Mendoza: Weinreben, Olivenhaine und ein herrlicher Pool

Wir kommen an einem Freitag Nachmittag in Maipu, südlich der Grossstadt Mendoza an, notabene an einem Feiertag (langes Wochenende) und am Vorabend eines Länderspiels der Fussballliga. Kaum freie Unterkünfte, und der Camping wäre wohl Horror gewesen, zumal die argentinische Jugend ohnehin gerne trinkt und mit lauter Musik das ganze Wochenende über feiert... Umso glücklicher waren wir, als wir die Antigua Residencia fanden. Nicht nur steht unser Bobil auf einem geschützten Parkplatz, nein die ganze Anlage ist überdurchschnittlich schön und gut renoviert worden, bietet ein gutes und dennoch zahlbares Restaurant, super freundliches und hilfsbereites Personal, die Möglichkeit Wäsche zu waschen, Dorms und Doppelzimmer und super saubere, moderne Sanitäranlagen. Zudem ein Pool und einen schön angelegten Garten inmitten den Weinreben in Maipu. Die Anlage war eine alte Weinkellerei, und so schlafen wir (ziemlich originell) in einem der ehemaligen Weintanks. Im Garten blüht und duftet Jasmin und wir können im Schatten einer herrlichen Terrasse sowie am Pool entspannen. Nicht eben günstig, die ganze Angelegenheit, aber knapp in unserem Budget, da wir bei Kreditkartenzahlung die Mehrwertsteuer rückerstattet bekommen. Empfehlenswert: Webpage

 

Leider haben wir in einem interessanten Gespräch auch erfahren müssen, wie schwierig die wirtschaftliche Lage derzeit, und im Speziellen für ausländische (ein italienischer Familienbetrieb) Unternehmer ist. Die Geldabwertung von über 35% im Jahr ist kaum auszugleichen, Margen nehmen ab und alles verliert an Wert. Dadurch verarmt der Mittelstand und die Unterschicht rutscht in Armut und teilweise leider auch Kriminalität ab. Dies ist hier in Mendoza stark zu spüren, wo es extra eine Touristenpolizei gibt, welche Merkblätter herausgibt, in denen beschrieben ist, welche Gegenden man besser meiden soll und von diesen Gegenden, welche als Slums bezeichnet werden, gibt es immer mehr.

 

Gestern haben wir zwei klapprige, alte Fahrräder gemietet und sind entlang der Alleen, Weinreben und Olivenhaine zu einer Bodega und einer Olivenöl Farm geradelt. Hinter den Rebbergen kann man die Schneegipfel der höchsten Berge in der südlichen Hemisphäre erblicken. Die Weine, die wir hier bisher probiert haben, sind gute Tischweine, aber nix was uns aus den Socken haut, die berühmten Weingüter befinden sich alle ausserhalb. Dafür kam ich gestern anstelle mit einer Flasche Wein, mit einer Flasche Olivenöl und einer Flasche Balsamico Essig zurück. Die Führung auf der Olivenöl Farm war wirklich interessant: Laur_Webpage

 

Seit 1906 werden hier Oliven angebaut, so sind die Bäume auch schon über 100 Jahre alt, allerdings ist dies bei Bäumen, welche 2000 Jahre alt werden können, nicht viel. Es gibt viele unterschiedliche Olivenbaum Sorten, einige mit kleinen, andere mit grösseren Oliven. Jedoch trägt jeder Olivenbaum erst grüne, später violette und am Ende schwarze Oliven, es entspricht also dem Erntezeitpunkt, welche Farbe eine Olive hat. Wenn man Oliven essen möchte, dann müssen diese erst für einen Monat in einer Salzlake eingelegt werden, wodurch sie die Bitterstoffe verlieren.

 

Bis 1998 wurde das Olivenöl nach altem Verfahren kalt gepresst, danach hat man auf moderne Technologie umgestellt und kann nun effizienter und ohne Qualitätsverlust produzieren. Kalt gepresst bedeutet, dass man nach traditioneller Art die gesamten Oliven mit einem Mühlstein quetscht, dann wird diese Masse auf Korbscheiben im Sandwich Verfahren geschichtet und in einer Presse gedrückt. Die austretende Flüssigkeit wird gesammelt und in ein Überlaufbecken gefüllt. Da Öl auf Wasser schwimmt, kann man so das Öl vom Wasser trennen. Schneller geht der Prozess natürlich mit Zentrifugen und einer minimalen Erwärmung auf um die 20 Grad, dann ist es aber nicht mehr kaltgepresst. Extra Virgen bedeutet, dass nur die besten und vollständigen Oliven genutzt wurden, Virgen ist sozusagen alles, auch weniger qualitativ hochstehende Ernte. Am Ende steht wiederum der Fachmann, welcher reine Öle herstellt oder Blends von unterschiedlichen Baumsorten etc. Laur hat schon internationale Preise gewonnen.  

 

Auf dem gleichen Gelände befindet sich eine Manufaktur für Balsamico Essig, der ersten in Mendoza. Sie haben sogar die Lizenz erhalten nach den Reinheitsgeboten von Modena (geschützter Name und Prozess) zu produzieren. Da aber unter diesen Richtlinien der Essig 15 Jahre im Fass reifen muss (es werden etwa 7 verschiedene Hölzer genutzt, also nicht nur Eichenfässer) wird die erste Charge erst 2029 fertig sein. Somit stellen sie derzeit in erster Linie gute Balsamico Essige her: Traubenmost wird vergoren und danach mit Rotweinessig vermengt, danach eingedickt und je nach Qualität in Holzfässern gelagert.

 

Nach der Führung gab es noch eine Degustation der Öle und Essige. Wirklich gut, und dazu dann noch Oliven, Olivenpaste, Brot und getrocknete Tomaten. Den heutigen Tag haben wir am Pool verbracht, am Blog geschrieben, die Sonne genossen und vielleicht können wir (je nach Stabilität des WLAN) auch noch ein paar Bilder hochladen. Ab morgen geht es Richtung mittlerer Westen oder eben Lake Distrikt. Eine neue Gegend Argentinien wartet auf uns.