1000 mal Hey-Hey

7.30 Uhr war Abmarsch im Dorf und um 8 Uhr lösten wir unsere STF Mitgliedschaft, um in den Unterkünften entlang des Trails preiswerter übernachten zu können, bzw. diese über die Mittagsstunden nutzen zu dürfen und verbilligte Überfahrten mit den Motorbötchen zu bekommen. Auch in den kommenden Monaten kann uns diese Mitgliedschaft Vorteile bringen, denn die Karte ist weltweit in den Jugendherbergen gültig.

Beim obligaten Foto am Eingang zum Trail war es trocken und auch die Wetteraussichten sahen nicht schlecht aus, der Trail hingegen war ziemlich feucht und ausgetreten. Und dann kamen uns die ersten Wanderer entgegen, dies, wie wir annahmen, weil sich rund 5km nach dem Start die einzige offizielle Zeltmöglichkeit im Nationalpark befindet. Doch auch nach diesem sehr nassen und überfüllten Zeltplatz rissen die Wanderer Ströme nicht ab. Wir überlegten schon, ob wir ein Schild malen sollten, damit wir nicht andauernd Hey-Hey (so grüsst man hier) sagen müssen. Wir kamen an einer kleinen Schlucht und einem schönen Wasserfall vorbei und machten an einem klaren Flüsschen Mittagsrast. Der Rucksack drückte schwer, meine Hüften meldeten sich und wir kamen tatsächlich nicht so recht vorwärts, viel langsamer als man sich das gewohnt ist.

Am Nachmittag kamen uns dann immer noch mehr Wanderer entgegen, alle mit so orangen Wimpeln am Rucksack, auch ganze Wandergruppen, teilweise mit Nationalflagge aus allen Ecken der Welt, Teilweise mit Reiseleiter der sogar ein Fähnchen an den Rucksack gebunden hatte, welches an den Schirm erinnerte, welche Reiseleiter von grossen Gruppen oft bei Stadtbesichtigungen herumtragen, damit sich die Leute nicht verlieren. Den Höhepunkt erreichte die Geschichte jedoch, als wir nach rund 20km die Nationalparkgrenze kurz nach den Abiskojaure Hütten verliessen und dem Trail weiter südlich folgten. Wir trafen auf Schilder «Fjällräven Classics Camp» und man glaubte sich an einem Openairfestival… wir befürchteten das Schlimmste für den Rest des Trails, fanden aber ein einigermassen abgeschiedenes Plätzchen für uns noch etwas weiter südlich als dieses Camp.

Am nächsten Tag ging es weiter mit diesen Massen, ganze Gruppen mit Hunden (welche ihre eigenen Rucksäcke trugen), oder Jogger mit kaum einem Gramm Gewicht in ihren Rucksäcken und immer wieder ganze Reisegruppen. Alle kamen sie uns entgegen, in unsere, also südliche Richtung ging kaum jemand. Richtig merkwürdig wurde es, als uns Leute anfingen Ratschläge zu geben, so erzählen uns einige von riesigen Herden von Rentieren gleich am nächsten Hügelzug, zu sehen waren dann weit weg zwei kleine Gruppen. Oder die Mädels, die wie verrückt in einem Wassertümpel Wasser filterten und uns sagte, dass sei das letzte Wasser für lange Zeit und wir müssten unbedingt unsere Flaschen auffüllen, aber keine 500 Meter später gingen wir über mehrere frisch sprudelnde Bächlein. Oder der besorgte Junge, der fast getrieben auf uns zu rannte und sagt wir sollen unsere Kopfnetze aufsetzen, da unten am See hätte es tausende von Mücken, dann waren da aber nicht mehr als weiter oben, wo wir herkamen. Waren die alle dehydriert?!

Inzwischen wissen wir mehr über diesen Event. Über 2000 Personen erwandern die Strecke von Nikkaloukta nach Abisko. Es ist kein Wettbewerb aber ein Riesenanlass und wird von Fjällräven jedes Jahr Mitte August durchgeführt. Für die rund 100km lange Strecke werden in der Regel 6 Tage gerechnet, man muss im Zelt schlafen, bekommt aber Essen und Campinggas entlang der Route gestellt und es gibt Checkpoints, an denen man sich melden muss. Man zahlt eine Teilnahmegebühr von rund 270 CHF (welche den Transfer zurück zum Startpunkt sowie einen Gepäcktransport und Kofferaufbewahrung beinhaltet) und am Ende bekommt jeder Finisher eine Auszeichnung. Wir waren froh festzustellen, dass uns ab dem 3. Tag keiner mehr entgegenkommt und der Zirkus vorbei war. Somit wurde es ab der Alesjaurehütte ruhiger und wir freuten uns wieder, wenn wir andere Wanderer mit Hey-Hey grüssen konnten.