Patagoniens Pampa und die Cueva de las Manos

Die Seenlandschaft und ihre Chalet-artigen Häuschen, welche irgendwie an unsere Alpen erinnern, liegt wieder hinter uns, die Schneeberge sind am Horizont verschwunden und die unendliche Pampa und ihr stürmischer ewiger Wind ist wieder unser Wegbegleiter. Der Wind rüttelt am Auto und beim Fahren muss man manchmal recht Gegensteuer geben.

 

Wir schlafen wirklich gut in unserem Bobil und auf den Therm-a-Rest Matratzen, den Schlafsack meist als Decke und freuen uns in den letzten Tagen über die Tatsache, dass wir in eine Standheizung investiert haben (das erleichtert das Aufstehen am Morgen und "aus dem warmen Bettchen steigen" erheblich). Bisher konnten wir fast immer das Dach aufstellen, haben also fast immer einen windgeschützten Platz gefunden. Leider scheint unsere Bordbatterie so ihre Zicken zu machen, offensichtlich sind ihr Hitze und Rüttelpisten nicht so bekommen und nun entlädt sie sich stetig selbst, mehr als 2 Nächte stehen mag sie nicht, dann ist sie runter und der Kühlschrank stellt aus (und die Butter zerläut). Bobilchen läuft rund und schnurrt zufrieden vor sich hin, den Scheibenwischer auf der Beifahrerseite konnte Markus problemlos reparieren. Wir lieben unser rollendes Zuhause, auch wenn es manchmal eng ist oder man sich wieder mal den Kopf oder sonst was stösst (und dann ein paar Fluchworte ausstösst). Und was gibt es sonst noch so zu berichten, von unterwegs? Nun ja, Bargeld brauchen wir nicht so viel, da wir grössere Beträge (Supermarkt / Tankstelle) mit Kreditkarte zahlen können. Aber muss man mal Geld abheben, so ist das so eine Sache. Nicht nur die Bank in der Schweiz will pro Transaktion ihren Anteil, sondern auch die Bank hier im Land. Zudem kann man hier maximal umgerechnet 100 CHF pro Mal am Automat beziehen und dadurch belaufen sich die Gebühren auf über 10%... happige Sache! Dafür sind die Campings nicht all zu teuer, wobei die Preise stark variieren, manchmal willkürlich scheinen und Höhe des Preises und gebotene Leistung nicht eben identisch sein müssen. Nebst den Tankstellen (Fernfahrer Stellplätze) scheinen wir eine Vorliebe für verlassene Kiesgruben zu entwickeln. Nicht eben die schönsten Übernachtungsplätze, aber irgendwie gibt es nicht viele Möglichkeiten entlang dieser unendlich langen Strecken durch meist eingezäuntes (die vereinzelten Schafe stehen trotzdem ausserhalb der Zäune), flaches Land. Die Kiesgruben sind gratis, nicht einsehbar von der Strasse und bieten anständig Windschutz. 

 

Wir fahren vorbei an einer…. was ist das? Eine Retortenstadt? Alle Gebäude scheinen recht neu, ein Teil davon scheint Militärwohngebiet zu sein, ein anderer grenzt an die super neue Tankstelle. Alle Häuschen fein säuberlich in Reih und Glied, mit Einfahrt, einstöckigem Bau mit ca. 3 Zimmern, Wassertank und Satelitenschüssel auf dem Flachdach. Daneben die Luxusausführung davon, mit Schild «für unseren Mittelstand», mit geschätzt 4 Zimmern, einem kleinen begrünten Vorgarten, Garage, eigener Strassenlampe sowie einem Blech-Giebeldach. Wir fragen uns, wer baut sowas, was zieht die Menschen in diese abgelegenen Dörfer, was arbeiten sie? Hier draussen haben fast alle Dörfer einen Kreisel (obwohl meist nur eine Ein und Ausfahrt), der geteert ist, selbst wenn der Rest der Strasse unbefestigt ist, diese Dorfeinfahrt ist mit vielen Strassenlampen beleuchtet, und dann steht da meist eine Art Tor, Säulen links und rechts der Strasse, welche an die Einfahrten der grossen Estancias erinnern, bei der Einfahrt ins Dorf steht «Willkommen» bei der Ausfahrt «gute Weiterreise». Je nach verbleibenden Geldmitteln reicht es dann noch für einen Mini-Boulevard mit Grünstreifen und weiteren Strassenlampen, welche derzeit (Weihnachtszeit) mit Neonlämpchen und grün/roten Plastikschleifen umbunden sind. Daneben liegt meist nicht viel, ausser eben ein Retortenquartier oder ein paar zusammengewürfelte Häuschen. Was natürlich auch nicht fehlen darf sind die regelmässigen Schilder "Las Malvinas son Argentinas", keine Ahnung was da die Engländer dazu meinen… 

