Minimarkt in der Wildnis

In der Nacht hatte es stark geregnet und gestürmt, trotz allem schlief ich gut und erlaubte mir sogar in den sehr frühen Morgenstunden eine Regendusche zu nehmen, schliesslich ist um diese Zeit noch keiner unterwegs und so «tanzte ich nackt auf dem Kungsleden», wenn auch nur für ein paar wenige Minuten. Der Regen ging in den Morgenstunden in ein Nieseln über, aber das Zelt im Regen abbauen ist kein Vergnügen. Langsam entwickelt sich in den Schuhen ein unangenehm feuchtes Klima, zwar sind sie noch dicht, aber leider trocknen sie auch nicht mehr über Nacht, es wird nix mehr richtig trocken, so miefen die Socken mittlerweile auf sehr unschöne Art und sind am Morgen wohl ausgelüftet, aber kein bisschen trockener… aber das gehört wohl einfach dazu. Obwohl wir einen Minimalstandard an Hygiene aufrecht erhalten können, muss man sich erst daran gewöhnen, dass sich dieser Standard deutlich vom normalen unterscheidet. Zum Glück ist die heutige Wanderkleidung ja sensationell schnell trocknend und ohne unangenehme Gerüche aufzunehmen, kann sie über Tage, ja Wochen getragen werden. Ja dieser Trail lehrt einem Demut und Dankbarkeit, Dankbarkeit für einfachste Dinge wie ein warmes Essen im Bauch und die Wärme des Schlafsackes.

Da wir nicht wissen, wo und wann wir das nächste Mal an Proviant herankommen, wollten wir heute bei den Kaitumjaurehütte vorbeischauen, wo es einen Proviantverkauf gibt. Im Poncho ging es wieder unterhalb der Baumgrenze weiter und nach einiger Zeit kamen wir zu den Hütten. Triefend nass standen wir vor der Hütte, als uns eine freundliche Frau ansprach, nach unserem Wohlbefinden erkundigte und dann auf die gedeckte Terrasse einlud. Wie sich herausstellte war es die Hüttenwartin und sie liess uns unsere Rucksäcke im Trockenen ausziehen, bot uns eine heisse Limonade an und eröffnete den Laden, quasi ein Supermarkt in

der Wildnis. Wir waren beeindruckt von der Vielfallt der Dinge, aber auch erstaunt ab Kuriosem, wie zum Beispiel Eiern und Chilli. Wie wir erfuhren, werden alle STF Hütten regelmässig mit dem Helikopter beliefert, was dieser jedoch jeweils dabeihat, begründet sich nicht auf einer Bestellung, sondern ist rein zufällig. So gibt es eben manchmal frische Eier, und andere Male Chilli. Wir ergänzten unseren Proviant für die 2. Etappe (was unsere Rucksäcke erneut unnötig beschwerte), durften unseren Müll abgeben und bekamen auch noch Infos über den Schiffahrtsplan in Teusajaure und den Busfahrplan in Vakkotavare. Was für eine Gastfreundschaft!

Als wir wieder rauskamen, hatten sich die Regenwolken verzogen und zu unserer Überraschung zeigte uns die Hüttenwartin noch die «hauseigenen» Elche, welche weit unten in einer Lichtung am Fluss grasten. Für ein vernünftiges Foto war es zu weit weg, aber mit meinem Monokular konnte ich diese gut beobachten, bevor sie sich wieder ins Unterholz zurückzogen. Leider blieben dies die einzigen Elche, welche wir auf der ganzen Tour sahen und ich fragte mich mal wieder, warum schleppe ich eigentlich mein Teleobjektiv mit mir rum. Wegen des Rotfuchses, welcher zu hoch oben im Fjäll seine Runden drehte oder wegen dem Waldhuhn das uns kurz danach begegnete? Auf alle Fälle träumten wohl nicht nur die weiblichen Elche in der Lichtung davon, einen Elch mit stattlichem Geweih von Nahem zu sehen, sondern auch wir...