Candyshop und Wander-Disneyland

Wieder zu Hause, tippe ich nun meine handschriftlichen Notizen in den Blog, um unsere Erfahrungen mit Euch zu teilen. So sind die einzelnen Beiträge unterteilt und die Fotos der ganzen Wanderung können im Menu "Bilder" angeschaut werden. Unten gleich der erste Eintrag:

 

Nach einem guten Flug nach Stockholm und kurzem Schrecken am Gepäcksband (mein Rucksack kam aus welchen Gründen auch immer bei den Spezialgepäckstücken auf einem anderen Band an) ging es komfortabel und schnell mit dem Arlandia Express in die Innenstadt. Am Hauptbahnhof mussten wir dann feststellen, dass unsere Zugtickets uns zwar die Berechtigung geben hätten uns in der Lounge zu verpflegen und unsere Rucksäcke zu deponieren, diese Lounge nun aber leider wegen Sommerferien geschlossen war.

Tja – und auf der Auskunft der Bahn hatte man auch keine Lösung bereit. Somit stopften wir unsere Rucksäcke für recht teures Geld in die grössten Gepäckfächer und spazierten gewichtsbefreit in die Innenstadt, wo es kurz darauf zu regnen begann. Nach einem guten Sandwich und Kuchen in einem sympathischen Kaffee, tröpfelte es nur noch und wir erkundeten Gamla Stan, die Altstadt mit dem Schloss. Sehr schön anzusehen, auch bei nassem Kopfsteinpflaster.

Als es später wieder zu regnen begann, entschlossen wir uns gegen einen Museumsbesuch (es war auch schon früher Abend) und zum Einkaufen im Coop, ein wenig Verpflegung für die Zugfahrt. Leider gab es keine Gaskartuschen zu kaufen, das Einzige was wir wirklich brauchten aber nicht von Zuhause mitbringen konnten. Sehr komfortabel reisten wir im Schlafwagen von Stockholm bis (fast) nach Abisko Östra, denn wir hatten für einen Schnäppchenpreis ein 2-er Schlafwagenabteil ergattert. Das Zugrestaurant ist seines Namens nicht wirklich würdig, aber zumindest durften wir zum Frühstück alles Mögliche mit in das Abteil nehmen (im Preis inbegriffen), so auch gekochte Eier und ein Fischaufstrich aus der Tube den die Schweden wohl gerne dazu essen. Wegen Gleisarbeiten mussten dann alle Reisenden nach rund 15 Stunden in Kiruna aussteigen und wurden per Bus weiter nach Abisko gefahren. Dort angekommen nieselte es leicht und wir spazierten in die Unterkunft (2-er Zimmer in einem Backpacker mit Gemeinschaftsküche & Nasszellenhäuschen). Ich fluchte innerlich über das Gewicht meines Rucksackes und hoffte inständig, er möge über Nacht in magischer Weise leichter werden. Ich wusste, ich hatte zu viel eingepackt, allerdings noch nicht so genau was.

Kurz danach erkundigten wir Abisko zu Fuss, selbstverständlich mit Regenjacke. Die Ortschaft ist klein und um den Bahnhof herum angelegt, Highlight ist ein Supermarkt an der Hauptstrasse, bzw. eine Überraschung der anderen Art. Erneut konnten wir keine Gaskartuschen kaufen, und auch sonst kaum was, ausser: Süssigkeiten. Das muss der wohl grösste Süsswarenladen im Norden sein: 3 riesige Abteilungen nur Zuckerwaren, Bonbons, Schokolade etc. sowie ein paar weitere Abteilungen mit Süssgetränken und Chips in allen möglichen Varianten. Zum Glück mussten wir keinen Proviant einkaufen, da wir alles Notwendig für die erste Etappe mitgebracht hatten. So sass ich unter anderem ja auch zu Hause am Küchentisch und füllte zum Amüsement von Markus 50g Porridge portionenweise in kleine Plastiksäckli, schüttete 20g Milchpulver sowie eine Prise Zimt obendrauf und wog so für 20 Tage mein Frühstück ab. Ich gebe zu, es sah komisch aus und kann leicht mit etwas anderem assoziiert werden. 

Unsere Gaskartuschen fanden wir dann glücklicherweise in der STF Fjällstation 2 Kilometer weiter oben am Hang mit Blick über den örtlichen See. Aber was für ein Trubel! Erst dachen wir Fjällräven macht eine Zelt-Ausstellung wie die Transa jeweils im Frühjahr, und zudem gab es jede Menge Stände. Teilweise konnte man sich die Schuhe putzen lassen, Rollkoffer deponieren, Rucksäcke und Abfallsäcke wiegen lassen, ja sogar einen Termin im Massagezelt ausmachen. Was für ein Wander-Disneyland! Leicht irritiert kehrten wir in unseren Backpacker zurück und rätselten was das wohl alles bedeutet, wie der Trail sein wird und wie wir unter der Last unserer Rucksäcke nicht nur langsam, sondern auch einigermassen beschwerdefrei gehen können.