zum Flughafen quasi geschenkt. Für uns geht es mit Delta nach Los Angeles, wo wir Bobilchen wieder sehen werden, und für Jeannine und Adi geht es mit dem Bus weiter nach Nicaragua.

 

Die zweieinhalb Wochen mit Jeannine und Adi im kleinen, schönen und extrem vielseitigen Land Costa Rica sind wie im Fluge vergangen. Wir haben gemeinsam viel gesehen und erlebt, gelacht und gut gekocht. Es war eine tolle Zeit zu Viert und wie ein Urlaub vom Reisen, denn Adi war ein exzellenter Fahrer und die Unterkünfte waren mit wenigen Ausnahmen wirklich schön und perfekt um eine entspannte Erkundung des Landes zu gewährleisten. Pura Vida mit guten Freunden - Danke für die gute Zeit.