 

Irgendwann kommt die Abzweigung zur Cueva de las Manos. Die unbefestigte Strasse führt weg von der R40 und führt etwas tiefer, trotz allem weht der Wind und plötzlich sind wir in Mitten eines Heugümper Schwarmes, welcher aber wegen der starken Winde gar nicht hüpfen kann sondern zu hunderten über den Boden krabbeln. Dann probiert es trotzdem einer, hüpft los und der Wind trägt ihn mehrere hundert Meter weit, keine Ahnung wie seine Landung ausfällt... Über die holprige Kiesstrasse huscht mal wieder ein Gürteltier, dann ein paar Nandus mit Jungtieren (zu süss, obwohl die Tiere irgendwie an Dinosaurier mit Federn erinnern) und Herden von Guanakos. Die Nandus schlüpfen durch die Zäune, die Guanakos springen drüber, elegant wie Antilopen. Leider beweisen aber auch hautbespannte Knochenreste an den Zäunen, dass es nicht alle so gut über den Zaun geschafft haben. Das stimmt traurig. Dafür freut der Anblick eins Hasen, welcher im Zickzack durch die rosa und weiss blühenden, bodendeckenden Büsche huscht. Leider blieb uns bisher der Anblick eines Chinchillones (ebenfalls hasenartiges Tier) verwehrt.

 

IOverlander sei Dank wird eine Abzweigung in ein sich unerwartent auftuendes Seitental, eine breite Schlucht angezeigt. Auch die angekündigte Öffnung im Zaun ist da und die erwähnte Dirt Road welche hineinführt. Mit etwas Bodenfreiheit unter den Rädern kommt man auf dem Weg gut voran und vor uns tut sich eine wunderschöne Ansicht auf: sonnenbeschienene ockerfarbene Felswände  links und rechts und unten ein austrocknender Salzsee in welchem sich Wildpferde, Guanakos und eine ganze Herde Nandus mit Jungtieren tummeln. Wir geniessen den Anblick und fahren etwas weiter in die Schlucht hinein, bis wir eine etwas grünere Stelle finden, welche ohne Stechfliegen und doch windgeschützt ist. Ein super schönes Plätzchen in Mitten der Natur. Wir geniessen den Nachmittag, öffnen die letzte Flasche Torrontes Wein aus Cafayate und kochen uns was Feines, während uns ein kleines, hamstergrosses Mäuschen vom Steinhaufen aus beobachtet. Ob wir wiederum von einem Puma beobachtet wurden, konnten wir nicht wissen, aber die von der Sonne ausgedörrten Knochen seiner Beute lagen als Zeuge seiner Präsenz im Tal verstreut. 

 

Am nächsten Morgen fahren wir weitere 50km bis zur berühmten Höhle (eigentlich ein Felsüberhang über einer Schlucht und keine Höhle wie sich herausstellt) mit den Händchen. Der Canadon del Rio Pinturas wurde schon vor über 10`000 Jahren bewohnt und diese Menschen (Jäger und Sammler) haben sich hier in drei unterschiedlichen Zeitperioden verewigt. Die prähistorischen Malereien gehören zu den ältesten menschlichen Zeugnissen Südamerikas. In der ältesten Periode (bis 7000 v.Chr.) ist charakterisiert von Jagdszenen, es sind Gruppen von Jägern die Guanakos jagen zu erkennen. Vorherrschende Farben sind Ocker, Rot, Violett und Schwarz. Auch in der zweiten Phase dominieren Jagdszenen, aber es kommen Tiere mit Jungen und trächtige Tiere dazu. In der dritten Phase (ab ca. 1500 v.Chr.) werden die Darstellungen stilistischer und statischer, die meisten Hand-Negative entstanden in dieser Zeit und je jünger die Motive, umso abstrakter die Motive (Zick-Zack Linien, Dreiecke und konzentrische Kreise). Die Motive wurden entweder mit dem Finger oder mit kleinen natürlichen Pinseln gemalt, die Hand-Negative durch eine Sprühtechnik (hohler Knochen, Pusten der Farbe wie mit einem Strohhalm) und einige der Farbpunkte mit Farbbeutel aus Tierblasen. Insgesamt sieht man 5 Farben: gelb (Sulfat), grün (spezieller Stein), rot (eisenhaltiger Stein, Hematite bzw. Maghemite), weiss (Tonerde) und schwarz (Holzkohle). Das Faszinierendste waren für uns nicht mal unbedingt die Malereien selbst (beeindruckender fanden wir die Höhlen Frankreichs), sondern der Farbenreichtum und die Tatsache, dass sich diese Malereien dank dem speziellen Klima über all die vielen tausend Jahre so gut erhalten haben.