Tögliche Routine im Bobil

Der eine oder andere wird sich schon gefragt haben was wir denn so den ganzen Tag machen, nun die Antwort: wir sind unterwegs :-)

 

Wir werden mehr oder weniger mit der Sonne wach (je nach dem in welchem Breitengrad wir uns grad befinden), drehen uns noch ein paar mal um, und machen auf engstem Raum ein paar Dehn und Streckübungen. Wir schlafen gut auf unseren Therm-a-Rest Mätteli und der Schlafsack wird je nach Temperatur als Schlafsack genutzt, wo nur grad noch die Wollmütze oben rausschaut, oder eben als Bettdecke. Meist ist Markus der erste, der aufsteht und je nach Wetter macht er gleich einen Spaziergang ums Auto, schaut bei Bobilchen unter die Motorhaube und beginnt hinten beim Wassertank mit der Katzenwäsche. Ich schüttle die Betten aus und klappe diese danach hoch, so dass wir mehr an Höhe gewinnen im Bobilchen, dann bin auch ich mit Katzenwäsche dran, was, aus welchen Gründen auch immer, doppelt so lange dauert wie bei Markus. Mag daran liegen, dass ich meist noch Gesichtscreme oder zumindest Sonnencreme auftrage, aber hej, schliesslich war ich ja auch jahrelang in einer Kosmetikfirma tätig ;-)

 

Frühstück gibt es je nach Witterung drinnen oder draussen, wenn es nicht ein ausgedehntes Frühstück bei Sonnenschein ist (dann gerne mit Omelette oder Rührei), dann giessen wir uns Instant Kaffee bzw. Tee aus der Thermoskanne an, essen ein paar Brotscheiben mit Butter und Dulce de Leche (der südamerikanische Nutella Ersatz), trinken Saft und essen Cornflakes mit Milch und/oder Joghurt. Also eher ausgiebig, so können wir dann auch meist aufs Mittagessen verzichten, oder nur eine Kleinigkeit schnabulieren. Danach wird abgewaschen, heisst, Sandblechklapptisch runter klappen, Faltschüssel aufgeklappt und mit möglichst wenig Seife und kaltem Wasser abwaschen, wenn noch restliches heisses Wasser in der Thermoskanne ist, kann auch noch heiss nachgespült werden, dann abtrocken und alles am exakt abgemessenen Plätzchen wieder versorgen. Ja, man muss Ordnung halten auf den 5qm sonst wird's schnell chaotisch, viel Platz ist da nicht für all die Dinge und jedes Dingelchen hat so sein eigenes Plätzchen...

 

Brauchwasser und Abwasser? Nun, da wir keinen richtigen Wassertank haben, füllen wir unsern Aussen- (20L) und Innenkanister (5L) so oft als möglich mit Brauchwasser (Wasserhahn, Gartenschlauch oder Flusswasser) nach, zusätzlich führen wir maximal 24L Trinkwasser mit. Abwasser (Abwaschen, Kochen und Körperpflege) entsorgen wir grundsätzlich mit gutem Abstand zu Gewässern. Und ja, wir führen auch ein Scheufelchen mit, um unsere Hinterlassenschaft zu vergraben, Papier wird entweder verbrannt oder falls nicht möglich, in einem kleinen Säckli mitgenommen und später mit dem Müllsäcklein in einem Container entsorgt. Kein schönes Thema, aber auch hier: Ordnung muss sein und schliesslich wollen wir so wenig als möglich in die Natur eingreifen, sozusagen nichts als unsere Fussspuren hinterlassen. Die Herumfahrerei mit Bobilchen ist ja schon heftig genug, unser liebes Zuhause auf vier Rädern trinkt gern und gut 12-15L pro 100km und hat noch nicht mal einen Dieselpartikelfilter...

