Karibik Küste

Je östlicher und näher an Venezuela, umso eher wird es Niemandsland, bzw. Wayuu Land. Dieses Volk verwaltet das Gebiet autonom, sehen sich weder als Venezolaner noch Kolumbianer. Sie sind in Familienverbänden organisiert und leben nach ihren ganz eigenen Gesetzen. In dieses Gebiet sollte man nicht ohne lokale Begleitung reisen. Die Traumstrände von Palamino hingegen locken mit Kokospalmen und feinsandigem weissen Strand. Mangrovensümpfe begrenzen die Buchten und viele Flüsse Kolumbiens haben hier ihr Mündungsgebiet. Auch Gasa Grande, gleich östlich und ausserhalb des National Parks Tayrona ist laut Anne und Bob wirklich schön und bietet einen guten Campingplatz direkt am Meer. Ich schlage vor dorthin zu fahren, doch nun sind wir zurück von den Ausläufern der Sierra Nevada und quartieren uns wiederum in Taganga ein. Markus hat irgendwie endgültig genug vom Fahren in Kolumbien, und ich ebenso wenig Lust damit anzufangen. Dafür geniessen wir unser schönes Studio oberhalb des Dorfes, Yoga und Morgenschwimmen, Abkühlen im Pool und Sonnenterrasse.

 

Wir treffen Jeannine und Adi unten im Dorf. Sie sind am späten Abend des Vortages angereist. Taganga befindet sich auf der anderen Seite des kakteenbewachsenen, staubigen Felskaps nordöstlich der Strandzunge von Santa Marta. Hier erstreckt sich die hufeisenförmige, geschützte Bucht des 3000 Seelen Fischerdorfes. Wir lassen den kokospalmengesäumten und von Fischabfällen, zerrissenen Netzen und Zivilisationsmüll buntscheckigen Sandstrand voller Fischerboote links liegen und gehen der staubigen, improvisierten Strandpromenade entlang bis zum Trampelpfad, welcher  in die nächste Bucht führt. Unter den Palmen befinden sich dicht an dicht Bambusbuden, die als Bar, Disco oder Restaurant dienen. Emsige Strassenverkäufer bieten selbst hergestellte Armbänder und sonstigen Krimskrams feil. Die Atmosphäre nach Ostern ist relaxter, es riecht jedoch nach Rum, Tabak und Marihuana. Mit dem Boot oder zu Fuss über eine weitere Felsennase gelangt man in die nördliche Standbucht Playa Grande, welche etwas gepflegter aber nicht weniger touristisch wirkt. Hier kann man unter Palmunterständen frischen gegrillten Fisch kaufen oder sich wie in Rimini einen Liegestuhl in erster, zweiter oder dritter Reihe mieten... wir entscheiden uns, dem Trampelpfad weiter zu folgen und finden tatsächlich eine schöne kleine Steinbucht, mit improvisiertem Restaurant / Fischerbude unter dessen Dach ein älterer Herr ein Nickerchen in einer Hängematte macht. Wir sind alleine und Jeannine und ich geniessen die Abkühlung im klaren, ruhigen Wasser. Unsere Herren bekommen vom älteren Herrn, der inzwischen aufgewacht ist, ein lauwarmes Bier serviert und geniessen die Sicht über die Bucht vom Schatten der Hütte aus. Später am Nachmittag gehen wir in unsere Unterkunft zurück und wir können die zwei auf unserer Terrasse mit feien Spaghetti bewirten (diesmal wollen wir kein Risiko eingehen und kaufen die teureren Barilla), eine kleine Vorspeise und Früchte und Kaffee zum Dessert gehören natürlich auch dazu. Wir tauschen uns über Kolumbien aus, schmieden Pläne für unsere gemeinsame Reise durch Panama und Costa Rica und besprechen den Tagesausflug in den Tayrona Nationalpark.

