Friedliches Städtchen und Service für Bobil

Von Puerto Varas fahren wir rund 25 Minuten über die Autobahn bis Puerto Montt, dem grössten Ort der Region und gleichzeitig wichtigsten Hafen an der hiesigen Küste. So schnell also geht es vom Innlandsee zum Meer. Die Stadt selbst jedoch ist nix schönes, Puerto Varas macht eindeutig den besseren Eindruck und wir sind froh, dass wir uns für unseren Aufenthalt Puerto Varas ausgesucht haben.

 

In Puerto Montt fahren wir in das Quartier der Autowerkstätten, laut unseren Angaben müsste es hier irgendwo einen sehr zuverlässigen Mechaniker geben, der sich speziell bei älteren Modellen von Landrover und Landcruiser auskennt. Blöderweise ist dieser aber nicht zu erreichen und seine Werkstatt geschlossen. So suchen wir erst mal unsere neue Batterie und werden alsbald fündig im TB Todo Baterias (Avenida PTF Ibanez 1069). Hier bekommen wir eine Fachberatung und kaufen uns eine kleine (damit sie an den vorgesehenen Platz passt) aber resistente und für die Nutzung als Verbraucherbatterie geeignete Optima Gelb. Preislich etwa gleich teuer wie in der Schweiz, hoffen wir, dass sie uns in den nächsten Monaten gute Dienste leistet. Gleich nebenan machen sie ohne Vormeldung Ölwechsel. Sie haben dort eine Unmenge von verschiedenen Ölen und Ölfilter und so war denn auch für unser Bobil das Richtige dabei. Wir konnten zuschauen (sieht man ja auch nicht alle Tage) und danach erkundigten wir uns, wo wir allenfalls noch etwas Fett auf die Kardanwelle bekommen könnten. Im Neuma Servi an der Equador 1069 konnten wir einfach vorfahren und schon war Bobilchen auf dem Service Lift. Erst schauten sich zwei Mechaniker und ein Lehrling das liebe Wägelchen von unten an, befanden alles für „in gutem Zustand“ und fetteten anschliessend die Kardanwelle, Blattfedern und sonstige Kleinteile und empfahlen noch eine Adjustierung des Spiels im rechten Vorderrad, was wir gleich machen liessen. Das alles kostete dann wieder recht weinig, wenn ich vergleiche, was man für das Wechseln eines Scheibenwischerblatts in der Schweiz in einer Werkstatt zahlt.

 

Das wichtigste aber: unserem Wägeli geht es gut und so genossen wir anschliessend einen Tag für uns in Puerto Varas: Colihuachos freie Zeit, Spaziergang entlang der schönen Strandpromenade, nettes Terrassen Café (Strudel & Kuchen sind hier Spanische Worte und verweisen auf die Geschichte der Deutschen Einwanderer) und im Hintergrund über dem schönen runden Kratersee das Panorama von drei schneebedeckten Vulkanen.

 

Weiterfahrt entlang der Chilenischen Seenroute, doch wir meiden den Nationalpark Vicente Perez Rosales und seine Wanderwege, da uns die lieben Colihuachos wieder begegnen, kaum sind wir aus dem Städtchen heraus. Allerdings sind wir jetzt so hell als möglich angezogen und bemühen uns die Viecher zu ignorieren. Auf 1200 Meter, am Fusse des Kragens aus Eis und Schnee des Vulkan Osorno, einem 2660 Meter hohen Vulkan, der wie ein Bilderbuchvulkan kegelförmig über dem See thront, gelingt uns dies ganz gut und wir können die Rundsicht bei einem Picknick geniessen.

 

Auch anschliessend übt sich Markus in der Handbewegung „weiche von mir“, langsam und bedächtig ausgeführt, können wir so das Eis essen, welches wir uns vorhin an einem Strandkiosk gekauft haben. Einige Familien liegen am schwarzen Sandstand, andere baden in den vom Wind aufgetürmten Wellen des Sees. Bei 20 Grad und einem kühlen Wind haben wir keine Lust zu baden, auch die Eisverkäufern zieht den Reissverschluss der Daunenjacke bis unter das Kinn und meint, es sei im Sommer auch schon wärmer gewesen.

 

Wir finden einen netten Camping mit windgeschützter, flacher Bucht am See Puyehue und kaum Colihuachos. So können wir nach einem kurzen Bad im See auch das Ratatouille im Reisring im Freien geniessen. Die nächste Zeit gondeln wir im Bobilchen durch eine Mischung aus Süddeutschland, Bodensee, Zürcher Weinland und Thur Allmend, nur dass die kegelförmigen Silhouetten von schneebedeckten Vulkanen im Hintergrund nicht ins Bild passen. Radwege, Mountainbike Fahrer, Hortensienbüsche, gepflegte Cabannas und Wohnhäuser, Seebäder, Segel- Motorböötli auf dem See und Schlauchboote auf den Flüssen. Ab und an ein paar Trötenvögel (wir wissen noch immer nicht wie die richtig heissen) über den frisch gemähten Wiesen, Heuballen und Sommerferien Feeling der Kindheit. Kein Wunder kommen die Chilenen gerne in diese Bilderbuchlandschaft für Ihren Jahresurlaub.

 

Unsere Route führt uns zurück zur Küste und bei Niebla und finden einen kleinen, verschlafenen Camping im weniger überlaufenen Nachbarort Los Molinos. Der Ort selbst spricht uns nicht an, er wirkt irgendwie ärmlich und hat wohl auch schon bessere Zeiten gesehen, doch das Spargelrisotto mit einem Fläschchen Torontes mit Aussicht über die Bucht schmeckt gut und wir sind froh, nun endlich das Gebiet der Colihuachos hinter uns zu haben.