Wunderschöner Start in die 3. Etappe

Wir entschieden uns die 3. Etappe in Angriff zu nehmen, vor allem auch, weil die Wetteraussichten bis auf eine Regenfront, welche wir im Zelt hofften aussitzen zu können, gut waren. Ausserdem waren die Füsse wieder trocken, schmerzten nur noch am Morgen beim Aufstehen sowie bei den ersten Schritten nach einer Pause und wir hatten weniger Proviant dabei, da wir für die kommenden Tage nichts dazugekauft hatten, sondern erst einmal aufbrauchen wollten was wir noch hatten. Somit fühlten sich unsere Rucksäcke leichter an, wenn auch mit 18kg bzw. 22kg immer noch viel zu schwer. Ein gutes Frühstück mit Eiern (Protein!) im Bauch ging es zur Pier von Kvikkjokk. Der Bootsführer kam etwa 10 Minuten später als verabredet, entschuldigte sich, dass der erste Frost im Jahr dem Motor zugesetzt hätte, aber wir freuten uns über die Nachricht Frostnacht und die Tatsache, dass Mücken ab jetzt kaum mehr ein Problem darstellen würden. Da es ein so schöner Sonntag war, war auch der Bootsführer guter Dinge und machte mit uns gleich noch eine Rundfahrt über den See, zu den Stromschnellen und in kleine Flachwasserkanäle, wo sich die Bäume im klaren Wasser spiegelten. Auf der anderen Seite wurden wir von ein paar Unglückshäher (schwedisch: Lavskrika) begrüsst. Was so unglücklich klingt, sind putzige Vögel, die, wie wir herausfanden, sehr neugierig sind und wie Alpendohlen darauf hoffen, dass etwas für sie abfällt, wenn sie einem Wanderer für eine Zeit lang folgten. Leider wussten wir das zu dem Zeitpunkt noch nicht, und so verzogen sich die schönen Vögel nach einiger Zeit, und verabschiedeten sich mit einem Flügelschlag ihrer wunderbaren roten Flugfedern.

Es scheint als würde dieser Streckenabschnitt des Kungsleden unterschätzt, er müsste eigentlich mehr Wanderer locken. Die Trampelpfade sind nicht so deutlich zu erkennen (dafür in der Regel viel angenehmer zu begehen), die Plankenwege manchmal in schlechtem Zustand oder ganz ausgesetzt und Hütten gibt es auf dem ganzen Weg keine, aber die Landschaft ist wirklich schön, vor allem natürlich an einem so sonnigen Tag wie an diesem Bilderbuch Sonntag. Wir wanderten durch eine zeitlose Wildnis, ein Stück durch ein Naturreservat, der aus altem Nadelurwald besteht und von hohen Bergen umgeben ist. Er steigt dabei in drei Stufen steil hinauf, ehe wir das flache Hochland mit einem zauberhaft schönen Birkenwald erreichten. Am Südrand dieses Gebietes fliesst ein Bach und der Ort bietet enorme Ausblicke, die zeitweise an die Steppen Afrikas erinnerten, nur dass es keine Akazienbäume sondern Birken waren und Rentiere anstelle Grosswild auf den Wiesen auftauchten. Von hier aus setzten wir die Wanderung über einen Bergrücken fort. Auf diesem Bergrücken stellten wir unser Zelt auf, oberhalb einer Moräne und mit fantastischer Weitsicht. Ein langer, aber sehr schöner Tag, den wir sogar mit einem Abendessen, welches wir vor dem Zelt, im Windschatten, ohne Mücken und in der Abendsonne geniessen konnten, beendeten. Wenn es doch immer so wäre...!