Fischer die sich selber fischen

Im Verlaufe des Nachmittages kamen wir runter ans Seeufer bei den Teusejaure Hütten. Erneut bot uns der Wird Limonade an und erklärte, dass er in etwa einer halben Stunde mit dem Motorboot auf die andere Seite fahren würde. Wir kauften ein Ticket und erkundigten uns neugierig, was er denn gegen die Mücken machen würde. Während wir darüber sprachen, sassen sicher zwei bis drei Mücken auf seinem Gesicht und wir alle hatten jede Menge schwirrender Viecher um uns herum. Er meinte sehr stoisch, nicht viel, man lässt sie halt. Eine ähnliche Antwort haben wir auch anderswo erhalten: man könne da nicht viel machen, in der Nacht helfen Oropax, dann hört man sie nicht, aber das sie halt stechen sei völlig normal. Am aggressivsten seien sie kurz nach dem Regen, aber nun sei dann eh bald Ruhe, denn sobald die erste Frostnacht komme, halbiere sich das Problem und kurz darauf sei Ruhe und man könne den Herbst geniessen.

 

Wie wir so plaudern, kommt ein Mann daher, der sich irgendwie die Backe nahe dem rechten Auge hält und dort baumelt etwas. Erstaunlich ruhig fragt er den Hüttenwirt, ob er irgend eine Zange hätte, um den Widerhaken abzuknipsen. Erst jetzt sah ich was los war, der gute Herr hatte sich mit seiner eigenen Fischerrute geangelt (bzw. stand hinter seinem 4-jährigen Sohn, welcher seinen Vater geangelt hatte) und nun steckte der Widerhaken mitsamt dem Köder in seiner Wange. Ich wollte schon nach meinem Erste Hilfe Set im Rucksack graben, als wir von einem Medizinstudenten hörten, der ebenfalls im Fischerurlaub war und dem guten Hobbykollegen helfen konnte. Was uns an der ganzen Geschichte jedoch am meisten erstaunte, war nicht der Unfall an sich, sondern die Ruhe, mit welcher sowohl Fischer als auch der Hüttenwart reagierten. Ist ja alles nicht so tragisch, kann ja vorkommen, können wir ja alles wieder lösen, kommt schon gut, also bloss keine künstliche Hektik. Nun sind wir angekommen, abseits der Hektik, faszinierend einfach und beruhigend zugleich.

 

Natürlich begann es kurz nach der Überfahrt wieder zu regnen, der Weg wurde zu Morast und meine Schuhe gaben nach, bzw. liessen Feuchtigkeit durch. Nun war es also soweit, aber man geht einfach weiter, mit guten Schuhen und Socken, gibt es nur ein unangenehmes Fussklima, aber zumindest keine Blasen. Langsam verstehe ich, warum Einheimische mit Gummistiefel unterwegs sind, bzw. Jägerstiefel. Am nächsten Tag kamen wir gegen Mittag in Vakkotavare an, von wo es am Nachmittag mit Bus und Schiff zum Ausgangspunkt der zweiten Etappe weiterging. Da ich nun ja nicht unangenehm auffallen wollte, wusch ich als erstes meine Socken und Füsse im Bach und betrat dann barfuss, bzw. in Reservesocken den Aufenthaltsraum der Hütte. Erneut durften wir die Gastfreundschaft des Hüttenwirtes geniessen, der uns nicht nur die obligate warme oder kalte Limonade anbot, sondern auch Wasser für heisse Getränke kochen und die warme Stube zum Aufwärmen geniessen liess. Zudem stellte ich fest, dass ich nicht die einzige mit nassen Füssen war, es hingen schon einige Socken über dem Holzofen und wir alle durften die feuchten Schuhe um den Ofen herum zum Trocknen platzieren. Zugegeben, ein etwas ungewöhnliches Düftchen strömte da vom Ofen herüber, aber wir sassen ja alle im selben Boot, und so störte es auch keinen. Im Gegenteil, wir begannen uns auszutauschen, und lernten andere Wanderer und deren Motivation den Weg zu gehen kennen.