 

Wenn alles zusammengeräumt und das Dach eingeklappt ist, wird nochmals kurz der ungefähre Plan und die Navigation für den Tag besprochen, danach sind wir wieder "on the road". Einer fährt, der andere liest (sofern das die Qualität der Strasse zulässt) oder liest vor, wir lassen die Landschaft an uns vorbeiziehen, oder halten an wo es uns gefällt bzw. wenn ich mal wieder rufe: wäre das nicht ein schönes Fotomotiv? Wir fahren nicht schnell, auf schlechten Nebenstrassen manchmal nur 40km/h, auf Hauptstrassen in der Regel 80km/h. Das ist ausreichend, und ausserdem sieht man so viel mehr. Wir unterhalten uns über die Landschaft oder was uns eben so durch den Kopf geht, wir reden manchmal von Vergangenem (Joballtag und damit verbundene Animositäten rücken immer mehr in den Hintergrund), manchmal von der Zukunft aber in der Regel sind wir im Hier und Jetzt. Manchmal geniessen wir die Landschaft auch einfach schweigend oder hören etwas Musik. Oder wir kommen irgendwo an, wo es was zu besichtigen gibt, dann freuen wir uns beide über Bewegung. Irgendwie bekommen wir davon zu wenig, auch wenn wir uns vorgenommen haben, täglich eine Sporteinheit zu machen, so hat Markus hier weder Lust joggen zu gehen noch Kraftübungen zu machen und ich vernachlässige meine Jogaübungen ebenfalls regelmässig, so dass sie oft auf ein paar Dehnübungen vor dem Losfahren am Morgen reduziert werden. Tja, es ist wie mit den Neujahrsvorsätzen...

 

Mittagspause ist da, wo wir Hunger bekommen und idealerweise unser Sandblechklapptisch runterklappen können. Dann gibt es Mittagsbuffet am Stehtisch... oder einfach ausgedrückt: Ein belegtes Brötchen, wenn möglich etwas Gemüse und Obst dazu. Je nach Tagesetappe kommen wir zu unterschiedlicher Zeit an unserem Übernachtungsplätzchen an, wo das genau ist, wird meist kurzfristig entschieden. Wir schauen am Vorabend im I-Overlander mögliche Übernachtungsplätze an, steuern diese teilweise an, oder finden auch mal ein eigenes Plätzchen. Wenn möglich und sicher, übernachten wir gerne frei, irgendwo an einem sichtgeschützten, ruhigen Plätzchen. Es kann aber auch mal der Fernfahrerparkplatz hinter einer Tankstelle sein, ein offizieller Campingplatz oder ein Hostel mit gesichertem Parkplatz.

 

Je nach Zeit und Gegebenheit, wird als erstes eine etwas ausnivellierte, windgeschützte Stelle gesucht und das Klappdach mit Nase in den Wind aufgestellt. Ist das Wetter freundlich genug, so dass man "die Terrasse nutzen kann", dann packen wir auch die Klappstühle und das Klapptischchen aus, ansonsten verbleiben wir in "unseren 4 Wänden". Als nächstes wird hinten kurz rausgefegt (mit der Bodenbürste) und in ganz kalten Gegenden "der Teppich verlegt" (Isomatte auf den gefegten Boden gelegt). Dann gibt es je nach Lust und Laune einen heissen Tee oder ein Bierchen. Etwas lesen und den "Feierabend" geniessen, sich austauschen über den Tag oder auch nur in vertrauter Zweisamkeit schweigen und in die Landschaft blicken. Wenn uns dann danach ist, wird Abendessen gekocht, ob das nun eine Suppe oder eine volle Mahlzeit ist, hängt vom Hunger ab. Auf alle Fälle wird heisses Wasser gemacht und in die Thermosflaschen gefüllt, so dass wir für einen weiteren Tee/Kaffee (manchmal mit Schuss) am späteren Abend sowie fürs Frühstück wieder heisses Wasser haben.