 

Nordöstlich von Taganga erstreckt sich bis zur Mündung des Rio Piedras der Parque Nacional Tayrona. Eine türkisfarbene Korallensee brandet an feinsandige Palmenstrände und abgerundete Monolithe, die vor Urzeiten die Hänge der dschungelbedeckten Sierra Nevada de Santa Marta herabgerollt zu sein scheinen. Pelikane schnellen im Sturzflug ins Wasser, Iguanas sonnen sich auf bizarren Felsnasen. Affen schwingen im Geäst, Schlangen zischeln durchs Unterholz. Wir sehen auch Fregattvögel, Krebse, Eidechsen, Kolonnen von Blattschneidermeisen, bunte Vögel, einen Kaiman und zu unserem Erstaunen sogar ein Aguti (eine Art riesiges, schlankes Meerschweinchen). Diese Küste, einst Heimat der Tairona Indianer, ist heute ein 120km2 grosses Naturschutzgebiet und wurde 1969 gegründet. Es ist nicht nur das älteste und beliebteste Naturschutzgebiet, sondern auch eines der teuersten und leider an sich in privater Hand und Vetternwirtschaft sowie Korruption machen angeblich auch hier nicht halt. Wir fuhren per Bus zum Hauptzugang des Parks in El Zaino und von dort per Shuttle zum Infozentrum an der Küste. Dort befindet sich ein kilometerlanger, wilder Naturstrand, an den nachts Meeresschildkröten zur Eiablage kommen. Wir machen erst eine kleine Wanderung durch den dichten Küstendschungel zu einem wirklich schönen Aussichtspunkt auf einer Küstennase oberhalb dieses Strandes und wenden uns dann dem Playa Canaveral zu, dem wir eine ganze Weile folgen. Dann tauchen beim Felsübergang zur nächsten Bucht die Bungalow der Ecohab Anlage auf, eine wirklich harmonisch in die schöne Umgebung eingefügte Anlage, die über eine kleine Bucht verfügt, an welcher man sogar baden kann. An den meisten Stränden ist das Baden wegen starken Strömungen untersagt. Dort allerdings mussten wir zurück auf den rege begangenen Wanderweg Richtung Cabo San Juan. Man läuft durch einen schönen Küstenwald, welcher immer wieder Ausblicke aufs Meer freigibt, und geht durch Mangrovenwälder, wo es auch Kaimane gibt. Nach rund einer Stunde erreicht man La Arenilla, wo es nebst einem Camping auch ein Restaurant mit feinen Fruchtsäften gibt. Es ist heiss und extrem feucht, wir schwitzten alle wie verrückt und geniessen umso mehr das Baden am Strand von La Piscina, eine stille, weil von Riffen eingeschlossene und tiefe Bucht. Herrlich klares Wasser. Hier verweilten wir und entschieden, dass wir lieber zurück gehen und nicht via Cabo San Juan zum Pueblito Chairama weitergehen. Das Pueblito Chairama ist eine Ruinenstradt der Tairona Indianer, wobei noch heute einige Kogui Indianer dort leben und diesen Ort als heilige Stätte werten, bzw. ihre jährlichen Feierlichkeiten dort abhalten (in dieser Zeit wird der Park "zur Erholung der Natur" auch geschlossen). Diese Indigene haben wir aber auch in Strandnähe gesehen, langhaarig und weiss gekleidet. Eine ganze Gruppe inklusive Kinder liess sich mit einem wie ein Militärangehöriger gekleideten Parkwächter fotografieren und die Gruppe inklusive Hund kamen mir dabei extrem nahe. Dies hätte ja an sich nicht gestört, doch ich war eben dabei unter meinem Badetuch mein Bikini auszuziehen und dies muss gemäss meinen lieben Kameraden ein urkomisches Bild abgegeben habe, vor allem, als der Hund auch noch genau schauen wollte, was ich denn hier genau mache. Wir hatten ohnehin gut zu Lachen an dem Nachmittag.

 

Am letzten Tag mussten wir am Morgen Büro machen, Formulare für die Verschiffung nach USA ausfüllen. Keine Ahnung wie viele Stunden wir schon investiert haben... 10 sind es sicher schon. Später am Tag treffen wir uns für ein spätes Mittagessen im Babaganoush. Ein wirklich gutes Restaurant mit anständigen Preisen, leckerem Fruchtsaft und herrlicher Lage unter einer lauschigen Terrasse über einer Tauchschule, weg vom Trubel und mit Blick über die Bucht. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen in Panama, die Schifffahrt via San Blas Inseln haben wir schon mal gestrichen, wegen stürmischer See und der kleinen Verspätung unseres Cargo Schiffes, mit welchem unser Bobilchen nach USA reisen soll. Wir geniessen den Sonnenuntergang bei den Fischerbooten am Strand und verabschieden uns herzlich.