Karibikküste

Nach einer ersten Nacht im einfachen Bungalow bei Roland "Casita Rolando", einem vor über 30 Jahren ausgewanderten Schweizer, genossen wir zusammen mit Jeannine und Adi ein leckeres Frühstück auf unserer kleinen, gedeckten Terrasse und besprachen unsere Pläne für die kommenden Tage an der Karibikküste. Wie wir später erneut feststellen durften, ist es in Costa Rica (wie schon vorab in Südamerika) kein grösseres Problem, das Zimmer oder Bungalow zu verlängern, wenn die Verfügbarkeit gegeben ist, in der Regel kommt man dann sogar noch billiger als beim Spezialangebot auf der Buchungsplattform, da einem die Buchungsgebühr, welche nun entfällt, quasi vom Hotelbesitzer geschenkt wird. So hatten wir hier nun volle drei Tage Zeit die Küste bei Puerto Viejo de Talamanca zu erkunden. Jeannine und Adi sind von Panama her der Küste entlang eingereist und schwärmten von Bocas del Toro, der Inselwelt vor der Karibikküste Panamas und ihrer Unterkunft auf Stelzen über dem Wasser. Jeannine berichtete begeistert von der Sichtung eines Faultieres und auch wir hoffen auf eine solche während unserer Zeit in Costa Rica. 

 

Offensichtlich hat aber die Regenzeit hier an der Küste begonnen, früher als sonst, wie uns der Bungalow Besitzer später erklärt, als wir ihm davon berichten, dass es in der Nacht reingeregnet hätte. Er nahm sich der Sache gleich an und in der zweiten Nacht brauchten wir keine Spaghetti Pfanne mehr neben das Bett zu stellen. Die ersten Stunden betrachteten wir die Regentropfen, plauderten, entdeckten immer wieder neue Tiere im tropischen Garten ums Haus herum: der Hauskrebs, Geckos, Echsen, Vögel und sogar Eichhörnchen. Die Hauskatze und der Haushund kamen auch zu Besuch und holten sich ihre Streicheleinheiten ab, aber leider traf ich drinnen im Bad auf ein wirklich ausserordentlich grosses Exemplar einer schillernden Schabe. Echt nicht mein Ding, und ich versuchte den Gedanken beiseite zu schieben: wo Du eine siehst sind sicher 10 weitere versteckt. Markus erwies sich dann als Ritter in glänzender Rüstung und entfernte das Tierchen aus dem Haus, vielleicht hat es ja der Hauskrebs vor der Terrasse zum Lunch verspeist. Alsbald hörte es auf zu regnen und die ersten Sonnenstrahlen lockten uns unter unserer gedeckten Terrasse hervor. Wir packten die Badehose ein und machten uns zu Fuss auf zum Strand. Ein touristisches aber dennoch nettes Dörfchen wie wir fanden, bunte Tücher, Hippie Style und allerlei Kunterbuntes wird da angeboten, aber alle sind freundlich und zum Glück unaufdringlich. Und noch eine super Erkenntnis: In Costa Rica gibt es keine lästigen Strandverkäufer, das ist per Gesetz verboten. So spazierten wir durch den dichten Baumbestand entlang der Küste (in einem knorrigen Baum war zu unserem Erstaunen ein Münztelefon verwachsen) bis zum feinsandigen, weissen Strand namens Cocles Beach. In diesem Surfers Paradise übten schon einige auf ihren Brettern in den Wellen. Die Luft war schwül warm und auch ohne Sonnenschein genossen wir die Abkühlung in den Wellen. Weit raus schwimmen getrauten wir uns nicht, die Wellen und Strömung war nicht ohne, aber dennoch genossen wir das Spiel mit und in den Wellen. Was sein muss, muss sein, wenn schon kein Schneemann, so dachte sich Adi, dann halt einen Sandmann. Beim Sandburgen bauen unterstützte ich ihn dann tatkräftig. Jeannine und Markus genossen derweil einfach die Sicht auf die Brandung - ein gelungener Nachmittag am Strand. Auf dem Spaziergang zurück hörten wir erst, und sahen dann die Brüllaffen weit oben in den Baumwipfeln. Ja, wir sind in der Karibik, und um dies zu unterstreichen, bestellten wir uns in der Strandbar zurück im Ort einen leckeren bunten Cocktail und genossen den Sonnenuntergang, welcher alles in ein schon kitschig wirkendes Rosa tauchte. Auf dem Heimweg probierten Markus und ich noch Spiesschen vom Strassengrill, die gehauchten "wanna have a smoke" Anfragen einiger in eine auffällige Duftwolke umhüllten Rasta Männer lehnten wir indes freundlich ab. Ganz abgesehen davon, dass wir auch so glückliche Karibikbesucher waren, wären die ausgesetzten Strafen für Ausländer unangenehm hoch.

 

Am zweiten Tag regnete es und wollte auch nicht mehr aufhören. Das Dach blieb dicht, aber die Terrasse war schon fast überschwemmt, da das Wasser nicht mehr aus dem Garten ablief. Selbst der Hauskrebs blubberte nur noch so vor sich hin. Die Mücken hielten sich in Grenzen (bzw. lassen sich mit Anti-Brum auf Abstand halten) und wir genossen den Tag trotz Regen: lesen in der Hängematte, schreiben, Fotos sortieren, plaudern, kochen und vor sich hindösen, dazwischen immer mal wieder ein Schnitz einer frischen Frucht in den Mund schieben. Im Verlaufe des späteren Nachmittages klarte es auf und wir erkundeten den schwarzen Strand "Playa Negra" auf der anderen Seite des Dörfchens. Ein spezieller Anblick, wie sich da die Sonne in dem nassen schwarzen Sand spiegelt, aber dennoch nicht ganz das Bild vom Karibischen Beach, das man so im Kopf hat.

 

Das Idealbild des Karibikstrandes haben wir dann aber am dritten Tag gefunden. Schon am Morgen lachte die Sonne und so sind wir gleich nach dem Frühstück zur Fahrrad Verleihstation. Die Fahrt auf dem 1-Gang Fahrrad war unerwartet gemütlicher als gedacht, ging ja auch hauptsächlich gerade aus und es war kein Gegenwind, sondern ein angenehm frischer Fahrtwind der uns da ins Gesicht blies. So ging es der Küste entlang bis nach Manzanillo, wo die Strasse endet, 13 schöne Kilometer und wieder zurück. Kaum Verkehr, kein Gehupte oder Gedränge und alle fuhren langsam und rücksichtsvoll, es war ruhig und schon fast idyllisch. Auf dem Rückweg erkundeten wir die verschiedenen Buchten entlang der Küste. Eindeutig am besten hat uns Playa Grande / Arrecife - Punta Uva gefallen. Ein war gewordener Strand Traum. Klares, recht ruhiges Wasser (dank vorgelagertem Riff, an welchem sich die Wellen brechen), weisser feinsandiger Sand und ein Saum von Palmen am Strand, wie aus dem Reisekatalog. Nur wenige Touristen, keine Verbauung, lästigen Strandverkäufer oder plärrende Musik, einfach friedlich und wunderschön. Die Fahrräder an eine Palme gelehnt, genossen wir den perfekten Augenblick in und an der Karibik.

 

In Playa Chiquita gab es nochmals einen leckeren Fruchtsaft für alle und dann ging es zum Abendessen zurück in unser Bungalow. Schon am nächsten Morgen um 7:30 ging unser Bus zurück ins Hochland nach San José, wo wir ein Auto angemietet hatten, um zu viert die anderen Gegenden des Landes zu erkunden.