 

Thema Kochen und Gas. Kochen tun wir wenn möglich draussen, Suppe, Pasta oder heisses Wasser machen wir bei schlechtem Wetter auch mal drinnen. Mit der Fehlinformation, dass sich hier in Südamerika die 3L Gasflaschen (welche auch in den Haushalten gebraucht werden) sehr ähnlich sind und somit in allen Ländern gut nachfüllbar, haben wir in Montevideo eine Gasflasche gekauft und einen passenden Adapter machen lassen, so dass wir unseren 2-Flammer Herd gut nutzen können. Natürlich haben wir auch Depot bezahlt für die Flasche und wenn wir diese wieder abgeben, sollten wir das auch zurückbekommen (natürlich nur in Uruguay, nicht sonst wo), aber wir wollten nun ja unsere Gasflasche neu befüllen lassen. Seit Anfang November leistete uns diese Flasche und ihr Inhalt gute Dienste, doch langsam geht das Gas zu ende und leider stellen wir fest, das diese weder in Argentinien noch in Chile zu befüllen ist. Für Wohnmobiltanks haben viele Gasstationen sogenannte US Adapter, aber mit unserer uruguayischen Flasche können die hier nichts anfangen, und natürlich wird diese auch nicht eingetauscht, ausserdem würde dann wiederum unser Herd nicht daran anschliessbar sein. Verflixtes Kreuz! Nun haben wir für uns folgende Lösung gefunden: Entgegen Uruguay, wo es kaum Propankartuschen mit Drehverschluss zu kaufen gibt, Argentinien, wo die Kartuschen 2-3x so teuer sind wie in der Schweiz, haben wir  in Chile die grossen 450g Kartuschen zum halben Preis als in der Schweiz gefunden und uns nun damit eingedeckt, so dass der Vorrat bis nach Kolumbinen reichen sollte, die Gasflasche werden wir bei einem Gashändler entsorgen, sobald sie ganz leer ist.

 

Wenn es entdunkelt kriechen auch wir ins Bett, brav vorher noch Zähneputzen und Katzenwäsche, bzw. auf einem Campingplatz die Dusche nutzen oder sofern man ungestört in der Natur ist, auch mal eine Dusche mit dem Duschsack geniessen, unserer mobilen Bobil Freiluftdusche. Das Licht wollen wir im Bobilchen möglichst wenig nutzen, da wir unsere Verbraucherbatterie nicht zu stark belasten können. Die hat nämlich auf den Holperpisten und in der Hitze des Nordens einen Schaden bekommen, und kann immer weniger Energie speichern, reicht schon kaum mehr für den Kühlschrank, geschweige für das Laden des Laptop. Batterie, auch so ein Thema, viele setzen hier auf Solarstrom, etwas was wir in Zukunft wohl auch irgendwann mal einbauen werden, vorerst müssen wir uns nun aber nach einer neuen, guten Versorgerbatterie umschauen.

 

Zugegeben, da gibt es schon einige Reibungspunkte und Ordnung gehört definitiv dazu, sonst wird es auf der kleinen Fläche schnell chaotisch. Man muss sich ohnehin an einen alternativen Sauberkeit/Hygiene Standard gewöhnen... Aber wir bekommen das alles erstaunlich gut hin, auch wenn wir nun wirklich 24h "aufeinander hocken". So nimmt man natürlich die Marotten des anderen noch ausgeprägter war, ob das nun mein Organisations- und Sicherheitsfimmel ist oder die manchmal arg lockere "wird schon passen" Attitude von Markus. Zum Glück haben wir uns aber angewohnt über Unstimmigkeiten zu sprechen, bevor sie zu sehr nerven und belastend werden. Ausserdem kennen wir uns mittlerweile gut genug, um zu wissen, ob eine etwas lautere Bemerkung der allgemeinen Gemeinheit (Fliegen, Wetter, "ist alles doof heute") oder der anderen Person gilt, schliesslich und endlich muss sich jeder mal kurz Luft machen können, ohne, dass sich der andere dadurch gleich angegriffen fühlen muss.

 

Und dann geht ein weiterer Tag zu Ende, manchmal ganz idyllisch und manchmal nach ein paar Aufregungen oder speziellen Besichtigungen, die noch etwas nachwirken. Man plaudert, kuschelt sich ein und döst langsam hinüber ins Traumland, begleitet von den Umgebungsgeräuschen oder der Stille der Natur.